SENDETERMIN So., 12.10.14 | 10:40 Uhr

Friedenspreis des Deutschen Buchhandels

Verleihung an Jaron Lanier

Jaron Lanier
Jaron Lanier kritisiert die Umsonstkultur im Internet. | Bild: NDR

Moderation: Philipp Engel

Übertragung aus der Frankfurter Paulskirche

Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2014 geht an den amerikanischen Schriftsteller, Musiker, Informatiker und Internetpionier Jaron Lanier. Der 54-jährige wird für seine Kritik an der zunehmenden Instrumentalisierung des World Wide Web und seinen Ausspruch für einen digitalen Humanismus geehrt.

In der Begründung der Jury heißt es, dass Lanier eindringlich auf die Risiken der digitalen Welt für die freie Lebensgestaltung des Einzelnen hinweise. Das Internet ermögliche zwar mehr Vielfalt und Freiheit, berge laut Lanier jedoch die Gefahr, Menschen auf digitale Kategorien zu reduzieren. Das jüngste Werk des Schriftstellers, "Wem gehört die Zukunft?", werde somit zu einem Appell gegen Missbrauch und Überwachung im Netz und betone die Rechte des Individuums.

Als Begründer des Begriffs der "virtuellen Realität" erkennt Lanier früh die Potenziale des Internets und sieht in der voranschreitenden Technik die Chance, Menschen und die Gesellschaft nach vorne zu bringen. Der Unternehmer und Forscher ist selbst an zahlreichen digitalen Entwicklungen beteiligt. So konstruiert er virtuelle Kameras, 3D-Grafiken für Kinofilme und den ersten "Avatar".

Sein zu Beginn idealisierter Blick auf die digitale Welt erfährt jedoch einen Bruch. Durch die jahrelange Beschäftigung Laniers mit den Themen Mensch und Maschine, Wirklichkeit und Realität sowie dem Missbrauch von Wissen und Daten im Internet, wandelt sich der einstige Pionier zum Kritiker. Aus seiner Sicht profitieren Wirtschaft, das organisierte Verbrechen und Geheimdienste vom Internet, nicht aber die Menschen. 2006 macht Jaron Lanier in seinem Text "Digital Maoism" auf die Probleme und Gefahren des Internets aufmerksam. Aus dem Essay wird sein erstes Buch "Gadget. Warum die Zukunft uns noch braucht", das 2010 erscheint.

Für seine Erfindungen und Entwicklungen wird Lanier unter anderem mit zwei Ehrendoktortiteln ausgezeichnet. Darüber hinaus macht sich der Schriftsteller und Informatiker auch als Musiker, Komponist und bildender Künstler international einen Namen. Traditionsgemäß findet die Verleihung des Friedenspreises in der Frankfurter Paulskirche am Buchmessen-Sonntag statt. Laudator ist Martin Schulz, SPD-Politiker und Präsident des Europäischen Parlaments.