Mo., 24.11.08 | 04:50 Uhr
Das Erste
Weltspiegel
USA: Automobilindustrie vor dem Crash
Autor: Udo Lielischkies / ARD Washington
Geraten die Autofirmen erst einmal ins Rutschen, gibt es für die Industrie insgesamt kein Halten mehr. Das Stichwort lautet hier: Zulieferer. In den Vereinigten Staaten ist das nicht anders als bei uns, momentan allerdings noch etwas schlimmer. Detroit ist die Hauptstadt der US-Autoindustrie und kennt das Wort Krise nicht erst seit gestern. Was aber zurzeit passiert, ist dramatischer als alles vorher: Die Chefs der drei großen Produzenten haben im Senat vorgesprochen und um 25 Milliarden Dollar gebeten, während Bürgermeister aus dem Umland von Detroit nach Washington pilgern und Hilfe suchen. Eine dramatische Woche für Amerikas Automobilindustrie, deren drohender Crash mindestens drei Millionen weiterer US-Bürger den Job kosten könnte.
RUSSLAND: Krise? Welche Krise?
Autor: Stephan Stuchlik / ARD Moskau
Viele Russen haben wieder Angst, erinnern sich an das Jahr 1998, als Staatsbankrott und eine Rubelabwertung das Land beutelten. Dieses Mal hat es zuerst die Reichen getroffen, aber jetzt zittert auch die Mittelschicht, Massenentlassungen sind bereits angekündigt. Immer mehr Baukräne stehen still, die Börse ist abgestürzt und der Ölpreis in den Keller gegangen. Der Wohlstand des Landes und die politische Stabilität der letzten Jahre verdanken sich aber fast ausschließlich den hohen Energiepreisen. Das weiß man natürlich auch im Kreml und hat deshalb die Krise bislang so klein wie möglich geredet. Die staatlich kontrollierten Medien vermeldeten pflichtgetreu, dass das Land gegen eine Rezession immun sei. Katastrophen finden auf den russischen Bildschirmen ausschließlich im Ausland statt. Doch in der Bevölkerung fragt man sich schon: Kapitalismus kaputt? Und in politischen Kreisen diskutiert man die davon ausgehende Gefahr für das System Putin.
VENEZUELA: Der Chavez-Clan - Regieren nach Gutsherrenart
Autor: Stefan Schaaf / ARD Mexico City
Noch beherrscht der Chavez-Clan den Bundesstaat Barinas wie seinen Privatbesitz: 17 Farmen sollen der Familie mittlerweile gehören, Vater Chavez ist noch Gouverneur und Bruder Adan soll es demnächst werden - Erbfolge wie in einer Monarchie. Bis 2002 war Marisabel Rodríguez mit Präsident Hugo Chavez verheiratet. Jetzt tritt die 43-jährige Ex-Ehefrau für die Opposition als Bürgermeisterkandidatin an und wirft dem früheren Ehemann Realitätsverlust und Korruption vor. Der aber bastelt an großen Koalitionen: Seine neue Liebe gehört Russland; dort hat er moderne Waffensysteme im Wert von einer Milliarde Dollar eingekauft. Und wenn nächste Woche Russlands Präsident Medwedjew Venezuela besucht, dann soll auch ein gemeinsames Seemanöver in der Karibik abgehalten werden - quasi vor der Haustür der USA.
RUMÄNIEN: Der fröhliche Friedhof
Autorin: Susanne Glass / ARD Wien
„Wer den Schnaps so liebt wie ich, wird es bereuen, bitterlich! Noch trank ich Schnaps beschwingt und munter, da zerrt der Tod ins Grab mich runter.“ Dafür, dass die Nachwelt über diese und andere intime Details aus dem Privatleben der Dorfbewohner Bescheid weiß, sorgt auf Sapantas Friedhof der Künstler Dumitru Pop Tinku: Holzschnitzer, Maler und Dichter in Personalunion. Er fertigt bunte Grabkreuze, auf denen die nackte Wahrheit über die Verstorbenen nachzulesen ist - Bestechungsversuche zwecklos. Das ist eine große Aufgabe - und gleichzeitig ein todsicherer Arbeitsplatz.
AFGHANISTAN: Militärkapelle mit schrägen Tönen
Autor: Markus Gürne / ARD New Delhi
Die Kapelle der afghanischen Armee ist einzigartig im Land. Unter der Talibanherrschaft war Musik verboten, die meisten Musiker waren arbeitslos und der Dirigent flüchtete ins Ausland. Die Kapelle ist der Stolz und das Aushängeschild der Armee: Bei allen Paraden und Besuchen von Gästen spielen sie. Und das klingt immer recht schräg, weil die Instrumente alt und kaputt sind. Es gibt keine Ersatzteile und kein Geld für Neuanschaffungen. Angeblich haben deutsche Offiziere bei einer Parade die kläglichen Laute so beeindruckt, dass Hilfe versprochen wurde. Jetzt wurden die neuen Instrumente übergeben. Und mit denen üben die afghanischen Soldaten voller Begeisterung auch die deutsche Nationalhymne.
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