Pressemeldung vom 22.02.2022
Dreifachmord in Dänischenhagen und Kiel: Ermittler hatten vor der Tat Hinweise auf möglichen Besitz illegaler Waffen
Hinweise auf rechtsextreme Gesinnung beim mutmaßlichen Täter: Pistole mit Schriftzug: „In Verbundenheit - Adolf Hitler“
Vor dem morgigen Prozessbeginn im Fall des Dreifachmords von Dänischenhagen und Kiel gibt es nach Informationen des ARD-Politikmagazins REPORT MAINZ neue Erkenntnisse.
Demnach lagen der Polizei schon Monate vor der Tat mehrere Hinweise vor, nach denen der spätere mutmaßliche Täter Hartmut F. möglicherweise illegal Waffen lagerte und eine rechtsextreme Gesinnung hat. Im Mai 2021 soll F. mit illegalen Waffen drei Menschen brutal getötet haben, darunter seine Ehefrau.
Anonyme Hinweise zu möglichem Waffendepot
So gingen nach Recherchen von REPORT MAINZ im November und Dezember 2020, also rund ein halbes Jahr vor der Tat, beim Landeskriminalamt Schleswig-Holstein und beim Polizei-Bezirksrevier in Kiel zwei anonyme Hinweise zu Hartmut F. ein. Ihnen zufolge soll F. in seinem Haus in Westensee bei Kiel im Keller Munition und Waffen gelagert haben, nicht alles davon sei legal gewesen. In einem der Hinweise ist von einem Arsenal von mehr als 100 Waffen die Rede. Der Verfasser eines der Schreiben forderte die Ermittler zum Handeln auf, bevor etwas Schlimmeres passiere.
Nebenklage-Anwalt sieht Versäumnis bei Behörden
Jan Kürschner, der in dem Verfahren Angehörige eines der Opfer als Nebenkläger vertritt, sieht mögliche Versäumnisse bei den Behörden. „Meiner Ansicht nach hätten die Ermittler den Hinweisen akribisch nachgehen und nach den mutmaßlich illegalen Waffen suchen müssen, doch das hat man nicht getan“, so Kürschner gegenüber REPORT MAINZ. „Eigentlich müssen die Behörden doch ein Interesse daran haben, die schätzungsweise 20 Millionen illegalen Waffen in Deutschland aus dem Verkehr zu ziehen.“
Polizei bestätigt Echtheit der Hinweise
Die Polizeidirektion Kiel bestätigt gegenüber REPORT MAINZ die Echtheit der anonymen Hinweise. Diese habe man ernst genommen und alle erforderlichen Maßnahmen in Zusammenarbeit mit der zuständigen Waffenbehörde eingeleitet, auch weil Hartmut F. schon im Januar 2021 drohte, seine Frau, die Kinder und sich selbst zu töten. Daraufhin wurde F. aufgefordert, seinen Jagdschein und seine legalen Waffen abzugeben. Dieser Aufforderung kam F. nach Angaben der Behörden nach.
Durchsuchungen nach dem vermeintlichen Waffendepot und illegalen Waffen haben aber offenbar tatsächlich nicht stattgefunden. Die Staatsanwaltschaft Kiel teilte REPORT MAINZ mit, ihr lägen zu einer Durchsuchung im Vorfeld der Tat keine Informationen vor.
Hinweise auf rechtsextreme Gesinnung
Außerdem, so die anonymen Hinweise an die Polizei, sei Hartmut F. der rechten Szene zuzuordnen und in der Vergangenheit durch rechtsextreme Aussagen aufgefallen. Nach Informationen von REPORT MAINZ gibt es darüber hinaus noch weitere Anzeichen für eine rechtsextreme Gesinnung des mutmaßlichen Täters. So fanden die Ermittler in seinem Haus Gegenstände und Schriftstücke mit Bezug zum Nationalsozialismus. Außerdem besaß Hartmut F. eine Pistole des Typs Walther PP, auf der der Schriftzug „In Verbundenheit - Adolf Hitler“ eingraviert ist. Fotos der Waffe liegen REPORT MAINZ vor.
Herkunft der Tatwaffen unklar
Die Verteidigerin von Hartmut F. ließ eine Anfrage von REPORT MAINZ unbeantwortet. F. soll im Mai 2021 seine in Trennung lebende Frau und ihren Freund sowie einen weiteren Mann getötet haben. Bei den mutmaßlichen Tatwaffen handelte es sich um eine vollautomatische Maschinenpistole des Typs Uzi und eine Pistole des Typs Walther PPK. Für beide hatte der Angeklagte keine Erlaubnis. Außerdem waren sie illegal im Umlauf.
Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Kiel, Michael Bimler, erklärte gegenüber REPORT MAINZ, bei der vollautomatischen Maschinenpistole handele es sich um eine Kriegswaffe: „Wir sind sehr interessiert die Herkunft festzustellen, aber bisher ohne Erfolg.“
Philipp Reichert; David Meiländer
Stand: 22.2.2022, 18.30 Uhr