Günter Netzer

Fußball-Idol Günter Netzer 1973 | Bild: NDR/dpa

Günter Netzer ist eine der meistbeschriebenen, meistbestaunten und meistverklärten Persönlichkeiten des deutschen Fußballs. Er gilt als genial, aber (lauf-)faul, als Frauenheld, avantgardistischer Künstler, als unangepasster, stets unabhängig gebliebener Rebell.

Er selbst distanziert sich von all dem, räumt maximal seine Lauffaulheit ein. Ansonsten beschreibt er sein Leben und seine Karriere als eine Abfolge von Zufällen. Einen eigengestalterischen Anteil sieht er nicht. Es waren stets andere, die ihn im entscheidenden Moment wohlwollend nach vorne geschubst haben. So ist er zum überragenden Mittelfeldspieler, zum Manager, zum Rechtehändler, zum Kommentator, zur Kultfigur, ja zur Legende geworden.

Wie stimmig ist das nach außen vermittelte Selbstbild? Wie passt es mit der Wirklichkeit zusammen? Wie viel Plan, wie viel Ehrgeiz steckt hinter diesem Lebensweg? Wie viel – möglicherweise von den Eltern geerbtes – kaufmännisches Geschick? Wie bewusst strickt er an der eigenen Legende, um sich unverwundbar zu machen?

Wieso gestattet er sich keine Sentimentalitäten? Empfindet er sie nicht oder zeigt er sie nur nicht? Wieso sucht er die Abgeschiedenheit der Schweiz und fährt dann ein so auffälliges Auto wie einen Ferrari? Will er auffallen und mag das nur nicht zugeben? Ist er der linke Fußballästhet oder der disziplinlose Lebemann?

Warum scheiden sich an ihm die Geister so sehr? Warum ist stets so viel an ihm heruminterpretiert worden? Der Film geht all diesen Widersprüchen nach.Was machte Günter Netzer zur Legende? Die Filmemacher vermuten: Es ist nicht sein sportlicher Erfolg. Der bildet zweifellos das Fundament. Legendär ist aber, was Günter Netzer selbst aus diesem Fundament gemacht hat.

Film von Anne Will und Thomas Ockers