SENDETERMIN Sa., 07.11.20 | 16:30 Uhr | SWR Fernsehen

Beirut – Wiederaufbau nach der Explosion

Mann vor Trümmern eines eingestürzten Hauses
Bei der Explosion in Beirut wurden unzählige Häuser zerstört oder beschädigt | Bild: imago

Die gigantische Explosion war wie ein Erdbeben in den zwei Zimmern zu spüren, die sich die Geschwister Hovig, 27 Jahre, und Azzig, 29, mit ihrer Mutter in Beirut teilen. Am 4. August regnete der Mörtel auf sie herab, die Scheiben barsten.

Ein Vierteljahr später haben sie die Schäden so gut wie es geht repariert. Mit Hilfe einer Nichtregierungsorganisation konnten sie die Fenster ersetzten. Vom Staat haben sie keine Unterstützung bekommen. Azzig hat die Hoffnung verloren, dass sich im Libanon noch etwas zum Besseren wendet. Sowohl Hovig als auch Azzig haben jeweils zwei Jobs und trotzdem reicht es gerade so zum Überleben. Hauptberuflich arbeitet Azzig in einem Kindergarten, der aber derzeit noch wegen der Zerstörungen geschlossen ist.

Azzig Kouyoumjian: Wenn sie könnte, würde sie das Land verlassen.
Azzig Kouyoumjian: Wenn sie könnte, würde sie das Land verlassen. | Bild: SWR

Die Explosion als Gipfel staatlichen Versagens

Für sie ist die Explosion vom 4. August der Gipfel staatlichen Versagens, weil die große Menge Ammoniumnitrats niemals in der Stadt hätte gelagert werden dürfen. Seit Jahrzehnten müssen sie mit Regierungen überleben, die noch nicht einmal fähig waren, den Müll zu entsorgen, genügend Strom zu produzieren und für bezahlbaren Wohnraum zu sorgen.

Die Nachbarn von Hovig und Azzig hat die Explosion aus der Mittelschicht in die Armut gerissen. Die Reparaturen haben ihre Ersparnisse aufgebraucht. Auch sie sehen für sich keine Zukunft in diesem Land. Sie würden am liebsten auswandern. Der Aufbau ist mühsam. Lebensfreude und Neuanfang – dafür stand Beirut einmal. Beides sucht man in diesen Tagen meist vergebens. Wut auf das Versagen der Politiker schlägt einem dagegen an jeder Ecke entgegen.

Ein Film von Alexander Stenzel                                                                        

Stand: 07.11.2020 16:53 Uhr

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