"Armageddon im Orient": Wie der Westen im Umgang mit dem Iran und Saudi-Arabien seine Glaubwürdigkeit verliert

Armageddon im Orient
Armageddon im Orient | Bild: C.H Beck

Ein ermordeter saudischer Journalist in der türkischen Botschaft. Eine Verschwörung, die bis zum saudischen Kronprinzen reicht. Und der Westen: empört sich, tut aber nichts. Gleichzeitig erlassen die USA neue Sanktionen gegen den Iran. Obwohl dieser nachweislich alle Auflagen des Atom-Abkommens eingehalten hat. Wie ist das möglich? Nahost-Experte Michael Lüders hat über den heuchlerischen Umgang des Westens mit diesen zwei Ländern ein erschütterndes Buch geschrieben.

Es war der vielleicht größte außenpolitische Erfolg Barack Obamas: das Atomabkommen mit dem Iran. Auf den Straßen Teherans jubelten die Menschen, eine Entspannung war in Sicht. Doch nun ist alles anders: Donald Trump hat das Abkommen aufgekündigt, ohne dass der Iran dagegen verstoßen hätte. Das weiß auch Trump und behauptet deswegen, der Iran habe gegen den "Geist" des Abkommens verstoßen.

Die Regierung der Vereinigten Staaten bringt moralische Argumente vor, warum der Iran jetzt mit den härtesten Sanktionen überhaupt belegt werden muss – so sei das Land Unterstützer des internationalen islamistischen Terrors. Wie so oft müssen dabei auch die Menschenrechte herhalten: Iran würde sich nicht an die UN-Menschenrechtscharta halten. Die Europäer zeigen sich irritiert, folgen aber doch den Vereinigten Staaten.

Ganz anders ist der Umgang des Westens mit Irans größtem Konkurrenten: Saudi-Arabien. Wie der Fall des ermordeten Journalisten Jamal Khashoggi zeigt, spielen Menschenrechte in diesem Zusammenhang keine Rolle. Handelsverträge und Öllieferungen schlagen moralische Bedenken. Mehr noch: Saudi-Arabien darf seine extrem fundamentalistische Version des Islam mit Hilfe von wahhabitischen Koranschulen in den Westen exportieren. Die Rechte der Frau? Der Schutz sexueller Minderheiten? Völlige Nebensache.

Über diese Zusammenhänge hat der Nahost-Experte Michael Lüders ein Buch geschrieben. In "Armageddon im Orient" will er zeigen, dass nicht Moral, sondern knallharte machtpolitische Interessen hinter der einseitigen Aufkündigung des Atomabkommens stehen. Seine These: Es gäbe eine "Saudi-Connection", bestehend vor allem aus den USA, Israel und eben Saudi-Arabien, die einen Regimewechsel in Teheran anstreben. Und nicht nur das: Lüders zufolge läuft alles auf einen bewaffneten Konflikt mit dem Iran hinaus. Dessen Folgen seien kaum abzusehen, würden aber in Form von Fluchtbewegungen vor allem Europa treffen. Auch deswegen fordert er, dass Europa endlich eine eigene, von den USA unabhängige, geopolitische Strategie verfolgen sollte. Lüders Thesen sind wie immer streitbar, sollten aber gehört werden. 

"ttt" hat Michael Lüders in Berlin getroffen und mit ihm über den Krisenherd Naher Osten gesprochen.

Bericht: David Gern

Michael Lüders: "Armageddon im Orient"
Verlag: C.H.Beck
Preis: 14,95 Euro
ISBN: 978-3406727917

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