Türkei entzieht "ttt"-Mitarbeiter die Akkreditierung
In eigener Sache
Viele Jahre hat Halil Gülbeyaz für "ttt" und andere TV-Formate aus der Türkei berichtet. Seine Themen: inhaftierte Schriftsteller, der Niedergang der Pressefreiheit, die Lage der Kurden und der rücksichtslose Umgang mit dem Kulturerbe. Jetzt hat die Erdogan-Regierung seine Akkreditierung nicht verlängert – wie bei anderen deutschen und internationalen Journalisten auch. "ttt" protestiert entschieden dagegen.
Die Benachrichtigung war denkbar knapp: Die "Pressekarte", die Halil Gülbeyaz seit zwölf Jahren regelmäßig bekommen hat, wird er für 2019 nicht erhalten. Begründung? Fehlanzeige. Gülbeyaz (56), der in Berlin lebt, vermutet, dass es ausschließlich um seine bisherigen Beiträge geht. "Als ich die Absage-Mail gelesen habe, dachte ich mir: Ja, jetzt ist es soweit, denn ich habe damit gerechnet, dass sie irgendwann mal meine Pressekarte nicht verlängern würden. In den letzten Jahren haben sie die Freiheiten der Journalisten immer mehr eingeschränkt. Irgendwann mal – dachte ich mir – würden sie mir die Pressekarte endgültig einziehen."
Immer wieder hat Gülbeyaz in den vergangenen Jahren über die Kunst-, Presse- und Meinungsfreiheit in der Türkei berichtet, unter anderem über die lange inhaftierte Schriftstellerin Asli Erdogan. Die Türkei ist für den frei arbeitenden Journalisten Gülbeyaz für Recherchen und Dreharbeiten nun de facto gesperrt.
Zwei weitere deutsche Journalisten betroffen
Gülbeyaz ist einer von drei deutschen Journalisten, deren Akkreditierung jetzt nicht verlängert wurde. Betroffen sind auch Jörg Brase vom ZDF und Thomas Seibert vom Berliner "Tagesspiegel". Zahlreiche weitere deutsche und internationale Journalisten warten noch auf Nachricht, ob sie im laufenden Jahr weiter aus der Türkei berichten können.
Die Vergabe der Pressekarten nennen viele der Betroffenen inzwischen ein Lotteriespiel. Niemand kann sagen, wen das Presse- und Informationsamt als nächstes im Visier hat. Nachdem die Regierung Erdogan die nationalen Medien weitgehend unter ihre Kontrolle und viele Journalisten ins Gefängnis gebracht hat, werden nun auch die ausländischen Medienvertreter mit immer schärferen Restriktionen belegt.
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