Di., 31.01.23 | 05:30 Uhr
Ukraine: Philosoph Nida-Rümelin zu Friedensoptionen
Ohne eine Idee, wie es weitergehen könne, würden wir nicht mehr aus de Situation herauskommen, sagte der Philosoph Prof. Julian Nida-Rümelin mit Blick auf den Krieg gegen die Ukraine. Für viele sei die Vorstellung einer Welt, die übersichtlich in zwei Blöcke aufgeteilt ist, eine angenehme. „Wollen wir das wirklich? Wollen wir nicht ein multipolare Welt, in der Europa auch Chancen hat, sich zu entfalten, nicht nur als Anhängsel der USA? Wollen wir nicht eine globale Zivilgesellschaft mit Vernetzung?“ fragte Nida-Rümelin. Er hoffe, das sei keine Utopie.
Internationale Friedenskonferenz muss stattfinden
Zu den Friedensperspektiven im Krieg gegen die Ukraine sagte der Philosoph, es habe ja durchaus Verhandlungen gegeben. "Das heißt, wir hatten Verhandlungen. Und die Ukraine hat ja noch mal ausdrücklich gesagt: Wir würden befürworten, dass eine internationale Konferenz stattfindet zum Ausloten der Friedenschancen. (…) Also wenn die Ukraine selbst so etwas vorschlägt, dann muss man doch alles tun, um sowas auszuloten, (…) ob das erfolgreich sein könnte." Selbst wenn es nicht erfolgreich wäre, den Versuch müsse man unternehmen, betonte Nida-Rümelin. 100.000 Soldaten seien bereits auf beiden Seiten gestorben. Hinzu kämen 9000 ukrainische Zivilisten. "Wir müssen möglichst schnell aus diesem Krieg raus. Das kann ja so nicht weitergehen."
Sicherheitsgarantien für die Ukraine
Der Westen befände sich seit Kriegsbeginn auf einer Gratwanderung. Es dürfe keinen Sieg Putins, keinen Diktatfrieden nach dem Willen Putins geben. "Das heißt, die Ukraine muss unterstützt werden" Er glaube, "dass wir nur rauskommen, wenn wir wahrscheinlich in den Pfaden, die Henry Kissinger, nicht der dümmste Diplomat, skizziert hat."
Die Ukraine brauche Sicherheitsgarantien, möglicherweise als Mitglied der NATO. Russland müsse sich aus den besetzten Gebieten zurückziehen. "Und dann würde ich mal empfehlen, – das sagt Kissinger nicht –, lass doch mal die Bevölkerung selbst entscheiden", forderte Nida-Rümelin.
Stand: 31.01.2023 11:00 Uhr
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