Pressemeldung vom 03.12.2015

Kirchliche Sendungen am Wochenende 5./6. Dezember 2015 im Ersten

 

„Das Wort zum Sonntag", am Samstag, 5. Dezember 2015, um 23:40 Uhr, spricht Gereon Alter. In seinem Beitrag „Angemessen" befasst sich der Essener Pfarrer mit dem Bundestagsbeschluss zum Syrien-Einsatz der deutschen Bundeswehr.

Die „Wort zum Sonntag"-Sendung kann unter „www.DasErste.de/wort" nachgelesen oder als Video-Podcast sowie am jeweiligen Tag nach 18:00 Uhr in der Mediathek des Ersten angesehen werden.
Redaktion: Martin Blachmann (WDR)

„‘Gefragt hat uns keiner‘ - Eine Stadt und ihre Flüchtlinge" ist Thema der Sendereihe „Gott und die Welt" am Sonntag, 6. Dezember 2015, um 17:30 Uhr.

Gefragt hat die Büdinger keiner. Wie so viele andere deutsche Städte steht Büdingen vor schier unlösbaren Problemen, weil es darum geht, den nicht enden wollenden Flüchtlingsstrom nach Deutschland aufzufangen. Die Weltpolitik hält Einzug in der deutschen Provinz.

Büdingen - die idyllische Kleinstadt ist berühmt für ihre wunderschöne, mittelalterliche Altstadt mit ihren prachtvollen Fachwerkhäusern. Touristengruppen schieben sich durch die schmucken Gässchen. Doch jetzt erwartet Büdingen Besucher ganz anderer Art: Am Rande der Altstadt stehen ehemaligen US-Kasernen, die gerade zu einer Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge umfunktioniert werden. Rund 800 Menschen aus Syrien, Eritrea oder Afghanistan sollen dann hier untergebracht werden. Vielleicht werden es auch 2.000 oder 3.000 sein. So munkelt man in Büdingen. Und das bei nur 21.000 Einwohnern. Schafft Büdingen das?

„Wir schaffen das" - getreu dem Mantra der Kanzlerin beginnt Büdingen, sich vorzubereiten. Eine Ehrenamtsagentur wird gegründet, Deutsch-Kurse werden vorbereitet, auch der Bürgermeister ist optimistisch. Die Kirchen und die muslimische Gemeinde wollen helfen. Viele in Büdingen freuen sich sogar auf den frischen Wind, der bald durch die alten Straßen wehen wird.

„Wir schaffen das" - immer und immer wieder ist diese Selbstvergewisserung zu hören, wie das berühmte Pfeifen im Walde. Manch eine(r) ist sich da nicht ganz so sicher. Manche können es auch gar nicht mehr hören. Natürlich will man helfen, aber kann die Stadt diese Last wirklich satteln? Und wer kommt da eigentlich? Sind das nur Hilfsbedürftige oder vielleicht auch IS-Kämpfer? Wie soll das werden, wenn hauptsächlich junge Männer in die ehemaligen Armee-Kasernen ziehen? Was ist mit der Sicherheit? Wirtschaftlich ging es der Stadt auch mal besser, viele Geschäfte stehen leer, woher also soll das Geld kommen? Und dann ist da ja noch die Kultur, die man schützen will. Überhaupt: Kommt jetzt die Islamisierung nach Büdingen? Büdingen ist gespalten. Unlängst bei den Bürgermeisterwahlen kam die NPD auf neun Prozent, in manchen Stadtteilen sogar auf 20 Prozent. In den Jahren zuvor war es maximal ein Prozent gewesen.

Auf der anderen Seite: die Schicksale der Flüchtlinge. Sie bringen ihre eigenen Hoffnungen und Ängste mit. Flüchtlinge, die sich fragen, ob sie willkommen sind, die nicht wissen, wie ihr Leben in diesem fremden Land weitergehen wird und ob sie ihre Familien, ihre Heimat jemals wiedersehen oder für immer in Deutschland bleiben, vielleicht sogar eines Tages Neu-Büdinger werden.

Übrigens ist da noch die Büdinger Geschichte: Wo heute Touristen gehen und stehen, kamen schon einmal Flüchtlinge an. Nach Wochen und Monaten der Flucht ließen sie sich am Büdinger Stadttor auf die Knie fallen und riefen: „Das hier ist unser Jerusalem!". 500 Jahre ist es her und die Flüchtlinge waren Hugenotten und Waldenser, die wegen ihres Glaubens ihre Heimat verlassen mussten, sich schließlich in Büdingen niederließen. Noch heute heißt das Stadttor in Erinnerung an diese Geschichte der Flucht „Jerusalemer Tor".

Ob sich die Geschichte wiederholen und Büdingen erneut ein Jerusalem werden kann, steht noch in den Sternen. Vieles wird sich in den nächsten Wochen entscheiden - die Weichen werden jetzt gestellt. Der Umbau der Kasernen ist fast fertig - die Flüchtlinge können einziehen. Doch was passiert, wenn die Büdinger und die Flüchtlinge sich begegnen, sich in die Augen blicken, miteinander leben müssen - auch wenn beide vorher keiner gefragt hat?
Redaktion: Meinhard Schmidt-Degenhard (hr)