So., 10.03.13 | 16:30 Uhr
Das Erste
Zitrusgewächse - eine Leidenschaft
Hobbygärtner Rainer Frank hegt eine Vorliebe für exotische Pflanzen, besonders Zitrusgewächse haben es ihm angetan. Sie verkörpern für ihn den Traum vom warmen Süden denn „Zitronen und Orangen bringen ein wunderbares Flair in den Wintergarten“, so der Pflanzensammler. Einen betörenden Duft verbreiten im Frühjahr die Zitrusblüten.
Über zehn verschiedene Sorten von Zitronen sind in seiner Sammlung, zum Beispiel die 'Lipo', auch Kaiserzitrone genannt, vermutlich entstanden aus einer Kreuzung einer Limette mit einer Grapefruit. Die Früchte sind außerordentlich groß für eine Zitrone, aber sie werden tatsächlich wie Zitronen verwendet. Denn das Fruchtfleisch ist sauer, saftig und ohne Bitternote.
Vielfalt an Zitrone
Außerdem besitzt Rainer Frank eine Rote Zitrone, botanisch Citrus limon `Rosso´, ein Geheimtipp unter Zitrusfreunden. Wo sie herstammt ist ungewiss, wahrscheinlich ist sie eine Kreuzung zwischen einer normalen Zitrone und einer Zitronatzitrone (Citrus medica), von der sie die warzige Schale geerbt hat. Bei viel Sonnenschein färben sich die Früchte und teilweise auch das Innere rot. Die Meyer-Zitrone ist dagegen orangefarben. Sie wurde nach dem Amerikaner Frank Nicholas Meyer benannt, der sie 1908 am Himalaja gefunden hatte. Sie soll eine natürliche Kreuzung zwischen einer Orange und einer Zitrone sein. Rainer Frank schwärmt vom feinen Aroma der Meyer-Zitrone, die auch in der Spitzengastronomie sehr geschätzt wird. Sie hält sich allerdings nicht so lange wie gewöhnliche Zitronen und ist nicht lagerfähig.
Die Zitrusgewächse werden von Rainer Frank frostfrei, aber kalt überwintert. Viele brauchen sogar einen Kältereiz, damit sich die grünen Früchte entsprechend gelb oder orange verfärben. Die kritische Temperatur für Zitronen beispielsweise soll bei 12,5 Grad Celsius liegen. Erst wenn es kälter ist, werden reife Früchte auch gelb. In den heißen Tropen dagegen bleiben die reifen Zitrusfrüchte meistens grün.
Zitruspflanzen für die Wohnstube
Die kleine Kumquat (Fortunella margarita) ist da eine Ausnahme. Sie verträgt sogar etwas Frost, kann aber auch ganz gut im hellen Wohnzimmer überwintert werden. Auch da werden ihre Früchte orange. Rainer Frank verrät, dass die Kumquat mit der Schale gegessen wird. Die ist nämlich süß und das Fruchtfleisch sehr sauer. Keine Früchte trägt momentan seine Calamondin, die mit der Kumquat verwandt ist. Sie ist eine Kreuzung zwischen Kumquat und Mandarine (Citrus reticulata) und trägt die botanische Bezeichnung „x Citrofortunella mitis“. Die Calamondin gilt für viele als die robusteste Zitrussorte überhaupt. Sie kann ohne Probleme in der hellen, warmen Wohnstube überwintert werden.
Trotzdem hat es Rainer Frank vor über 20 Jahren geschafft, seine allererste Zitruspflanze, eine Calamondin, kaputt zu gießen. Seit einiger Zeit hat er allerdings für jeden Topf Messfühler mit einer digitalen Anzeige. Mit ihnen wird die Saugspannung des Substrates gemessen. Erst wenn dieses fast trocken ist und auf der Anzeige ein Wert von etwa 400 erscheint, wird wieder durchdringend gegossen. Und bei Werten unter 400 wird nicht gegossen. „Seit ich die Messfühler habe, gehen mir keine Pflanzen mehr ein beim winterlichen Gießen“, sagt Frank. Für rund 30 Euro bekommt man so einen praktischen Helfer.
Keine chemischen Spritzmittel
Dennoch greift Rainer Frank fast täglich zur Brause, aber nur um die Blätter mit Regenwasser zu benetzen. Denn hohe Luftfeuchtigkeit mögen einige Schädlinge nicht. Wohl aber die nützlichen Insekten, wie die tropischen Marienkäferlarven, die Rainer Frank regelmäßig gegen schädliche Schildläuse einsetzt. Chemische Spritzmittel kommen bei ihm nicht zum Einsatz, denn schließlich will er die Zitrusfrüchte unbesorgt nutzen können. Wenn die Frostgefahr vorüber ist, kommen alle Zitruspflanzen nach draußen an die Sonne. Dort brauchen sie reichlich Wasser und wöchentliche Düngegaben. Sein Dünger besitzt vergleichsweise wenig Phosphor, denn zuviel davon ist schädlich. Wenn chlorotische Eisenmangelsymptome auftreten - Blätter werden gelb, die Blattadern sind aber grün - wird mit einem Eisendünger gegossen. Als Substrat beim Umtopfen verwendet er eine eigene Mischung mit einem hohen Anteil an Lavagranulat.
Bitterorange als Unterlage
Aus dem Anfänger, der es vor 20 Jahren schaffte, seine Calamondin kaputt zu gießen, ist ein ausgewiesener Zitruskenner geworden. Sogar die Technik des Veredelns beherrscht er inzwischen. Meistens nimmt er die Bitterorange (Citrus aurantium) als Unterlage, also für Stamm und Wurzeln. Nach seinen Beobachtungen leiden die Pflanzen dann seltener unter chlorotischen Erscheinungen im Vergleich zu anderen Unterlagen. Nur die Kumquat wird auf die einzige winterharte Zitruspflanze veredelt, auf Poncirus trifoliata.
Das Veredeln ist sehr praktisch, denn so reicht dem Sammler ein kleiner Zitruszweig als Mitbringsel von den Reisen in den Süden. Einfach auf eine Bitterorange aufgepfropft, und schon hat er eine neue Rarität in seinem Bestand. Rainer Frank fasziniert die große Sortenvielfalt der Gattung Citrus. Es gebe mehr Orangensorten als Apfelsorten, bemerkt er. Auf 60 Zitruspflanzen hat er es inzwischen gebracht. Wenn da nur nicht die wiederkehrende Frage wäre „wohin damit?“, könnten es leicht noch mehr werden.
In 14 Tagen folgt ein Bericht über die verschiedenen Nützlingsarten, die Rainer Frank gegen Schädlinge in seinen Wintergärten einsetzt.
Buchtipps:
- Bernhard Voß
- Zitruspflanzen
- Franckh-Kosmos, 2009
- ISBN: 9783440119259
- Preis: 7,95 Euro
- Hans-Peter Maier
- Zitruspflanzen
- Gräfe und Unzer, 2008
- ISBN: 9783833805318
- Vergriffen, aber antiquarisch erhältlich.
Bezugsquellen für Zitruspflanzen und Zitrusdünger erfahren Sie bei der Hotline WDR Fernsehen 0221-56789 999.
Autor: Friedemann Borchert
Stand: 08.12.2014 13:53 Uhr