Pressemeldung vom 25.01.2019

Druckfrisch - Neue Bücher mit Denis Scheck

Jubiläumssendung am Sonntag, 27. Januar 2019, um 23:35 Uhr über die große Liebe und die Erforschung Babylons

„Druckfrisch" feiert am Sonntag Jubiläum. In der 150. Ausgabe der preisgekrönten Kultursendung (u.a. Deutscher Fernsehpreis 2011) am kommenden Sonntag, 27. Januar, um 23:35 Uhr im Ersten trifft Denis Scheck auf den britischen Erfolgsschriftsteller Julian Barnes, der in seinem neuen Buch „Die einzige Geschichte" Glück und Schmerz einer großen Liebe erforscht. Die junge Autorin Kenah Cusanit erzählt in ihrem Debüt-Roman „Babel" aus dem Leben des Archäologen Robert Koldewey, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Ausgrabungen Babylons überwachte.

Julian Barnes: Die einzige Geschichte
Würden Sie lieber mehr lieben und dafür mehr leiden oder weniger lieben und weniger leiden? Das fragt Julian Barnes zu Beginn seines neuen Romans. Paul und Susan haben sich für das Erste entschieden. Er ist 19, sie mehr als doppelt so alt, Mutter und Ehefrau. Diese Konstellation kann die Liebe, die sich zwischen ihnen zuerst zart, dann immer heftiger entwickelt, nicht verhindern. Pauls anfangs noch etwas hölzerne Avancen werden charmant, aber offen erwidert, und beide stürzen sich voller Lust in eine Affäre, die weder Rücksicht noch bürgerliche Bedenken zulässt. Die Turbulenzen, die sie erzeugt, werden von den Liebenden selbstbewusst in Kauf genommen. Pauls Eltern schwanken zwischen Ignoranz und zaghaften erzieherischen Eingriffen, während Susans Ehemann, ein anerkanntes Mitglied der oberen Mittelklasse, auch mit Gewalt versucht, der Lage wieder Herr zu werden. Die Geschichte, die Julian Barnes erzählt, spielt vor etwa fünfzig Jahren in einer Kleinstadt in der Nähe von London. Hier bleibt nichts verborgen. Paul und Susan leben ihre Liebe so, als gäbe es nichts Anderes. Doch nach einigen Jahren der absoluten Gemeinsamkeit endet diese Liebesgeschichte. Für Paul ist es seine „einzige Geschichte".

Kenah Cusanit: Babel
Wer war Robert Koldewey? Welchen Auftrag hatte ihm Kaiser Wilhelm II. erteilt und welche Rolle spielte er für die deutsche Altertumsforschung? Kenah Cusanit hat Koldeweys Leben erforscht. „Babel" erzählt von einem Mann, der als Architekt und Archäologe seine Berufung gefunden hatte: die Ausgrabung Babylons. Von 1899 bis 1917 war Koldewey für die Deutsche Orientgesellschaft im heutigen Irak tätig, um die Ausgrabungen zu beiden Seiten des Euphrats in der mesopotamischen Tiefebene zu überwachen. Die Erforschung Babylons, Wiege der Zivilisation, deren Schätze in den Museen des Deutschen Reiches bewahrt werden und die sie gleichzeitig schmücken sollten, war ein Prestigeobjekt. Doch die Deutschen waren nicht die Einzigen, die in jener Zeit ein Interesse daran hatten. Die britische Historikerin und Archäologin Gertrude Bell kreuzte den Weg Koldeweys auf der Suche nach Erkenntnissen über das Altertum. Wurde der Turm zu Babel erbaut, um Gott möglichst nahe zu sein? Oder wurde er als Tempel der babylonischen Wissenschaft für astronomische Beobachtungen erbaut? Kenah Cusanits stimmungsvolles Portrait des Wissenschaftlers Koldewey taucht ein in die abenteuerliche Welt der Archäologie und in das pulsierende Berlin zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ganz nebenbei vermittelt es dem Leser einen Einblick in die Weltanschauung einer Gesellschaft, für die Kolonialismus und die Aneignung fremder Kulturschätze eine Selbstverständlichkeit war.

Chinua Achebe: Alles zerfällt
Denis Schecks Empfehlung „Alles zerfällt" von Chinua Achebe ist eine Geschichte über das Geschichtenerzählen - und über die Macht des Geschichtenerzählens. Denn eines weiß Achebe ganz genau: Nicht nur Geschichte wird von Siegern geschrieben; die Sieger erzählen am Ende auch die Geschichten. Der Roman ist der Versuch einer Gegengeschichte. Er will all die Vorurteile korrigieren, die 300 Jahre Kolonialgeschichte produziert haben, den Knick in der Optik heilen, mit denen Afrika bislang von außen gesehen wurde. Wie kann so etwas gelingen? Scheck: „Indem Chinua Achebe die Geschichte aus der Perspektive der Unterlegenen, Versklavten, Kolonisierten erzählt."

Und wie immer in „Druckfrisch": der pointierte Kommentar zur „Spiegel"-Bestsellerliste (diesmal: Belletristik), diesmal musikalisch eingeläutet von der Indie-Pop-Band „Fortuna Ehrenfeld" aus Köln.

Moderation: Denis Scheck; Regie: Andreas Ammer. Redaktion: Susanne Schettler (WDR), Christoph Bungartz (NDR), Armin Kratzert (BR) und Katrin Schumacher (MDR).

„Druckfrisch" im Internet: DasErste.de/druckfrisch

0 Bewertungen
Kommentare
Bewerten

Kommentare

Kommentar hinzufügen

Bitte beachten: Kommentare erscheinen nicht sofort, sondern werden innerhalb von 24 Stunden durch die Redaktion freigeschaltet. Es dürfen keine externen Links, Adressen oder Telefonnummern veröffentlicht werden. Bitte vermeiden Sie aus Datenschutzgründen, Ihre E-Mail-Adresse anzugeben. Fragen zu den Inhalten der Sendung, zur Mediathek oder Wiederholungsterminen richten Sie bitte direkt über das Kontaktformular an die ARD-Zuschauerredaktion: https://hilfe.ard.de/kontakt/. Vielen Dank!

*
*

* Pflichtfeld (bitte geben Sie aus Datenschutzgründen hier nicht Ihre Mailadresse oder Ähnliches ein)

Kommentar abschicken

Ihr Kommentar konnte aus technischen Gründen leider nicht entgegengenommen werden

Kommentar erfolgreich abgegeben. Dieser wird so bald wie möglich geprüft und danach veröffentlicht. Es gelten die Nutzungsbedingungen von DasErste.de.