Service: Erfolgreich bewerben

mit Prof. Dr. Uwe Kanning, Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Hochschule Osnabrück

Nach einer Prognose der Weltbank für die Jahre 2026 bis 2036 wird die Bevölkerung im erwerbstätigen Alter in Deutschland um 7,2 Prozent schrumpfen. Schon heute gibt es in vielen Bereichen einen Personalmangel. Das führt dazu, dass Unternehmen immer mehr auf die Bedürfnisse potenzieller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingehen. So wird in Stellenanzeigen mit zusätzlichen Urlaubstagen, einer betrieblichen Altersvorsorge, oder Krankenversicherung geworben. Auch kostenlose Verpflegung, die in der Tech-Branche längst Standard ist, wird immer häufiger angeboten. Ebenfalls wird die Fahrt zum Arbeitsort durch Zuschüsse (ÖPNV, Fahrrad, Auto etc.) schmackhaft gemacht.

Der Prozess der Personalauswahl ist in Deutschland in starkem Maße durch Traditionen und subjektive Überzeugungen der Arbeitgeber geprägt. Das ist aus Sicht der Forschung aber keineswegs immer zielführend. Dennoch sind Bewerber/innen gut beraten, sich über die Methoden der Arbeitgeber zu informieren und ein Stück weit auch nach deren Spielregeln zu handeln, um am Ende erfolgreich zum Ziel zu gelangen.

Gute Vorbereitung

Wer sich für einen bestimmten Arbeitgeber interessiert, sollte sich vorher im Internet differenziert über die Stelle und auch über den Arbeitgeber insgesamt informieren. Dabei sollte grundsätzlich nicht alles geglaubt werden, was auf den Internetseiten großer Unternehmen zu finden ist. Oft wird hier – wie in der Werbung – die Realität positiv verzerrt dargestellt.

Realistische Informationen sind eher durch ein Praktikum zu bekommen oder durch Gespräche mit Menschen, die bereits in diesem Unternehmen arbeiten. Zudem bieten viele Arbeitgeber an, sie vorher zu kontaktieren, um eigene Fragen zu stellen. Dieses Angebot sollte man durchaus annehmen.

Eigene Ziele klären

Vor einer Bewerbung ist es wichtig, sich zu fragen, ob der beschriebene Arbeitsplatz tatsächlich zu den eigenen Fähigkeiten und Bedürfnissen passt. Denn schließlich geht es in der beruflichen Arbeit nicht nur darum, Geld zu verdienen, sondern auch einen großen Teil seines Lebens mit bestimmten Aufgaben und Menschen zu verbringen.

Neben der Höhe des Gehaltes sollte daher auch entscheidend sein, ob ich selbst die entsprechenden Tätigkeiten gerne übernehmen möchte, ob ich den Aufgaben wirklich gewachsen bin und ob ich auf dieser Stelle die eigenen Bedürfnisse tatsächlich befriedigen kann.

Aktiv bewerben

Der nächste Schritt besteht in der aktiven Bewerbung. Die meisten Unternehmen ermöglichen es heute, die Bewerbung per E-Mail einzureichen. Größere Unternehmen haben eigene Karriereseiten im Internet. Hier kann ein Bewerbungsfragebogen ausgefüllt und die eigenen Zeugnisse als Anhang mitgeschickt werden.

Auch wenn der Prozess der Bewerbung heute viel moderner anmutet als vor vielleicht 20 Jahren, hat sich hinsichtlich der Kriterien, die Unternehmen zur Bewertung heranziehen, wenig verändert. Für den eigenen Erfolg ist es wichtig, dass die Bewerbungsunterlagen möglichst makellos aussehen. Im Anschreiben sollte ich deutlich machen, warum ich mich für die ausgeschriebene Stelle interessiere. Inwiefern ich den Anforderungen der Stellenausschreibung entspreche und warum ich gerne in diesem Unternehmen arbeiten möchte. Bestehen bereits persönliche Kontakte zu dem Unternehmen, beispielsweise aufgrund eines Praktikums, sollte dies erwähnt werden.

Bei einer Online-Bewerbung sollten alle Unterlagen, einschließlich der Zeugnisse in einem einzigen Dokument zusammengefasst sein. Der Lebenslauf sollte dem Arbeitgeber schnell einen guten Überblick darüber verschaffen, mit wem er es hier zu tun hat. Wichtig ist auch, alle Arbeitszeugnisse mitzuschicken, damit der Arbeitgeber nicht noch einmal nachfragen muss.

Vorstellungsgespräch

Folgt nach dem Bewerbungsprozess das Vorstellungsgespräch, ist es wichtig, sich auch hierauf sorgfältig vorzubereiten. Mehr als die Hälfte der Unternehmen in Deutschland stellen die folgenden Fragen:

• Was sind Ihre Stärken?
• Worin liegen Ihre Schwächen?
• Warum haben Sie sich bei uns beworben?
• Warum soll ich Sie einstellen?

Bereiten Sie sich gut auf diese Fragen vor. Wichtig ist dabei, auf der einen Seite glaubwürdig zu erscheinen, auf der anderen Seite aber keine Eigenschaften zu nennen, die von dem Arbeitgeber nicht geschätzt werden. Hierbei helfen die Stellenanzeige sowie die Beschreibung der Unternehmenswerte im Internet.

Viele Arbeitgeber erwarten auch, dass sich der Bewerber detailliert über den Arbeitsplatz und das Unternehmen informiert hat. Es ist daher zu empfehlen, auch Details über das Unternehmen, wie zum Beispiel die Geschichte oder jüngste Entwicklungen für das Bewerbungsgespräch im Hinterkopf zu haben.

Obwohl diese Fragen keineswegs sinnvoll sind, werden sie immer noch von mehr als 50 Prozent der Unternehmen gestellt. Als Bewerber müssen Sie jedoch nicht jede Frage beantworten. Manche Fragen, wie etwa die nach der Familienplanung, sind rechtlich nicht erlaubt. Darauf dürfen Sie einen potenziellen Arbeitgeber auch durchaus hinweisen, wenn entsprechende Fragen dennoch gestellt werden. Sie müssen als Bewerberin oder Bewerber nicht alles mit sich machen lassen.

Üblicherweise ist im Vorstellungsgespräch auch die Möglichkeit gegeben, selbst Fragen an den Arbeitgeber zu stehen. Derartige Fragen sollten Sie sich vorher gut überlegen. Wer keine Fragen stellt, wirkt schnell uninteressiert.

Weitere Informationen

• Erfolgreich bewerben: So geht‘s
https://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/Tipps-fuer-eine-erfolgreiche-Bewerbung,bewerbung256.html

Stand: 30.01.2023 07:54 Uhr