Mo., 29.06.09 | 21:00 Uhr
Das Erste
Rex Gildo
Die deutsche Schlagerlegende Rex Gildo, das ist auf der einen Seite die Geschichte einer sagenhaften Karriere: Rex Gildo war über 26 Jahre Deutschlands beständigster Schlagerstar. Er verkaufte in 40 Jahren über 25 Millionen Schallplatten und drehte über 30 Spielfilme. Sein "Hossa, Hossa" wurde zum Markenzeichen. "Fiesta Mexicana" hielt sich damals ein halbes Jahr in der Hitparade und noch am Schluss bei seinen Auftritten in Volksmusiksendungen und Möbelmärkten wollten die Fans immer wieder dieses Lied hören.
Auf der anderen Seite ist es die Geschichte eines einsamen Mannes, der sich selbst eine Legende gewoben hatte, aus der er nicht mehr herauskam. Eine tragische Figur mit einem tragischen Ende. Rex Gildo stürzte sich aus dem zweiten Stock eines Wohnhauses, ob im vollen Bewusstsein, oder verwirrt durch Alkohol und Tabletten, das wird wohl für immer offen bleiben müssen.
Am Beginn seiner Karriere hat er sich selbst eine Legende erschaffen. Die Geschichte seiner Herkunft, die bis heute immer wieder in den Medien reproduziert wird, ist frei erfunden. Das Geburtsdatum, der Geburtsort, Beruf der Mutter, die Ausbildung zum Sänger zuerst bei den Regensburger Domspatzen, dann zum Schauspieler an der renommierten Otto-Falckenberg-Schule – alles frei erfunden.
Der Film der HR-Autorin Ulrike Bremer erzählt die wahre Geschichte des Mannes, der sich mit seinem Künstlernamen zur Kunstfigur machte, hinter der seine Identität immer mehr verschwand. Als "Rex Gildo" hatte er den Erfolg, von dem er als Ludwig Franz Hirtreiter geträumt hatte. Für diesen Traum gab er seine Persönlichkeit immer mehr auf. Am Ende konnte er nicht mehr anders, als mit Perücke und viel Make-up den ewig jungen Beau zu geben, den Frauenschwarm, den "Sexy Rexy" auch noch mit 63 Jahren.
Heute, zehn Jahre nach seinem Tod, versuchen seine treuen Freunde die Legendenbildung aufrecht zu erhalten. Eine Freundin, die ihm und seinem jugendlichen Liebhaber in den letzten Jahren sehr nahe stand, will nichts von Homosexualität wissen, nichts von Perücken und nichts von Alkohol. Für sie war Rex ein Gehetzter der Medien, die sich genüsslich auf Gerüchte über torkelnde Auftritte und sein Schwulsein stürzten.
Seine Kollegen aus der Schlagerbranche sind da offener. Freimütig gibt Costa Cordalis Auskunft über seinen Freund Rex, der die Frauen, die ihn so anschmachteten satt hatte, der Männer liebte und daran zerbrach, dass er nach der einen großen Liebe keinen adäquaten Mann mehr gefunden hatte. Cornelia Froboess erinnert an die unschuldige Zeit der 50er, als sie mit Rex Gildo in zahlreichen Filmen auftrat und auf Tourneen sang. Sie seien wie Bruder und Schwester gewesen. Rex hatte bei Familie Froboess gewohnt, von seiner Familie erfuhren sie nichts, er war damals schon der Junge ohne Vergangenheit.
Ralph Siegel berichtet über den ersten Manager von Rex, der zugleich dessen erste Liebe war und für seinen Schützling geschickt das Image des Schwiegermutter-Schwarms aufzubauen wusste. Rex musste sogar heiraten, seine Cousine erklärte sich dazu bereit. Selbst als sie schon getrennt waren und einen bösen Rosenkrieg führten, posierten beide lächelnd gemeinsam für Home-Storys. Auch Gitte, die dänische Sängerin, sollte zu Rex' Image beitragen. Ihr Duett "Gehen sie aus im Stadtpark die Laternen" war das erfolgreichste. Im deutschen Film der 60er spielten sie immer wieder das Liebespaar und wurden dann auch von der Plattenfirma privat als "Traum"-Paar "geoutet". Gitte erzählt, sie sei so empört gewesen, dass sie daraufhin die Zusammenarbeit mit Rex beendete.
Rex' Stern ging Mitte der 80er Jahre langsam unter. Sein vorwiegend weibliches Publikum war mit ihm gealtert, doch er wollte weiterhin in der Pose des vitalen Schönlings bleiben. Zeitweise konnte er Image und Ich nicht mehr auseinanderhalten. Der Film zeichnet die Stationen seiner Karriere nach, macht eine Zeitreise vom biederen Nachkriegsdeutschland bis in die 90er und blickt hinter die Kulissen des Showbusiness.
Ein Film von Ulrike Bremer