Morddrohungen und Hamas-Symbolik gegen Leiter der Ibn-Khaldun-Sprachschule in Berlin-Neukölln

Mainz/Berlin. Hudhaifa Al-Mashhadani, Generalsekretär des Deutsch-Arabischen Rates und Leiter der Ibn-Khaldun-Schulen, ist nach SWR-Recherchen wiederholt Ziel von Drohungen geworden. Unbekannte beschmierten die Fassade der Sprachschule in Neukölln mit einer Morddrohung und Hamas-Symbolik. Fotos der Schmierereien und der Drohungen liegen dem SWR vor. Eine der Parolen lautete: „Wir müssen den Verräter und Spion vor die Kanone stellen“. Auch „Ruhm dem Widerstand" war zu lesen. Die Berliner Polizei bestätigte auf SWR-Anfrage, dass mehrere Strafanzeigen wegen des Verdachts der Bedrohung und der Sachbeschädigung vorliegen. Die Schmierereien enthielten „verfassungsfeindliche Parolen“ und „eine Bedrohung“ sei festgestellt worden.

Zweite Drohung binnen weniger Tage

Wenige Tage zuvor hatte Al-Mashhadani bereits eine bedrohliche WhatsApp-Nachricht erhalten. Darin wurden arabischstämmige Bewohner Berlins mit einem Zitat aus dem Koran davor gewarnt, mit dem Schulleiter in Kontakt zu treten. Die Nachricht, unterzeichnet von einem angeblichen „Obersten Rat für Dialog und Wandel“, enthielt schwere Vorwürfe gegen Al-Mashhadani, er würde deutsche Behörden anstiften, gegen Palästinenser vorzugehen. Die Botschaft, die dem SWR vorliegt, endet mit einer Drohung: „Wir behalten uns das Recht vor, alle rechtlichen und medialen Schritte zu unternehmen, um die Interessen der arabischen Gemeinde in Berlin zu schützen“, so der Absender. Al-Mashhadani hat inzwischen Anzeige erstattet. Der SWR konnte eine Adresse oder Homepage der Gruppierung im Internet nicht finden. Die Integrationsbeauftragte des Bezirksamts Berlin-Neukölln, Güner Balci, erklärt dem SWR, dass ihr eine solche Gruppierung nicht bekannt sei.

Kontext: Drohungen gegen Kritiker

Die Angriffe auf Al-Mashhadani reihen sich ein in eine Serie von Drohungen gegen Personen, die sich offen gegen religiösen Extremismus und pro-palästinensische Hetze positionieren. Journalisten und auch Politiker wie Karoline Preiser (FDP) wurden aus den pro-palästinensischen Demonstrationen bereits öffentlich bedroht und angegriffen.

Al-Mashhadani betonte gegenüber dem SWR in seiner Erklärung: „Ich lasse mich nicht einschüchtern. Meine Arbeit für eine offene und demokratische Gesellschaft wird durch diese Drohungen nicht beeinträchtigt.“

Ibn Khaldun Sprachschule: Zentrum des Dialogs

Die Ibn-Khaldun-Sprachschulen mit Standorten in Berlin, Chemnitz und Köln setzen sich für den interkulturellen Austausch ein. Rund 1.000 Schülerinnen und Schüler erhalten dort eine arabisch-deutsche Ausbildung. Vor einigen Monaten wurde Hebräisch als Unterrichtsfach eingeführt, um den Dialog zwischen muslimischen und jüdischen Jugendlichen zu fördern. Der 15-jährige Abdul Salam, ein Schüler der Berliner Schule, fragte angesichts der Drohungen: „Warum wollt ihr die Fassade unserer Schule verunstalten, warum wollt ihr unseren Schulleiter töten und warum wollt ihr uns hier töten?“

Die Schulleitung betonte in einer Mitteilung: „Wir lassen uns von Extremisten nicht einschüchtern. Unsere Schule bleibt ein Ort der Toleranz und des Austausches“.

Gesellschaftliche Relevanz und Distanzierung von Gewalt

Nach dem Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 hatte Al-Mashhadani gemeinsam mit 13 weiteren Vertretern arabischer Gemeinden in Berlin die Gewalt der Hamas öffentlich verurteilt. Er warnte vor den Auswirkungen dieser Ideologie auf das Zusammenleben in Deutschland und betonte, dass die Mehrheit der arabischstämmigen Bürgerinnen und Bürger solche Taten ablehne.

Der Deutsch-Arabische Rat und andere arabische Institutionen haben am Wochenende ein Treffen organisiert, um ihre Unterstützung für Al-Mashhadani zu bekräftigen. Samir Al-Rifai, Sprecher des Rates, erklärt: „Dieser Angriff richtet sich nicht nur gegen ihn, sondern gegen die Werte des Dialogs, der Toleranz und des Friedens. Wir verurteilen jede Form von Gewalt und Extremismus.“

Martin Hikel (SPD), Bezirksbürgermeister des Berliner Bezirks Neukölln, zeigt sich gegenüber dem SWR schockiert über die Art und Weise, wie Al-Mashhadani von propalästinensischen Aktivisten bedroht wird. Weiter erklärt er: „Solche Leute teilen nicht unsere demokratischen Werte, und sie sind eine Gefahr für unsere Demokratie. Deshalb richten sich solche Drohungen nicht nur gegen Herrn Al-Mashhadani, sondern gegen alle, die Neukölln besser und lebenswerter machen. Dafür habe ich als Bezirksbürgermeister keinerlei Toleranz. Wir stehen mit den Sicherheitsbehörden in Kontakt, um die deutsch-arabische Schule, ihre Mitarbeitenden und die hunderten Schülerinnen und Schüler zu beschützen.“