So., 13.10.24 | 18:30 Uhr
Das Erste
USA: Hurrikan "Milton" und politische Folgen
Sie heißen "Helene" und "Milton" und könnten das knappe Rennen ums Weiße Haus nur wenige Wochen vor der US-Wahl beeinflussen. Beide Hurrikans brachten Tod und Zerstörung in Bundesstaaten im Südosten der USA. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump versucht, die Situation für sich zu nutzen. "Menschen sterben und bekommen keine Hilfe von unserer Regierung. Das Geld wurde für Leute ausgegeben, die nicht in unserem Land sein sollten" – so Donald Trump am 3. Oktober in Saginaw, Michigan. Und Präsident Biden reagiert am 10. Oktober: "Man, wach auf! Hilf den Leuten!"
Die Leute – damit ist auch die Familie von Jennifer Thomas gemeint. Der Sturm hat ihr Boot in die Luft gewirbelt, erzählt sie. Ihr Zuhause an der Atlantikküste Floridas hat einer der Tornados, die mit Hurrikan "Milton" kamen, verwüstet. "Es klang, als ob ein Güterzug anrast. Man konnte den Druck in der Luft auch in den Ohren spüren - als ob man in einem Flugzeug sitzt."
US-Wahlen in drei Wochen
Jetzt stehen sie auch im Auge eines politischen Sturms. In gut drei Wochen wird in den USA gewählt. Die Flaggen an seinem Truck hat Jennifers Sohn Justin direkt nach den Tornados festgemacht. "Für mich ist das Patriotismus. Es schweißt die Menschen zusammen. Die Leute sehen die Flagge und hupen, weil sie sie mögen. Dasselbe gilt für die andere Partei. Da machen die Leute das auch und hissen ihre andere Flagge. Das ist gut für die Gemeinschaft."
Eine Gemeinschaft, die nicht nur Jennifer und Justin jetzt als Stütze brauchen. Gleich mehrere Stürme haben in den vergangenen Wochen Orte im Südosten der USA zerstört und Menschen getötet. Donald Trump behauptet auf Wahlkampfveranstaltungen, dass Katastrophenhilfe abgezweigt werde, um damit Menschen zu versorgen, die sich illegal im Land befänden. Doch das ist falsch. Für das laufende Jahr hat der US-Kongress Katastrophenhilfe bewilligt, die nicht einfach für andere Zwecke ausgegeben werden kann. Was denkt Jennifer über Trumps Aussagen? "Warum denkt man, er könnte lügen? Warum? Ich unterstütze Donald Trump zu 100 Prozent. Ich glaube, dass er wieder einen großartigen Job machen wird. Und deshalb werde ich ihn wählen."
Stürme als Wahlkampfthema
Ich fahre auf die andere Seite Floridas. Dort ist Hurrikan Milton zuerst auf Land getroffen. Paul Guillaume war vorbereitet. Er hatte sich in seinem Haus mit diesen Metalltüren geschützt. Dass Trump die Stürme zum Wahlkampfthema gemacht hat, ärgert ihn. Für ihn ist klar : Er wird Trump in drei Wochen nicht wählen: "Wenn ich ihn über diese Dinge reden höre, ignoriere ich ihn einfach, weil es nicht wahr ist." Paul Guillaume erlebt das bei einigen seiner Freunde allerdings auch anders. "Wir machen uns gegenseitig das Leben schwer. Aber wir lassen nicht zu, dass Politik unser Privatleben beeinträchtigt. Wir sind alle gute Freunde und wenn sie Trump wählen wollen, ist das okay."
So ähnlich sehen das auch Justin und Jennifer – Politik dürfe nicht trennen. "Unsere Nachbarn – egal ob Republikaner, Demokraten, unabhängige Wähler oder was auch immer. Wir müssen ohne Rücksicht auf unsere politischen Ansichten zusammenkommen, um einander als Menschen zu helfen." In Krisenzeiten zusammenhalten – es scheint trotz unterschiedlicher politischer Einstellungen noch möglich zu sein. Daran ändert offenbar auch die aufgeheizte Stimmung dieses Wahlkampfs nichts.
Autorin: Sarah Schmidt, ARD-Studio Washington
Stand: 13.10.2024 20:28 Uhr
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