Faktencheck zu "maischberger"
Sendung vom 04.03.2025
Faktencheck

Bei Maischberger wird engagiert diskutiert, Argumente werden ausgetauscht, es wird auch schon mal emotional und manchmal bleibt am Ende keine Zeit, um alles zu klären. Wenn Fragen offen bleiben, Aussagen nicht eindeutig waren oder einfach weitere Informationen hilfreich sein könnten, schauen wir nach der Sendung noch einmal drauf – hier in unserem Faktencheck.
Und das schauen wir uns an:
- Erhebt Donald Trump Zölle auf 40 Prozent aller US-Importe?
Erhebt Donald Trump Zölle auf 40 Prozent aller US-Importe?
ARD-Wirtschaftsexpertin Anja Kohl äußerte sich in der Sendung zu den neuen Zöllen, die die US-Regierung zuletzt gegen verschiedene Staaten verhängt hat. Kohl sagte, die Zölle richten sich gegen 40 Prozent aller nach Amerika importierten Waren. Die konkreten Zahlen schauen wir uns hier noch einmal näher an.
Kohl: "Präsident Trump hat jetzt Zölle verhängt gegen 40 Prozent der US-Importe. Das ist das, was es subsumiert, wenn man die Zölle gegen Kanada und Mexiko nimmt, und China. Zwischen 20 und 25 Prozent. Die EU-Zölle sind angedroht auf Stahl und Aluminium ab 12. März. Alle anderen, 25 Prozent generell, ab April wohl. Das ist ein Tsunami, der dazu führen wird, dass Preise steigen, und zwar vehement."
Maischberger: "In den USA."
Kohl: "Auch in den USA. Und das werden die Amerikaner spüren."
Maischberger: "Und was passiert bei uns? Die Börse ist heute schon ziemlich runtergerauscht."
Kohl: "Genau, wir kommen zusätzlich unter Druck, das ist ganz klar, und werden mit Gegenzöllen reagieren. Das wird eine Inflationsrunde zur Folge haben, wahrscheinlich eine Zinserhöhungsrunde, und die Inflation anheizen. Und dann werden die Amerikaner nervös, weil auch die die Preise bezahlen müssen. Aber wir auch."
Stimmt das? Erhebt Donald Trump Zölle auf 40 Prozent aller US-Importe?
Tatsächlich traten am gestrigen Dienstag (4.3.2025) neue US-Zölle in Kraft, die die Regierung von Präsident Donald Trump gegen China, Kanada und Mexiko verhängte. 25 Prozent Aufschlag werden fortan auf Lieferungen aus Kanada und Mexiko fällig. Für kanadisches Öl und Gas gilt ein ermäßigter Satz von zehn Prozent. Auch bereits bestehende Zölle gegen China verdoppelte Trump von zehn auf 20 Prozent.
Mexiko, Kanada und China sind wichtige Handelspartner der USA
Wie Anja Kohl in der Sendung bereits andeutete, handelt es sich bei den betroffenen Staaten um drei der wichtigsten Handelspartner für die USA. Laut UN-Handelsdatenbank Comtrade machten Einfuhren aus Mexiko im vergangenen Jahr mit 15,19 Prozent den größten Anteil an den US-Importen aus. Dahinter folgen China (13,78 Prozent) und Kanada (12,55 Prozent). Insgesamt beläuft sich der Anteil dieser drei Länder demnach auf 41,52 Prozent. Die Aussage von Anja Kohl stimmt also.
Speziell Mexiko und Kanada sind bislang aufgrund eines Freihandelsabkommens (USMCA) eng mit der US-amerikanischen Wirtschaft verwoben. Nach Angaben des Wall Street Journal sind allein in Nordamerika Waren im Wert von 918 Milliarden Dollar von den neuen US-Zöllen betroffen. Mexiko und Kanada werfen der Trump-Regierung nun vor, das Freihandelsabkommen verletzt zu haben.
Betroffene Staaten wehren sich
"Nichts rechtfertigt diese Maßnahme", kritisierte Kanadas Premierminister Justin Trudeau. Er hatte kurz vor Inkrafttreten der US-Zölle angekündigt, sein Land werde ebenfalls Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Waren aus den USA erheben. Darüber hinaus stellte Trudeau sogenannte "nichttarifäre Maßnahmen" zur Debatte, die über das bloße Verhängen von Zöllen hinausgehen würden, sollte die US-Regierung ihren Vorstoß nicht rückgängig machen. Konkret könnten diese Maßnahmen Einschränkungen oder sogar den Stopp von kanadischen Öl-Exporten in die USA bedeuten. Dies könnte die USA hart treffen, schließlich stammt knapp die Hälfte des in die Vereinigten Staaten importierten Rohöls aus Kanada.
Auch Mexiko beantwortet Trumps Handelspolitik mit Gegenzöllen und kündigte weitere Schritte an. "Wir haben beschlossen, mit tarifären und nichttarifären Maßnahmen zu reagieren", sagte Staatschefin Claudia Sheinbaum. Näheres gab die mexikanische Regierung aber noch nicht bekannt. Am Vorgehen der USA übte Sheinbaum scharfe Kritik: "Wir betonen nachdrücklich, dass es kein Motiv, keinen Grund und keine Rechtfertigung für diese Entscheidung gibt."
China reagierte mit Zöllen in Höhe von zehn bis 15 Prozent auf eine Reihe landwirtschaftlicher Produkte aus den USA. Diese sollen ab dem 10. März in Kraft treten. Die Trump-Regierung untergrabe das "multilaterale System des Welthandels", erklärte das Finanzministerium in Peking. Auch kündigte die chinesische Regierung an, weitere US-Unternehmen auf eine Liste "unzuverlässiger Einheiten" zu setzen, womit ihnen Einschränkungen oder vollständige Verbote für Geschäftsaktivitäten in China drohen.
An den Aktienmärkten sorgen die Zollstreitigkeiten derweil für Irritationen. Der deutsche Leitindex DAX verbuchte am Dienstag (4.3.2025) mit einem Minus von 3,5 Prozent den größten Tagesverlust seit drei Jahren. Auch die wichtigsten US-Aktienindizes Dow Jones, S&P und Nasdaq 100 reagierten mit deutlichen Verlusten.
US-Präsident Trump brachte am Montag (3.3.2025) noch weitere Zölle ins Spiel. So stellte er Abgaben auf alle Agrar-Importe in Aussicht. "An die großartigen Landwirte der Vereinigten Staaten: Macht euch bereit, eine Menge landwirtschaftlicher Produkte zu produzieren, die innerhalb der Vereinigten Staaten verkauft werden sollen", schrieb er auf der Social-Media-Plattform Truth Social. "Ab dem 2. April werden Zölle auf externe Produkte erhoben. Viel Spaß!" Am selben Tag sollen außerdem sogenannte reziproke Zölle in Kraft treten. Das bedeutet, dass die Vereinigten Staaten überall dort Zölle einführen bzw. anheben, wo sie derzeit weniger verlangen als ihre Handelspartner.
Trumps Zoll-Politik richtet sich auch gegen Europa
Auch die EU ist von Trumps neuer Handelspolitik betroffen. So sollen am 12. März generelle Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte in Höhe von 25 Prozent in Kraft treten – "ohne Ausnahmen oder Befreiungen", wie Trump Mitte Februar mitteilte. Weitere Einfuhrabgaben, etwa auf europäische Autos, kündigte Trump bereits an. Hier sollen ebenfalls 25 Prozent fällig werden. Genaueres ist dazu aber noch nicht bekannt.
In Europa stößt der US-Präsident damit auf deutliche Kritik. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen betonte, dass die Verhängung von Zöllen aus Sicht der EU "rechtswidrig" und "wirtschaftlich kontraproduktiv" wäre. "Mit der Einführung von Zöllen würde die US-Regierung ihre eigenen Bürger besteuern, die Kosten für Unternehmen erhöhen und die Inflation anheizen", heißt es in der Erklärung. Darüber hinaus verstärkten Zölle wirtschaftliche Unsicherheiten und störten die Effizienz und Integration globaler Märkte. Dieser Kritik schließen sich auch zahlreiche Ökonomen an.
Wie Mexiko, Kanada und China ist auch die EU ein wichtiger Handelspartner für die USA. Nimmt man alle 27 EU-Mitgliedstaaten zusammen, machten die Importe aus diesen Ländern zuletzt mit knapp 19 Prozent sogar den größten Anteil an den US-Einfuhren aus.
Bereits in seiner ersten Amtszeit hatte Trump Abgaben auf Stahl (25 Prozent) und Aluminium (10 Prozent) eingeführt. Die EU reagierte damals ihrerseits mit Zöllen auf ausgewählte US-Produkte, wie z.B. Jeans, Whiskey, Erdnussbutter und Motorräder. Diese Sonderabgaben wurden auf Grundlage einer Vereinbarung mit der folgenden US-Regierung unter Joe Biden ausgesetzt. Wie der Vorsitzende des EU-Handelsausschusses, Bernd Lange (SPD), gegenüber dem ARD-Studio Brüssel erklärte, würden die US-Zölle, die zum 12. März in Kraft treten sollen, "automatisch zum Wiedereinsetzen der Gegenmaßnahmen zum 1. April" führen.
Fazit: Tatsächlich sind die von Trumps neuen Zöllen betroffenen Staaten Mexiko, Kanada und China drei der wichtigsten Handelspartner der USA. Zuletzt machten die Einfuhren aus diesen drei Ländern insgesamt mehr als 40 Prozent aller US-Importe aus. Dass die Trump-Regierung hier nun zusätzliche Abgaben von bis zu 25 Prozent verhängt, löste scharfe Kritik aus. Die betroffenen Staaten kündigten bereits Gegenzölle und weitere Maßnahmen an. Auch für Waren aus Europa sollen nach den Plänen der US-Regierung schon bald Zölle anfallen. In diesem Fall werde die EU Gegenmaßnahmen ergreifen, heißt es aus Brüssel – etwa durch Wiedereinführung einer Sonderabgabe auf amerikanische Produkte, die bereits in Trumps erster Amtszeit eingeführt und unter Joe Biden ausgesetzt worden war.
Stand: 05.03.2025
Autor: Tim Berressem