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Philippinen: Dynamitfischer im Tropenparadies

Philippinen: Dynamitfischer im Tropenparadies | Bild: NDR
Dynamitfischer beim Fischen
Eine Bombe detoniert im Korallenriff. Die Dynamitfischer können danach ihre Beute abfischen. | Bild: NDR

Explosionen im Paradies: An manchen Tagen geht es Schlag auf Schlag im seichten Wasser der Lagunen von Palawan auf den Philippinen. Um ein einzigartiges Naturerbe zu zerstören, brauchen die Männer Gummi von abgelatschten Flip-Flops, ein paar Flaschen Brandy, Whiskey und Rum. Hunderte solcher Bomben habe sie schon gebaut.

Dünger als Grundlage für die Bombe

"Wir nehmen so eine Brandyflasche, spülen sie aus und füllen sie zur Hälfte mit Sand. Oben drauf kommt ein Böller, den wir mit dem Gummi-vom Flip Flop abdichten“, erklärt Inocencio Samaniego. Dem Sand mischen die Fischer Dünger aus dem Supermarkt beigemischt. Denn erst der Dünger macht aus einer Flasche eine Bombe - gezündet von einem Böller im Flaschenhals. Die Zündschnur, meint Dynamitfischer Vincente Vergara, darf nicht zu kurz sein. "Die Flasche soll ja nicht zu früh explodieren. Wir müssen weit genug weg sein, wenn die Bombe hoch geht."  

Einmaliger Lebensraum vor dem Untergang

Dynamitfischer beim Bau einer Bombe.
Dynamitfischer beim Bau einer Bombe. | Bild: NDR

Die Menschen an den Ufern der Sulu-See leben seit Jahrhunderten vom Fischfang. Das Dynamitfischen ist zwar illegal, aber die große Ausbeute hilft, die kinderreichen Familien zu ernähren. Im Korallendreieck zwischen Indonesien, Papua-Neuguinea und den Philippinen hat sich eine einzigartige Unterwasserwelt entwickelt: Schildkröten, Barracudas, Barsche oder Clownfische leben hier.

Doch der einmalig schöne und wichtige Lebensraum droht, für immer verloren zugehen. Denn hier liegen auch die Fanggründe der Dynamitfischer. Reynaldo ist eine der verwegensten Dynamitfischer. Drei Wochen saß er schon im Gefängnis. Der Bürgermeister erwirkte seine Entlassung - gegen das Versprechen, nie wieder mit Dynamit zu fischen. Doch er macht weiter.    

Flaschenbombe hat die Sprengkraft einer Handgranate

 Dynamitfischer fischt mit einem Keschernetz nach der Explosion betäubte Korallenfische ab
Ein Dynamitfischer fischt mit einem Keschernetz nach der Explosion betäubte Korallenfische ab.

Das Dynamit-Fischen folgt einem genau einstudierten Plan. Mit einem Paddelboot setzen sich die Männer lautlos über die Fischschwärme - im seichten Wasser, zwischen Felsen und Korallen. Dann fliegt die Brandy-Flasche. Die Flaschenbombe hat die Sprengkraft einer Handgranate. Der Meeresgrund gleicht danach einem Schlachtfeld. Dann gehen Taucher mit einfacher Atemmaske und selbstgebauten Flossen über Bord. Die Flaschenbomben töten nicht nur sämtliche Fische, sie pulverisieren vor allem die Korallenriffe. Und damit den wichtigsten Rückzugsraum vieler Fischarten.      

"Dynamitfischen ist so einfach"

Dynamitfischer Reynaldo
Dynamitfischer Reynaldo hat bereits im Gefängnis gesessen.  | Bild: NDR

"Dynamitfischen ist deshalb so beliebt, weil es so einfach ist. Und weil Du viel Geld damit machen kannst. Eine Explosion, und du hast jede Menge Fisch. Du musst ihn nur aufsammeln“, sagt Reynaldo.

Selten werden die Dynamitfischer von der Polizei gefasst, denn das Gebiet ist zu groß. An den Küsten Südostasiens gilt inzwischen ein Viertel aller Korallen als zerstört. Inocencio Samaniego ist nachdenklich: "Wenn wir weiter so böllern, gibt es bei uns irgendwann keine Fische mehr."

Autor: Philipp Abresch, ARD-Studio Tokio

Stand: 03.08.2019 01:25 Uhr

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