Mo., 17.08.09 | 04:50 Uhr
Das Erste
Weltspiegel
SPANIEN: Die Bomber aus dem Baskenland
Autorin: Annekarin Lammers / ARD Madrid
Es war ein Schock, als Ende Juli und Anfang August die Bomben in Palma de Mallorca hochgingen: Mitten in der Hochsaison Terror auf der Deutschen liebsten Urlaubsinsel und auch im Feriendomizil des spanischen Königs. Die baskische Separatistenorganisation ETA bekannte sich zu den Anschlägen in der vermeintlich am besten gesicherten Stadt Spaniens. Auch die Politik wurde böse überrascht, glaubte man doch, dass mit der Festnahme führender Köpfe der ETA-Terror nahezu ausgelöscht sei. Zudem hat das Baskenland seit Mai eine neue, nicht mehr den Separatismus unterstützende sozialistische Regierung, die hart gegen die ETA durchgreift und keinerlei Sympathisantentum duldet.
Ist die sommerliche Terrorwelle nur noch das letzte Zucken einer kaltgestellten Terrororganisation oder wird sie doch noch von nationalistischen Bürgern im Baskenland getragen und unterstützt? Eine Spurensuche in San Sebastián.
GROSSBRITANNIEN: Die Wiederkehr der Kornkreise
Autor: Björn Staschen / ARD London
Plötzlich sind sie morgens da - ohne eine Spur der Urheber: die kleinen Wunder im Kornfeld mit über 100 Metern Durchmesser. Sind da etwa nachts auf Wiltshires Feldern unbekannte Mächte am Werk? Bauer Richard Oram hat die Faxen jedenfalls dicke: Bereits zum dritten Mal in diesem Sommer ziert ein riesiger geheimnisvoller Kornkreis ausgerechnet sein Weizenfeld. Das allein wäre gar nicht so schlimm, doch Touristenherden aus aller Welt trampeln nun über sein Land, um das Werk zu bewundern: ein riesiges Kunstwerk, komplex und wunderschön: Die Rückkehr der Kornkreise zieht die Grafschaft Wiltshire in Südengland in ihren Bann. Und auf den Feldern wird eifrig diskutiert, wer verantwortlich ist für die Kornkreis-Renaissance: UFOs, Erdstrahlung - oder etwa anonyme Künstler, die sich im Pub zum nächsten außerirdischen Abenteuer verabreden? Der Weltspiegel weiß die Antwort.
PHILIPPINEN: Megawerbung in Manila
Autor: Mario Schmidt / ARD Tokio
An jeder Hauptstraße stehen sie: Allein in Manila gibt es weit über 2.000 überdimensionale Werbeplanen, deren Botschaften die Filipinos zum Konsum verführen sollen. Im Dauerstau der Metropole ziehen die bis zu 50 Meter hohen Megaplakate Tag und Nacht die Blicke auf sich. Oben die heile Werbewelt, darunter das Alltagselend: Unter vielen der Stahlgerüste fressen sich die Slums in die Landschaft. Manche Bewohner der Armenviertel nutzen das Werbegerüst als vorgegebenen Rahmen für ihre Hütten und bauen ihre Baracken einfach in die Stahlrohrgerüste hinein. Andere nähen aus alten Plakaten modische Taschen, die sie für gutes Geld verkaufen können. Die Werbeplanen sind ein großes Geschäft - auch für manch kleine Leute.
CHINA: Kalligraphie statt Mathe
Autor: Daniel Satra / ARD Peking
Chinas Schulen werden von vielen als "Lernfabriken" beschrieben, in denen überbehütete und verwöhnte Einzelkinder gnadenlos durch Ausbildungen gepeitscht werden, die den Erfordernissen der globalisierten Welt entsprechen sollen. Mittlerweile entwickeln sich aber Gegenmodelle zu einer Bildung, die nur auf Drill und Leistungsdruck basiert. Wer sich das leisten kann, schickt sein Kind auf ein Traditionsinternat, das die Persönlichkeitsbildung fördert und die chinesische Kultur vermittelt: Kalligraphie und Kampfsportarten sind dort wichtiger als Mathe oder Englisch. Im Schulgarten bauen die Kinder Gemüse biologisch an, beraten vom deutschen Demeter-Verband. Playstation, Computer oder Fernseher sind verboten. Eltern, die ihre Kinder so erziehen lassen, wollen auch die chinesische Identität ihres Nachwuchses stärken, denn viele wollen später ins Ausland und verstehen die Internatszeit als vorbereitende "chinesische Impfung".
AFGHANISTAN: Stammesfürsten und Stimmenfänger
Autor: Florian Meesmann / ARD Neu Delhi
Der Wahlkampf in Afghanistan geht in seine Endphase: Am 20. August stimmt das Land über Kommunalverwaltungen und den Präsidenten ab. Allerdings scheinen die Wahlen bereits jetzt entschieden: Amtsinhaber Hamid Karsai soll einflussreiche Stammesfürsten und Warlords regelrecht eingekauft haben, um ein drittes Mandat für sich zu sichern. Die Bevölkerung - vor allem auf dem Land - interessiert sich kaum für die Wahl. Vom demokratischen System wissen die meisten nichts und den Versprechen der Politiker glauben sie nicht.
Der Dorfälteste Gulam Ahmad lebt seit seiner Kindheit im Dörfchen Gulenar bei Mazar-e-Sharif im Norden Afghanistans. Fast acht Jahre nach dem Fall der Taliban steht es nicht gut um das Dorf; ein Bewässerungskanal ist ausgetrocknet, ein einziger Brunnen muss für das ganze Dorf reichen, schon lange soll eine Schule für die Dorfkinder gebaut werden. Zwar versprechen Favorit Karsai und sein chancenreichster Herausforderer Abdullah Abdullah mehr Engagement für den Wiederaufbau sowie den Kampf gegen Drogenwirtschaft und Korruption. Doch Karsai hat in den vergangenen Jahren in den Augen der Afghanen wenig erreicht. Die Dörfler wollen sich jetzt an den Gouverneur von Mazar wenden, er soll ihnen helfen. Ganz wie ein mittelalterlicher Fürst regiert der nämlich allmächtig in der Provinz. Die Zentralregierung in Kabul ist weit weg; von dort erwarten die Dorfbewohner kaum noch etwas. Wer der nächste Präsident in Afghanistan wird, ist für sie kaum mehr als eine Nebensache.
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