Do., 21.09.17 | 05:05 Uhr
Falsch-Gold: Wie Anleger betrogen werden
Gold als Finanzanlage ist umstritten, weil es ja keine Zinsen abwirft. Doch die Nachfrage nach Gold hat sich seit der Finanzkrise drastisch erhöht, über 8000 Tonnen Gold besitzen allein Privatleute in Deutschland. Die private Nachfrage nach Goldmünzen und Goldbarren ist in den letzten Jahren enorm gestiegen ist.
Michael Eubel, Abteilungsleiter für Sorten und Edelmetalle bei der Bayerischen Landesbank, erläutert: "Vor 10 Jahren hat man ungefähr noch ein Zehntel der Umsätze gemacht, wie man sie heute macht, insofern kann man schon von einer signifikanten Veränderung des Kaufverhaltens oder Anlegerverhaltens sprechen. Die Leute wollen sich einfach versichern, die Leute wollen auch entsprechend Sicherheit kaufen, gegen Inflation oder gegen andere Risiken, und das merkt man." Doch stattdessen wird manch einer hinters Licht geführt.
Auf Falschgold hereingefallen
Über 6000 Anleger hatten zum Beispiel der "Berliner Wirtschafts- und Finanzstiftung" Geld anvertraut, damit die für sie Gold erwirbt. Mit fatalen Folgen. Der Berliner Fachanwalt für Kapitalmarktrecht Walter Späth, der hundert ehemalige Kunden der BWF-Stiftung vertritt, schildert, was ein Großeinsatz der Polizei im Februar 2015 offenbarte: "Bei der Razzia sind ja auch Goldbestände sichergestellt worden, und dabei hat sich rausgestellt, dass ca. 95% nur Falschgold waren, das waren also irgendwelche Dummies, die mit einer Goldschicht überzogen waren, und damit weitgehend wertlos waren."
Familie G. aus Berlin hatte 9000 Euro an die Berliner BWF Stiftung gezahlt. Sogar eine Rendite zwischen 5 und 7 Prozent wurde versprochen, erinnert sich der Familienvater: "Uns wurde gesagt, die handeln Tonnen von Gold, und das wird an- und verkauft, und bei jedem Prozess, der stattfindet, schneiden die sich einen Anteil raus. Das hat für mich relativ nachvollziehbar geklungen.."
Wären die Goldbestände der Stiftung echt gewesen, hätten da fast vier Tonnen Gold gelegen, mit einem Wert von weit über 100 Millionen Euro. Tatsächlich waren es Fälschungen, die nur 309.000 Euro wert waren, produziert in China.
Wo kommt das Falschgold her?
Der ESG Edelmetall-Service in Rheinstetten, ein Fachbetrieb für Recycling und Handel von Edelmetallen, verfügt über einen ganzen Fundus an Fälschungen. Privatleute haben sie ihnen im Glauben, dass die Barren und Münzen echt sind, zum Kauf angeboten.
Und das passiert seit einiger Zeit deutlich häufiger, wie Geschäftsführer Dominik Lochmann schildert: "Seit eineinhalb Jahren ist das ein konstant hohes Niveau, es sind auch immer die gleichen Produkte, die hier auftauchen. Das heißt, da muss wirklich jemand palettenweise das Ganze nach Deutschland eingeführt haben und bringt es jetzt hier sukzessive einzeln an den Mann."
Die Barren der Berliner Stiftung stammten aus China. Der Fachmann zeigt uns entsprechende Angebote auf der chinesischen Internetplattform Alibaba. Eine ganze Branche hat sich in China auf Fälschungen spezialisiert.
Da werden Münzen als Maskottchen oder als Geschäfts-Geschenk angeboten, ganz korrekt zum Beispiel als "Replik" bezeichnet, detailliert beschrieben als "mit Wolfram innen und Gold außen", und die Firmen werben mit ihrer guten technische Ausstattung.
Goldtests funktionieren nicht immer
Allerdings: Da finden sich auch Fotos, die zeigen, dass Gewicht und Dicke der falschen Münzen genau den Original-Münzen entsprechen, und es wird sogar explizit darauf hingewiesen, dass die angebotenen Fälschungen Goldtests bestehen.
Bei professionellen Prüfungen würden diese Produkte jedoch nicht durchkommen, meint Dominik Lochmann vom ESG Edelmetall-Service dazu, "aber irgendwelche Amateurgeräte würden sagen, das ist ein echter Goldbarren oder eine echte Münze, das heißt, man sieht eben schon, die Chinesen versuchen schon, die entsprechenden Betrüger als Kunden damit anzusprechen."
Wer kontrolliert?
Die gefälschten Barren und Münzen aus China werden bei uns eingeführt. Verschickt werden diese Fälschungen per Schiff oder Flugzeug. Importe kontrolliert der Zoll. Die Generalzolldirektion Pressestelle in Bonn bestätigt uns, dass vermehrt Goldattrappen von chinesischen Herstellern angeboten werden, die Markenrechte der Prägeanstalten verletzen und führt weiter aus: "Insgesamt wurden in den Jahren 2013-2015 gefälschte Goldbarren im Wert von 135.640 Euro von den deutschen Zollbehörden aus dem Verkehr gezogen und vernichtet."
Zum Vergleich: Allein der Mogelschatz der Berliner Stiftung war ungefähr doppelt so groß. Und er kam beim Zoll durch.
Und die Goldbestände der Berliner Stiftung wurden sogar nochmal geprüft - von der renommierten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. Die bescheinigte darauf hin Ende 2014, dass genügend Gold für die Kunden da sei.
Uns schrieb die KPMG dazu: "...bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns zu unseren Aufträgen nicht öffentlich äußern dürfen."
Wie kann man sich vor Falschgold schützen?
Die Kunden der ESG Edelmetall-Service sind meist auf dem Flohmarkt reingefallen, oder bei ebay. Dominik Lochmann zeigt uns entsprechende Angebote auf ebay, etwa ein Kästchen mit Münzen und Barren, angeblich ein Nachlass des Stiefvaters. Allerdings, so Dominik Lochmann, werden die Barren so erst seit einem Jahr hergestellt.
Für einen anderen Barren, der ihm verdächtig vorkommt, wird sogar mehr geboten, als ein echter wert wäre. Im Angebot schreibt der Verkäufer: "Da der Barren eingeschweißt ist, kann und werde ich vorerst keine Zertifizierung veranlassen." Dabei lässt sich Gold auch eingeschweißt problemlos auf Echtheit testen.
Die Polizei gibt Tipps, wie man sich vor unseriösen Anbietern im Internet schützen kann:
Im Übrigen gewährt die sichtbare Prüfung durch den Händler beim Verkauf Sicherheit. Wer hingegen im Internet kauft, hat diese Möglichkeit naturgemäß nicht.
Bericht: Katharina Adami
Stand: Ende September 2017