So., 19.08.12 | 16:30 Uhr
Das Erste
Reihenhaus mit Gartenparadies in Lohmar
In Deutschland gibt es etwa 20 Millionen Haushalte mit Gärten. Fast die Hälfte davon ist kleiner als 200 Quadratmeter. Kleine Gärten sind die schwierigsten, denn Fehler sieht man sofort. Das kleine Reihenhausparadies von Erika und Michael Panthen in Lohmar ist ein gelungenes Beispiel für einen gemütlichen und geschmackvoll gestalteten Garten. Ursprünglich war er vollkommen auf die Bedürfnisse der Kinder ausgerichtet, mit Rasen, Schaukeln und Sandkasten. Als die Kinder groß waren, hat ihn Gartenarchitektin Erika Panthen zu einem Innenhof umgestaltet.
Umgestaltung zum Innenhof
Dazu setzte sie gegenüber dem Wohnhaus ein kleines Gartenhaus, wodurch ein Raum entstand, der ähnlich einem Wohnraum ausgestaltet werden konnte. Nur eben im Freien, mit einem Wohnzimmer, Kaminzimmer und Essecke. Das alles gruppiert sich um einen markanten, zentralen Baum, dem Trompetenbaum (Catalpa bignonioides). Erika Panthen bekam ihn geschenkt und es war nicht klar, dass es sich um die Wildart handelt, die bis zu 15 Meter hoch wird. Viel zu groß für den kleinen Garten. Deswegen wird er von ihr regelmäßig stark beschnitten. Catalpa bignonioides `Aurea´, der Gold-Trompetenbaum, bleibt dagegen kleiner und bildet von selbst eine schirmartige Krone aus - der ideale Schattenbaum für Innenhöfe.
Das Credo von Erika Panthen bei der Gestaltung kleiner Gärten lautet zusammengefasst: Spannung hineinbringen und eine Aufteilung mit vielen Nischen und Sitzecken schaffen. Das geht bis hin zu den Bodenbelägen. Man sollte unterschiedliche Materialien wählen, zum Beispiel Pflaster und Schotter. Mit Töpfen und Kübeln schafft sie unterschiedliche Niveaus und Höhen.
Der Vorgarten
Im Vorgarten von Familie Panthen steht der Persische Eisenholzbaum Parrotia persica `Vanessa´. Diese Sorte wächst aufrecht und trichterförmig und wurde speziell wegen der wunderschönen rotorangefarbenen Herbstfärbung ausgelesen. Eine gute Wahl für den Vorgarten ist auch die Samthortensie (Hydrangea sargentiana) mit ihren großen samtigen Blättern und flachen, lilafarbenen Schirmrispen. Ideal für sie ist ein halbschattiger Standort mit einem feuchten, sauren Boden. Die Kombination von wenigen, aber ausgefallenen Gehölzen mit einem üppigen Bodendecker macht so einen Vorgarten zugleich pflegeleicht und exklusiv. Frau Panthen hat die Golderdbeere (Waldsteinia) als dicht wachsenden Bodendecker ausgewählt.
Auch die Raumaufteilung haben die Panthens raffiniert gelöst. Der Weg zur Haustür kommt nicht geradewegs von der Straße, sondern führt in einem Bogen über die Garageneinfahrt. Und mit den kleinen Pflastersteinen und den grünen holländischen Fensterläden am Haus mit passendem Garagentor dazu, entsteht ein harmonisches Gesamtbild.
Holz und Spiegel im Haus
Im Haus von Erika und Michael Panthen ist es mindestens so gemütlich wie im romantischen Garten, denn es gibt ungewöhnlich viel Holz. Decke und Fußboden wurden deswegen mit Holz verkleidet, weil es Wärme ausstrahlt, so Michael Panthen. An der Decke wurden Fichte und Tanne im Fischgrätenmuster angebracht und auf dem Boden befinden sich Hartholzdielen aus heimischer Eiche. Ein wesentliches Element im Wohnraum ist der große Spiegel, der eine ganze Wandseite einnimmt. Er lässt den Raum wesentlich größer erscheinen.
Die Farbe Weiß
Weiß ist die Blütenfarbe im Innenhof von Erika Panthen, um genau zu sein, die einzige Blütenfarbe. Eine einzelne Farbe bringe mehr Ruhe und Harmonie in den Garten und Weiß wirke in Kombination mit dem Grün der Blätter sehr edel, erklärt Erika Panthen. Und sie möchte mit Blüten Pflanzenbilder und Gartenbilder gestalten, die Harmonie ausstrahlen. Mit Weiß sei das gut zu erreichen. Zum Beispiel mit weiß blühendem Agapanthus, einer nicht winterharten Kübelpflanze aus Südafrika. Manchmal entstehen im Garten Sämlinge, die man in wintermilden Regionen durchaus mal stehen lassen kann. Folgen zwei, drei milde Winter aufeinander, können sie mit etwas Glück zur Blüte kommen. Außerdem gibt es zwei weiße Hortensien. Bei der Kletterhortensie Hydrangea petiolaris achtet Erika Panthen darauf, dass sie sich nicht mit ihren Haftwurzeln am Putz festkrallt. Der würde sonst Schaden nehmen.
Außerdem gibt es die herrliche Ballhortensie `Annabelle´, eine Hydrangea arborescens, die als Besonderheit am diesjährigen Holz blüht. Das bedeutet, sie blüht auch dann zuverlässig an neuen Trieben, wenn Erika Panthen zuvor im Frühjahr alles stark zurückgeschnitten hat. Weil sich die schweren Blütenbälle oft zu Boden neigen, hat `Annabelle´ Stützen in Form zweier Eisengitter bekommen. Inzwischen gibt es eine Variante auf dem Markt namens `Strong Annabelle´, die wesentlich standfester sein soll. Hortensien blühen übrigens umso üppiger, je humoser und nährstoffreicher die Böden sind.
Es sind viele Kleinigkeiten, die den Garten der Panthens so lebenswert machen. Zum Beispiel der Zaun aus den Latten eines alten Eichenfasses, der den Bereich mit den Kompostern abschirmt. Oder die vielen Kerzen, die den Garten abends, wenn die Tage kürzer werden, in eine tolle Stimmung versetzen. Der Garten zeigt sich so noch mal von einer ganz anderen Seite. Und da wird das Anliegen von Erika Panthen besonders unterstrichen: Der Garten sollte ein Wohnraum sein.
Dieser Garten kann auch besichtigt werden. Am 15. und 16. September 2012 veranstaltet der Bergische Kreis im Rahmen der Offenen Gartenpforte einen weiteren Besichtigungstermin.
Autor: Markus Phlippen
Stand: 03.09.2012 12:15 Uhr