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Weltspiegel

Palästina: Gaza ein Jahr nach dem Krieg

Vor knapp einem Jahr begann der Gaza-Krieg, infolge dessen Israel in den palästinensisch besiedelten Streifen am Mittelmeer einmarschierte. Der "Weltspiegel" besucht noch einmal Radwan Mardi, der nahe der israelischen Grenze zu Hause ist. Während des Krieges hatten wir erlebt, wie er in das Shifa-Krankenhaus in Gaza eilte, wo seine kleine Tochter nach einem Kopfschuss durch einen israelischen Soldaten lag - und schließlich starb. Radwan ist ein gebrochener Mann. Er hat vier weitere Kinder. Sein Haus ist nach den Bombenangriffen nur noch eine Ruine. Es gibt keinen Wiederaufbau in Gaza - die Israelis erlauben die Einfuhr von Baumaterialien nicht. Als Taxifahrer kann sich Radwan kaum über Wasser halten. Auf dem Weg nach Gaza-Stadt begegnen wir den Massen, die sich zur großen Feier zum 22. Jahrestag der Gründung der Hamas versammeln. Doch von den Hamas-Führern ist auch an diesem Tag nicht mehr zu hören als die übliche Propaganda ... In Rafaj an der ägyptischen Grenze lebt Sobhie Shoieb. Auch er durchzitterte damals die Bombennächte. Ihm Er ist in ständiger Angst, hat sich sogar ein spezielles Handy besorgt, um ständig den Polizeifunk abzuhören, weil er fürchtet, es könne jeden Moment wieder losgehen. Sein Haus ist nur 50 Meter von der Grenze entfernt und den rund 3000 Tunneln, die die Menschen in Gaza für den Schmuggel brauchen: Vom hypermodernen Kühlschrank bis zum LCD-Breitwandbildschirm ist alles zu haben. Auch Waffen werden so transportiert. Derzeit arbeiten die Palästinenser an einem neuen, gigantisch großen Tunnel, durch den in Zukunft ganze Autos geschmuggelt werden sollen. Allerdings: Die Ägypter planen, auf ihrer Seite einen Eisenwall tief in die Erde einzulassen, um das Treiben endgültig zu beenden.

Autor: Richard C. Schneider, ARD-Studio Tel Aviv

Philippinen: Der Gute Mann aus dem Slum

Efren Penaflorida wird auf den Philippinen als der Held aus dem Slum gefeiert. Selbst in Armut aufgewachsen, hat der heute 28-jährige schon als Jugendlicher angefangen, junge Schulabbrecher aus Elendsvierteln zu unterrichten. Daraus wurde die rollende Holzkarrenschule, die jeden Samstag an vier Stellen im Slumviertel Cavite in der Nähe von Manila aufgebaut wird. Millionen Kinder machen auf den Philippinen keinen Abschluss, viele verlassen die Schule schon in der ersten oder zweiten Klasse, weil die Eltern zu arm sind, sich nicht kümmern oder, schlimmer noch, die Kinder sogar zum Betteln oder Arbeiten schicken. Efren wird mittlerweile unterstützt von mehr als 100 jungen freiwilligen Helfern, der jüngste ist gerade einmal zehn Jahre alt. Viele von ihnen hat die mobile Schule einst selbst aus dem Elend geholt. Die Bewegung nennt sich "Dynamic Teen Company". Ihr Ziel: die Rückkehr der Kinder in eine richtige Schule.

Autor: Mario Schmidt, ARD-Studio Tokio

Mexiko: Die Weihnachtsteufel von Tepotzotlán

Seit fast einem halben Jahrtausend werden in Tepotzotlán an sieben Abenden im Advent die sieben Hauptlaster der Menschheit auf die nächtliche Bühne gebracht. Zu Wollust, Völlerei, Trägheit, Neid, Habgier, Zorn und Hochmut versuchen die Teufel auch noch, die guten Hirten auf dem Weg nach Bethlehem vom rechten Pfad der Tugend abzubringen. Der Kampf zwischen Gut und Böse tobt zu Pferde, mit Feuerwerk, Musik und magischen Erscheinungen. "Die Seelen knallen wie Farben", sagte der mexikanische Literaturnobelpreisträger Octavio Paz über die Reaktion des Publikums auf das Spektakel. Eingeführt haben die so genannten "Pastorelas" die Jesuiten im 16. Jahrhundert, da sie die Sprachen der Indios nicht beherrschten und auf diese Weise ihre Mission möglichst anschaulich unters Volk bringen wollten. "Es ist unglaublich", sagt Regisseur und Oberteufel Roberto Sosa, "wie dieses Instrument der Unterdrückung sich verwandelt hat. Heute ist die Pastorela die Bühne des Volkes, um Obrigkeit und Regierung aufs Korn zu nehmen." Da werden Wahlbetrug, Profitgier und Arbeitslosigkeit in den alten Text eingebaut. Juana, die eine Hirtin spielt, kann ein Lied davon singen: "Als die Finanzkrise ausbrach, schlossen viele Büros. Meinen Job in einer Reinigungsfirma habe ich verloren. Jetzt helfe ich im kleinen Kramladen der Familie aus." Und in einem Krippenspiel mit Feuer, Teufel und Satire.

Autor: Susanne Sterzenbach, ARD-Studio Mexiko City

USA: "Angelhaken nicht verschlucken!" - Verrückte Gebrauchshinweise

Gut, dass Fische nicht lesen können. Sonst wären sie bald genauso schlau wie amerikanische Verbraucher, und alle Angler gingen leer aus. Seit eine McDonald's-Kundin, die sich an heißem Kaffee verbrannte, mithilfe ihres Anwalts eine Millionenentschädigung erklagt hat, raufen sich immer mehr Amerikaner die Haare über lächerliche Gebrauchshinweise: "Katzen nicht in der Mikrowelle trocknen", "Im fahrenden Wohnmobil das Steuer nicht verlassen" oder Fön bitte nicht im Schlaf benutzen" - all das Auswüchse jenes grotesken Rechtssystems, das Anwälte von der Schadenssumme profitieren lässt. Hinzu kommt, dass das US-Firmenrecht keine GmbH kennt, keine beschränkte Haftung. Da "wehren" sich die Hersteller förmlich mit eigentlich überflüssigen Warn- und Gebrauchshinweisen. Zwei Organisationen prämieren seither regelmäßig die größten Lachnummern - mit wachsender Hilfe der Kunden. "Vorsicht, Spielzeug bewegt sich bei Gebrauch" (Kinderroller), "Bitte vorm Zusammenfalten Baby entfernen" (Kinderbuggy) oder "Nicht verwenden, wenn Sie diese Warnung nicht lesen können" - diese gesammelten Werke wird der geneigte US-Konsument in ein paar Tagen wieder zu lesen bekommen, wenn er seine Geschenke auspackt. Eine Weihnachts-Shopping-Reportage der besonderen Art.

Autor: Klaus Scherer, ARD-Studio Washington

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Norddeutscher Rundfunk
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