Pressemeldung vom 24.08.2017
Weltspiegel - Auslandskorrespondenten berichten
Am Sonntag, 27. August 2017, 19:20 Uhr vom WDR im Ersten
Moderation: Isabel Schayani
Geplante Themen:
Ägypten: Gefahr durch deutsche Minen
17 Millionen Minen sollen Deutsche, Briten und Italiener in Ägypten vergraben haben - während des Zweiten Weltkriegs. Der Minengürtel von einst hat lebensbedrohliche Folgen bis heute. Die Räum-Teams der ägyptischen Armee stoßen regelmäßig auf Hochexplosives im Wüstenboden rund um Neu-El Alamein. Farhad hat vor Jahren während der Feldarbeit so ein Bein verloren. Er arbeitet heute in einem Gesundheitszentrum, in dem auch Minenopfer betreut werden. Er hat einen Job und damit etwas Glück gehabt. Für seinen Unfall bekommt Farhad umgerechnet eine Rente von 25 Euro monatlich. So kann er immerhin seine Familie ernähren.
Doch die Gefahr lauert weiterhin im Boden - seit Kriegsende sind in Ägypten mehr als 8000 Menschen Opfer alter Landminen geworden. Farhad sieht vor allem die Deutschen in der Pflicht, das reiche Land, sagt er, sei irgendwie verantwortlich. (Autor: Volker Schwenk/ARD Studio Kairo)
USA: Säbelrasseln oder Showdown mit Nordkorea?
Die Nordkoreanerin Jinhye Jo lebt heute in den USA, sie konnte ihre Heimat verlassen und hat nun in Amerika eine Organisation für Exil-Nordkoreaner gegründet. Sie warnt eindringlich vor Diktator Kim Yong Un. Mit größter Sorge blickt sie auf den sich zuspitzenden Konflikt zwischen den USA und Nordkorea. Den Kurs des amerikanischen Präsidenten unterstützt die Nordkoreanerin: Donald Trump sei genau der Richtige, um etwas gegen den Diktator auszurichten.
Bisher ist es ein Krieg der Worte zwischen Washington und Pjöngjang, der aber schnell eskalieren kann, befürchtet etwa Bill Richardson. Richardson war US-Botschafter bei den Vereinten Nationen. Direkte Gespräche zwischen Trump und Kim Yong Un hält er allerdings für keine gute Idee. Am Ende müsse es eine diplomatische Lösung geben, eventuell auch mit Hilfe der Vereinten Nationen, des Vatikans oder Angela Merkel, so der ehemalige Spitzendiplomat. (Autor: Jan Philipp Burgard/ARD Studio Washington)
Niederlande: Die Erde bebt
Der Norden der Niederlande ist Erdbebengebiet. Hiltje Zwarberg hat einen Alptraum erlebt. Seit 2012 bebt die Erde in seiner Heimat. Der Grund: die Erdgasförderung. Seit zwei Jahren lebt Hiltje nun in einem Apartment, denn sein eigenes Haus ist unbewohnbar und abgesperrt. Kein Einzelfall.
Gerade mal 8000 Euro wollte ihm die Erdgasfirma als Entschädigung anbieten. Dabei wären 250.000 Euro realistisch - damit Hiltje Zwarberg in sein Haus wieder einziehen kann. Am meisten ärgert ihn, dass sich niemand kümmert.
Die Firma, die so viel Ärger auf sich zieht, heißt Nam - ein Gemeinschaftsunternehmen des niederländischen Staates mit den Energiekonzernen Shell und Exxon. Seit Jahrzehnten wird laut Konzern dort Gas aus dem Boden geholt - so viel, dass er jetzt nachgibt.
Der Reichtum der Gegend ist zum Fluch geworden. Rund 300 Milliarden Euro hat das Gas über die Jahre eingebracht. Doch von den Gewinnen wurde nichts zurückgelegt - für mögliche Schäden. (Autor: Markus Preiß/ARD Studio Brüssel)
Russland: Apocalypse Now im Untergrund
Aus Angst vor einem Atomkrieg treffen sich mehrmals im Monat einige Moskauer, um ihr Überleben zu trainieren. In den Katakomben von Domodedewo im Süden der Metropole trifft sich der sogenannte Club der Überlebenden. Inspiriert wurden sie von einem in Russland populären Videospiel.
In der Moskauer Unterwelt treffen sie auf Behausungen illegaler Einwanderer oder Heiligenbilder und Altäre, an denen man sich etwas wünschen kann.
Jewgenia ist Lehrerin und seit zwei Jahren dabei. Ihre größte Sorge: „So wie die Welt gerade ist - wächst die Wahrscheinlichkeit, dass es zum Krieg kommt, durchaus. Man spürt es." Vertrauen in die Politik haben Jewgenia und die anderen nicht. Anfangs waren sie alle nur neugierig. Jetzt sind der Club und die anderen Mitglieder längst Teil ihres Lebens. (Autorin: Birgit Virnich/ARD Studio Moskau)
Brasilien: Vom Haijäger zum Haifreund
Leonardo Bertrand Veras hat Haie gejagt, getötet, und das jahrelang. Doch eines Tages - seine Wandlung. Jetzt steckt er all sein Wissen in die Haiforschung, betreibt ein Museum und ist zum wahren Haifreund geworden auf dem kleinen Archipel Fernando de Noronha in Brasilien. Leonardo erforscht die Wanderwege von Tigerhaien. Für ihn zählt nur noch der Schutz dieser von vielen so gefürchteten Tiere.
Der Nachwuchs der Haie lässt sich hautnah vom Strand aus beobachten und ist streng geschützt. Fotografieren erlaubt, mehr nicht: Wer sich nicht daran hält, dem drohen Strafen bis zu 6000 Euro.
Leonardo weiß, Haie sind keine Kuscheltiere. Aber auch keine Monster. Viele Ängste seien völlig übertrieben, sagt der heutige Haifreund. Seinen früheren Jagdtrieb bereut er. (Autor: Michael Stocks/ARD Studio Rio de Janeiro)