Mo., 21.11.11 | 04:50 Uhr
Das Erste
Weltspiegel
ITALIEN: Neue Ideale braucht das Land:
Autorin: Ellen Trapp / ARD Rom
Nach dem moralisch-politischen Desaster der Berlusconi-Jahre ist Italien reif für eine geistig-moralische Wende. Auch breite Teile der Bevölkerung wollen einen Neuanfang und die politikferne Experten-Regierung unter Mario Monti wirbt mit einem völlig neuen Politikstil um das Vertrauen der Bürger. Nachdem Berlusconi die Selbstbedienungsmentalität im Land vorgelebt und genährt hatte, werden jetzt verzweifelt neue Vorbilder gesucht: der verkümmerte Gemeinsinn soll wieder geweckt und gelebt werden: Ethik und Moral sollen die bisher gültigen Gesetze der Macht und des Geldes zumindest begleiten und im Zaum halten. Kann das gelingen? Oder werden die alten eingespielten Macht- und Denkstrukturen letztlich wieder die Oberhand behalten?
THAILAND: Bangkoks globales Luxus-Krankenhaus: Autor: Norbert Lübbers / ARD Singapur
Auch mitten in der Überschwemmungskatastrophe ist das Bangkok-Hospital voll funktionsfähig - und das seit 40 Jahren. So verkündet es gerade die Internetseite des Krankenhauses und bietet auch eine sofortige Terminvereinbarung an. Gesundheit als global erhältliche Dienstleistung? Ja, natürlich, denn davon leben das Bangkok-Hospital und seine Angestellten. Aber das Geschäft und die Konkurrenz werden auch für die Thailänder immer härter: Medizintourismus ist ein ewiger Kampf um das beste Preis-Leistungsverhältnis. Privatkliniken in Thailand, Malaysia und Singapur buhlen um Patienten aus aller Welt. Die globalen Krankenhäuser sind gut geölte Medizinfabriken, die erkannt haben, wie man mit den Lücken der Gesundheitsversorgung im Rest der Welt gutes Geld machen kann. Weil die ärztliche Versorgung im Heimatland zu teuer, zu ineffizient oder zu schlecht ist, steigen immer mehr Kranke ins Flugzeug Richtung Asien. Im Bangkok-Hospital werden sie mit thailändischem Lächeln effizient umsorgt und fühlen sich wie im Fünfsternehotel.
SÜDAFRIKA: Gemüsegärten im Slum: Autor: Ulli Neuhoff / ARD Johannesburg
Überall auf der Welt gibt es derzeit Überlegungen, wie man mit einer neuen Generation von Gärten sieben Milliarden Menschen auf Dauer ernähren könnte. Gleichzeitig möchte man damit auch Modelle für eine bessere Gesellschaft entwerfen. „Eine andere Welt ist pflanzbar" - unter diesem Motto entstehen zum Beispiel in Johannesburg Miniatur-Gemüsegärten gegen den Hunger - mitten in der Stadt.
Viel braucht es dazu nicht: Einen Spaten und ein Stück Land von der Größe einer Haustür und schon ist die Versorgung gesichert. Das versprechen die Stadtgärtner von Soweto und leiten die Bewohner des Slums an, mit geringsten Mitteln ihre einseitige Diät von Maisbrei durch gutes, selbstgezogenes Gemüse zu ergänzen - lokal, billig und auch noch ökologisch.
Das Projekt findet in Südafrika bereits Nachahmer: Auch Schulen bauen jetzt bereits eigene Gärten an, damit die Schulspeisung gesünder und ausgewogener wird und die Stadtkinder den Bezug zur Natur lernen.
CHINA: Huaxi - Wo Sozialismus reich macht: Autorin: Bettina Schön / ARD Peking
Klotzen, nicht kleckern. Mehr Gold, mehr Glanz - Huaxi, das reichste Dorf Chinas, schwelgt in Superlativen: die größte Banketthalle und das mit 328 Metern höchste Gebäude in ganz China - ein zum Himmel strebendes Symbol für unermesslichen Reichtum. Das Pro-Kopf-Einkommen ist fünfmal höher als in der Metropole Shanghai. Huaxi konnte sich - einzigartig auch für China - von einem kleinen Ort mit 2.000 Einwohnern zu einer wirtschaftlich superreichen Gemeinde entwickeln. Hier sind nicht nur alle gleich, sondern auch reich - Haus, Auto, Grundgehalt und kostenlose Gesundheitsversorgung inklusive. Der Beweis dafür, wie man durch Sozialismus zu Reichtum kommt, behaupten die örtlichen KP-Funktionäre und unterschlagen dabei gerne die traditionell engen Verbindungen zwischen Partei und Geschäftsleuten im Ort. Und hinter den Fassaden der schönen Erfolgsgeschichte schuften zehntausende Wanderarbeiter für den Fortgang des ländlichen Wirtschaftswunders - für einen Bruchteil der Gehälter der Einheimischen. Wenn es um das Geld der anderen geht, hört es auf mit dem perfekten Vorzeigesozialismus.
BOSNIEN: Apartheid in der Schule: Autorin: Susanne Glass / ARD Wien
Amina Adilovic, 9 Jahre alt, geht in die dritte Klasse der Grundschule von Vitez in Zentralbosnien. Genauer gesagt: Sie geht in die linke, kleinere und schäbigere Hälfte des Grundschulgebäudes. Denn Amina ist bosnische Muslimin und ihre Schule ist zweigeteilt. In den rechten, größeren und besser ausgestatteten Trakt dürfen nur die bosnischen, katholischen Kroaten. Berührungspunkte gibt es praktisch keine. Jeder Schulteil hat seinen eigenen Direktor. Im muslimischen Teil der Schule wird nach bosniakischen Lehrplänen unterrichtet, im anderen nach kroatischen. Vor allem im Geschichtsunterricht sind da häufig ziemlich unterschiedliche Versionen - nicht nur der jüngsten Geschichte - in Umlauf. Nicht einmal den Schulhof dürfen die Kinder gemeinsam benutzen. Die Kroaten spielen im Innenhof, die Muslime auf einem winzigen Vorplatz direkt an der Durchgangsstraße.
„Zwei Schulen unter einem Dach" nennen sie in Bosnien solche Institutionen, die unmissverständlich klar machen, wie weit das Land von Normalität zwischen den Volksgruppen entfernt ist. Trotz aller Aufrufe von EU und UN, dieses diskriminierende System dringend zu ändern, gibt es inzwischen mehr als 50 solcher Schulen landesweit.
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