So., 10.03.13 | 16:30 Uhr
Das Erste
Tomaten und Sojabohnen für den Hausgarten
Seit etlichen Jahren widmet man sich an der Abteilung Züchtungsforschung der Universität Göttingen intensiv den Freilandtomaten. Das Anliegen von Dr. Bernd Horneburg sind ökologisch nutzbare Sorten, die ohne chemische Spritzmittel auskommen. Das Problem bei Tomaten ist die Kraut- und Braunfäule, hervorgerufen durch einen Pilz namens Phytophthora infestans. Jeder, der schon mal Tomaten angebaut hat, wird mit ihm Bekanntschaft gemacht haben. Selbst im Gewächshaus kann er zum Problem werden, zum Beispiel bei nächtlicher Taubildung. Feuchte Blätter sind ideal zum Auskeimen der Sporen; der Pilz dringt über Verletzungen und Spaltöffnungen ins Gewebe ein. In den letzten Jahrzehnten ist er immer aggressiver geworden und hat den Tomatenanbau unter freiem Himmel, ohne Regenschutz, praktisch unmöglich gemacht.
Primabella macht ihrem Namen alle Ehre
Horneburg ist es nun gelungen, ohne Gentechnik neue Sorten zu züchten, die nahezu frei von Befallssymptomen bleiben. `Primabella´ ist seine neueste Selektion, eine Cocktail-Tomate, die auch unter schwierigen Witterungsbedingungen lange gesund bleibt. „Die Früchte sind fest, saftig und wie ich finde sehr aromatisch“, sagt der Forscher. Die Pflanze macht ihrem Namen alle Ehre, die Früchte sind kräftig rot und super lecker. `Primabella´ ist so vital und wüchsig, dass man sie sogar buschförmig mit mehreren Trieben wachsen lassen kann. Das Laub könnte sich Ende September kaum schöner präsentieren. Das gilt auch für die Schwester `Primavera´, bei der die Früchte besonders früh reifen. Saatgut von beiden gibt’s unter anderem gegen eine Spende bei der gemeinnützigen Initiative „Bantam Mais“, die sich der Verbreitung von gentechnikfreiem Saatgut verschrieben hat. Es soll zudem „sortenfest“ sein, das bedeutet, die Samen besitzen die gleichen Eigenschaften der Elternpflanze. So muss man nicht ständig Hybridsaatgut nachkaufen, `Primabella´ und Co. kann man also immer wieder selber nachziehen.
Tests an mehreren Standorten
Die Forscher geben sich mit dem Erreichten nicht zufrieden, das Tomatensortiment soll erweitert werden. Getestet wird unter harten Bedingungen: Wässern und Düngen gibt es nur im Mai zur Pflanzzeit. Auch andere Standorte in Deutschland sind ins Projekt einbezogen, denn wem nützen Tomaten, die nur in Göttingen prima wachsen? Entscheidend ist neben der Blattgesundheit aber letztlich immer ein guter Geschmack. Eine Herausforderung sind Fleischtomaten. Die Resistenzgene dort hineinzuzüchten ist nicht so einfach, doch einige Zuchtlinien sehen schon viel versprechend aus. Doch was immer geht im Freiland sind Wildtomaten; die kleine `Rote Murmel´ zum Beispiel schmeckt fruchtig und zuckersüß. Das gilt auch für die gelbe `Golden Currant´. Wildtomaten lässt man frei wachsen, etwas hochbinden reicht schon aus. Man muss nicht ausgeizen oder überzählige Blütenstände entfernen.
Knackige Salate
Auf den Versuchsflächen in Göttingen werden auch neue Radicchio- und Zuckerhutsorten für den Öko-Anbau getestet. Herausforderung für den Züchter sind unter anderem unansehnliche Blattflecken. Das Ziel für Radicchio sind feste, dunkelrote Köpfe und für die Zuckerhüte große, geschlossene Zylinder. Das Zuchtprogramm steht noch am Anfang, mehrere Jahre sind dafür veranschlagt.
Sojabohnen für den Hausgarten
Das gilt auch für das Projekt „Sojabohnen“. Rund fünf Millionen Tonnen von der Eiweißpflanze werden jährlich importiert. Ein Großteil dessen dürfte gentechnisch verändert sein. Mit neuen Sorten will man im heimischen Anbau einen Teil davon ersetzen. Aber die Sommer hierzulande sind in der Regel zu kurz und ertragreiche Sorten werden selten rechtzeitig erntereif. Für den Hausgarten macht das aber nichts, denn gerade halbreife Hülsen sind ideal für die Zubereitung. Weltweit kennt man inzwischen „Edamame“, das ist halbreifer Soja als gesunder, energiereicher Snack. Für Bernd Horneburg ist es „das Leckerste, was man sich vorstellen kann“. In jedem Asialaden dürfte es „Edamame“ in Tiefkühltruhen geben. Die grünen Hülsen müssen fünf Minuten lang sprudelnd kochen, damit Giftstoffe zerstört werden. Anschließend das Wasser abgießen und salzen. Man isst die Bohnen, indem man sie aus den Hülsen heraus in den Mund drückt. Unbedingt probieren!
Bernd Horneburg hat herausgefunden, dass überall dort, wo Buschbohnen gedeihen, auch Soja wachsen kann. Ideal sind durchlässige, humose Böden in voller Sonne. Ausgesät wird Ende April; besser noch wäre das Vorziehen auf der Fensterbank, wenn es nicht zu viele Pflanzen sein sollen. Solche Sämlinge können dann Mitte Mai ausgepflanzt werden und dürften so einen ordentlichen Entwicklungsvorsprung haben. Wie andere Leguminosen leben auch Sojapflanzen mit Knöllchenbakterien in ihren Wurzeln in Symbiose. Die sind in der Lage, Stickstoff aus der Luft zu binden. Allerdings kann es dauern, bis sie sich in nennenswerter Zahl eingefunden haben. Deswegen sollte man auch für Sojabohnen eine gute Grunddüngung ausbringen. Die wichtigsten Arbeiten sind Unkraut hacken und das Gießen bei anhaltender Trockenheit.
Bezugsquellen für Saatgut erfahren Sie bei der Hotline WDR Fernsehen 0221-56789 999.
Autor: Friedemann Borchert
Stand: 20.06.2013 16:13 Uhr