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Somaliland: Die Rückkehrer

Somaliland: Die Rückkehrer | Bild: WDR

Eselskarren und nagelneue Geländewagen – die Gegensätze prallen aufeinander in Somalilands Hauptstadt Hargeisa.

Am Rande der Innenstadt ist Fifis Schönheitssalon. Filsan Omar hat ihn vor 2 Jahren eröffnet. Damals zog sie aus England in die Heimat ihrer Eltern.

In diesem Salon können Frauen sich in dem streng muslimischen Land auch unverschleiert zeigen.

Filsan bildet junge Frauen aus und bedient Kundinnen, die wie sie aus der Diaspora nach Somaliland gekommen sind. Zum Schönheitsideal hier gehören kunstvolle Frisuren und auffälliges Make-up. Filsan hat in England ein unverschleiertes europäisches Leben geführt.

Filsan Omar, Inhaberin eines Schönheitssalons:

»Das soziale Leben hier in Somaliland ist ganz anders und ziemlich schwierig, eigentlich gibt es fast keins. Es gibt nicht viele Orte zum Ausgehen. Die Leute hier sind sehr religiös, es ist hier in vielerlei Hinsicht anders als in Europa. Die Art, wie man sich kleidet und sogar die Art, wie man redet.«

Plötzlich stehen zwei Männer im Schönheitssalon und beschweren sich über das westliche Fernsehteam bei den unverschleierten Frauen. Wir machen hier nichts Unanständiges, erklären die Angestellten und die Kundinnen. Schnell schlägt die lockere Stimmung um in Empörung und Ratlosigkeit.

Filsan Omar, Inhaberin des Schönheitssalons:

»So ist das immer alles in Somaliland.«

»Alles?«

»Ja, man bekommt ständig solchen Ärger.«

»Warum nimmt sie das nur auf sich?«

Filsan Omar, Inhaberin eines Schönheitssalons:

»Das Geld ist gut. Und das ist ein entscheidender Grund, warum ich hier bin. Einfach Business. Um eine Sache zu erreichen, muss man etwas anderes opfern. So sehe ich das. Also: das ist mein Opfer.«

Somaliland ist international kaum anerkannt.
Somaliland ist international kaum anerkannt. | Bild: WDR / WDR

In Hargeisa laufen die Geschäfte gut für viele, die aus dem Ausland zurückkommen. In der Hauptstadt Somalilands gibt es keine Kriegsspuren mehr. Es wird viel gebaut und man kann so ziemlich alles kaufen. Viele Menschen im Land sind aber auch bitterarm.

Auf der Fahrt in die Hafenstadt Berbera begegnen wir zahllosen Viehlastern. Viehexport ist das wirtschaftliche Rückgrat von Somaliland. Der Hafen ist einer der wichtigsten am Horn von Afrika.

In einer Veterinärstation warten Ziegen und Schafe auf den Export. Etwa die Hälfte von ihnen gehört Osman Jama, auch er hat lange im Ausland gelebt. In Kanada war er Unternehmer.

Osman Jama, Betreiber von Viehhandel:

»Ich liebe Kanada, es ist wunderschön, ich liebe es von ganzem Herzen. Aber ich liebe auch dieses Land und diese Menschen. Und nach all den Kriegen, die es hier gab, fühlte ich die Pflicht zurückzukehren, weil ich hier geboren und aufgewachsen bin.«

In seiner Heimat betreibt er Viehzucht und –Handel, ein lukratives Geschäft.

Kurz vor Sonnenuntergang laufen 25000 Schafe, Ziegen und Kamele zum Hafen.

Dort wartet das Schiff für die letzte Etappe der Reise. Das Verladen findet meist nachts statt, weil es dann ein bisschen abkühlt am Golf von Aden.

Osman kommt gerne zum Hafen, er ist Geschäftsmann durch und durch und kennt hier jeden.

Sogenannte Cowboys versorgen die Tiere während der dreitägigen Überfahrt – sie sollen gesund und wohlgenährt am Ziel ankommen.

In der Hauptstadt gibt Filsan am Abend ein Essen bei sich zu Hause Die unangenehme Geschichte aus dem Schönheitssalon ist vergessen.

In ihren eigenen 4 Wänden fühlt Filsan sich wohl in der neuen Heimat. Ihre Freunde in London hatten sie zuerst gar nicht ernst genommen mit ihren Somaliland-Plänen.

Filsan Omar sieht ihre Zukunft in Somaliland.
Filsan Omar sieht ihre Zukunft in Somaliland. | Bild: WDR / WDR

Filsan Omar, Inhaberin eines Schönheitssalons:

»Es gibt so viele Leute, auch aus der Diaspora, die hier leben und aufwachsen, es kommt dabei auf die Familie an. Die Familie zählt mehr als die Gesellschaft. Obwohl ich zugeben muss, dass die Umgebung einen natürlich auch sehr beeinflusst. Aber die Familie ist wichtiger.«

Filsans Freundinnen haben alle jahrelang im Ausland gelebt, in den USA oder in Dubai. Klar, es sei anders hier, sagen sie, aber es gebe auch Vorteile. Nicht so hektisch wie im Westen, mehr Zeit für die Familie.

Zurück am Hafen in Berbera. Osman besucht den Kapitän des Viehtransporters. Schon bald kommt die Sprache auf Politik und dass sein Heimatland noch immer nicht international anerkannt ist.

Osman Jama, Betreiber von Viehhandel:

»Ich bin stolz auf mein Land, warum auch nicht? Jeder Somaliländer sollte stolz sein. Die führenden Staaten der Welt sollten sich schämen, dass sie uns unsere Freiheit verweigern.«

Viele Somaliländer ärgern sich wie Osman darüber, dass ihr Staat nach all den Jahren noch immer nicht anerkannt ist.

Bis zum frühen Morgen läuft ein Tier nach dem anderen aufs Schiff – jedes von ihnen bringt bares Geld – für den Aufbau eines Landes, das es eigentlich gar nicht gibt.

ARD Nairobi/Autorin: Sabine Bohland

Stand: 17.06.2015 13:07 Uhr

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