So., 22.02.15 | 19:20 Uhr
Das Erste
Schweiz: Die Welt der reichen Griechen
Er liebt kubanische Zigarren, deutsche Autos, Schweizer Steuersätze und Maria Callas. Sein Chateau in einem Genfer Nobelviertel: Der Ort, an dem George Koukis gerne abspannt. 100.000 Quadratmeter Land. 30 Zimmer. Als Ruine gekauft, aufwendig restauriert. Heute dürfte das Anwesen einiges mehr wert sein. Ein gutes Investment also. Da hat er ein goldenes Händchen. Koukis kommt aus einfachen Verhältnissen, kehrte seiner Heimatstadt Athen früh den Rücken, um in London, Sydney und Genf sein Geld zu machen. Über die Jahre sind so gut eine halbe Milliarde zusammengekommen. Darauf ist er mächtig stolz. Auf seine Heimat weniger.
George Koukis, Unternehmer:
Der wirtschaftliche Niedergang Griechenlands, die Schuldenmisere, die Armut: Für ihn hausgemachte Probleme. Die Folge jahrzehntelanger Misswirtschaft einer korrupten Clique.
George Koukis, Unternehmer:
Er dagegen habe seine Millionen hart erarbeitet. Von hier aus führt er mit ein paar Mitarbeitern sein Firmenkonglomerat. Ein unscheinbares Bürogebäude in Genf. Nur die Namen am Briefkasten lassen erahnen, wie verschachtelt seine Beteiligungen sind. Koukis lukrativstes Investment: Temenos, ein Anbieter von Bankensoftware. 4.000 Angestellte weltweit. Vor gut 20 Jahren hat er die Firma zum Schnäppchenpreis gekauft, kräftig umgekrempelt und kürzlich wieder verkauft.
George Koukis, Unternehmer:
Eine Frage an ihn: Alexis Tsipras. Höhere Mindestlöhne, Wiedereinstellung entlassener Staatsangestellter, Reiche besteuern. Kriminelle Versprechen der neuen Regierung, meint George Koukis. Steuersätze jenseits von 15% sind für den 68jährigen ohnehin abwegig.
George Koukis, Unternehmer:
Mit Deutschen dagegen hat der Multimillionär kein Problem, zumal wenn sie für ihn arbeiten, wie seine schwäbische Hausangestellte.
Hausangestellte:
George Koukis genießt Luxus und Komfort. Ein schlechtes Gewissen hat er dabei nicht. Von ihm jedenfalls kann Tsipras keinen Cent erwarten.
George Koukis, Unternehmer:
Ebenso wenig würde er in einer Regierung Verantwortung übernehmen. Politik sei nicht sein Ding, meint er. Da sollten Jüngere ran. Ob die es allerdings reißen, da hat er Zweifel.
George Koukis, Unternehmer:
So wie er denken viele seiner griechischen Millionärsfreunde in Genf. Keiner aber spricht es so offen aus. Koukis riskiert damit, anzuecken. Der Exil-Grieche will aber, dass sich die Dinge in seiner Heimat gründlich ändern. Und da helfe nichts als bittere Medizin.
ARD Studio Genf/Daniel Hechler
Stand: 22.02.2015 20:28 Uhr
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