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Schweiz: Die Welt der reichen Griechen

Die Welt der reichen Griechen | Bild: ARD

Er liebt kubanische Zigarren, deutsche Autos, Schweizer Steuersätze und Maria Callas. Sein Chateau in einem Genfer Nobelviertel: Der Ort, an dem George Koukis gerne abspannt. 100.000 Quadratmeter Land. 30 Zimmer. Als Ruine gekauft, aufwendig restauriert. Heute dürfte das Anwesen einiges mehr wert sein. Ein gutes Investment also. Da hat er ein goldenes Händchen. Koukis kommt aus einfachen Verhältnissen, kehrte seiner Heimatstadt Athen früh den Rücken, um in London, Sydney und Genf sein Geld zu machen. Über die Jahre sind so gut eine halbe Milliarde zusammengekommen. Darauf ist er mächtig stolz. Auf seine Heimat weniger.

George Koukis, Unternehmer:

»Mich inspiriert, was Griechenland der Welt gegeben hat. Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Geometrie, Mathematik, Medizin. All diese Erfindungen sind 2.500 Jahre alt. Dafür liebe ich meine Heimat. Nicht aber das Griechenland von heute. Ich schäme mich sogar manchmal dafür, ein Grieche zu sein.«

Der wirtschaftliche Niedergang Griechenlands, die Schuldenmisere, die Armut: Für ihn hausgemachte Probleme. Die Folge jahrzehntelanger Misswirtschaft einer korrupten Clique.

George Koukis, Unternehmer:

»Wenn sie wirklich Geld brauchen, sollten sie die vier oder fünf Familien nehmen, die Griechenland seit den 50er Jahren regiert haben. Sie waren die größten Diebe. Da ließen sich Milliarden einsammeln.«

George Loukis genießt Luxus und Komfort
George Loukis genießt Luxus und Komfort | Bild: WDR / WDR

Er dagegen habe seine Millionen hart erarbeitet. Von hier aus führt er mit ein paar Mitarbeitern sein Firmenkonglomerat. Ein unscheinbares Bürogebäude in Genf. Nur die Namen am Briefkasten lassen erahnen, wie verschachtelt seine Beteiligungen sind. Koukis lukrativstes Investment: Temenos, ein Anbieter von Bankensoftware. 4.000 Angestellte weltweit. Vor gut 20 Jahren hat er die Firma zum Schnäppchenpreis gekauft, kräftig umgekrempelt und kürzlich wieder verkauft.

George Koukis, Unternehmer:

»Ich habe eine bankrotte Firma übernommen. Ohne Schulden. Mit meinem eigenen Geld. Ich habe Gewinne erwirtschaftet und ausgegeben, Gewinne erwirtschaftet und investiert. Ich habe mir kein Geld geborgt, um dann in Luxus zu schwelgen oder dies und das zu verschenken. Und eben das ist das Problem mit Griechenland, Spanien und Portugal: Woher bekommen sie das Geld, das sie ausgeben?«

Eine Frage an ihn: Alexis Tsipras. Höhere Mindestlöhne, Wiedereinstellung entlassener Staatsangestellter, Reiche besteuern. Kriminelle Versprechen der neuen Regierung, meint George Koukis. Steuersätze jenseits von 15% sind für den 68jährigen ohnehin abwegig.

George Koukis, Unternehmer:

»Wenn man keinen Gegenwert für sein Geld sieht, findet man Wege, die Besteuerung zu umgehen. Und der öffentliche Dienst in Griechenland ist eine Katastrophe. Es ist ein gelähmter Körper. Daraus lässt sich kein Olympiasieger machen. In Genf brauche ich für bestimmte Anliegen fünf Minuten. In Griechenland einen Monat. Es ist jenseits aller Vorstellungskraft. Sie halten mit ihrer Bürokratie jeden Fortschritt auf. Wenn sie den öffentlichen Dienst aufräumen, Leute entlassen würden, statt sie wieder einzustellen, ich würde sie liebend gerne großzügig unterstützen. Aber sie tun nichts davon.«

Mit Deutschen dagegen hat der Multimillionär kein Problem, zumal wenn sie für ihn arbeiten, wie seine schwäbische Hausangestellte.

Hausangestellte:

»It‘s ok so?“ „Bon!“ „C‘ est bon?«

George Koukis genießt Luxus und Komfort. Ein schlechtes Gewissen hat er dabei nicht. Von ihm jedenfalls kann Tsipras keinen Cent erwarten.

George Koukis, Unternehmer:

»Wenn ich die Schulden Griechenlands heute auf einen Streich ausradieren könnte, die Regierung aber in den Händen derselben Leute bliebe, wir hätten in einem Jahr genau dasselbe Problem. Sie werden wieder zu viel Geld ausgeben. Also helfe ich nicht. Und das ist keinesfalls egoistisch.«

Ebenso wenig würde er in einer Regierung Verantwortung übernehmen. Politik sei nicht sein Ding, meint er. Da sollten Jüngere ran. Ob die es allerdings reißen, da hat er Zweifel.

George Koukis, Unternehmer:

»Wer hat das Land noch nicht verlassen? Die Inkompetenten! Wer regiert? Die Inkompetenten. Das ist ein Teufelskreis. Wenn sie ihn nicht durchbrechen, werden all die klugen, guten, erfolgreichen Griechen nie zurückkommen.«

So wie er denken viele seiner griechischen Millionärsfreunde in Genf. Keiner aber spricht es so offen aus. Koukis riskiert damit, anzuecken. Der Exil-Grieche will aber, dass sich die Dinge in seiner Heimat gründlich ändern. Und da helfe nichts als bittere Medizin.

ARD Studio Genf/Daniel Hechler

Stand: 22.02.2015 20:28 Uhr

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