Die Darsteller
Sophie Stockinger spielt Betty Liebling
Jäh wird die 14-jährige Betty Liebling aus ihrem gewohnten Alltag in Wien gerissen: Ihr Vater hat für sie einen Platz in einem Kindertransport ergattert, der sie vor den Nazis retten soll. Sie muss alles hinter sich lassen, was ihr lieb ist: Vater, Großmutter und ihre beste Freundin Paula. Mit anderen jüdischen Kindern und Jugendlichen begibt sie sich auf eine gefährliche Reise mit dem Ziel Palästina. Das Heimweh quält Betty, auch Paulas Briefe kommen immer seltener und als der letzte Brief ungeöffnet zu Betty zurückkommt, ahnt diese, welch grausames Schicksal ihre beste Freundin ereilt hat. In der Gruppe findet Betty Halt und Trost vor allem bei der 17-jährigen Tilla aus Berlin. Als sich weitere Kinder und Jugendliche aus Kroatien ihrer Flüchtlingsgruppe anschließen, verliebt sich Betty in den 17-jährigen Salomon. Doch das Glück ist von kurzer Dauer: Salomon erkrankt an Tuberkulose – und die Gruppe muss weiter, denn die Nazis rücken immer weiter vor.
Sie spielen die 14-jährige Betty Liebling, die vor den Nazis fliehen muss. Wie nähert man sich als junger Mensch diesem dunklen Kapitel deutscher Geschichte an?
Als politisch interessierter Mensch habe ich mich mit großem Respekt und Neugier diesem fürchterlichen Kapitel europäischer Geschichte angenähert. Auf emotionaler Ebene hat es mich sehr betroffen gemacht, insbesondere aus Sicht eines gleichaltrigen Mädchens mich in diese schreckliche Zeit hineinzuversetzen. Im Zuge der Vorbereitung habe ich viel zu dieser Thematik gelesen und immer wieder Parallelen zwischen der Figur und meinem eigenen Leben gezogen – ein manchmal belastender und erdrückender Prozess. Auch während der Dreharbeiten gab es Momente, die mich persönlich sehr mitgenommen haben, wie beispielsweise der Set-Besuch des leider bereits verstorbenen Zeitzeugen Ari Rath, der – wie die Kinder im Film – mit einem Kindertransport vor den Nazis nach Palästina fliehen musste. Diese Begegnung mit Ari Rath hat der ganzen Geschichte eine erschreckende Lebendigkeit und Wahrhaftigkeit verliehen. Ich finde es äußerst wichtig, sich auch im Bereich Kunst und Kultur mit diesem grausamen Kapitel unserer Geschichte auseinanderzusetzen, damit niemals vergessen wird und sich dieses Verbrechen an der Menschlichkeit niemals wiederholt.
Ludwig Trepte spielt Joško Indig
Joško Indig ist Anfang 20 und Zionist. Er will eigentlich gerade heiraten, als er die Verantwortung für den Kindertransport übertragen bekommt und ihn nach Palästina führen soll. Jetzt ist es an ihm, Fluchtpläne zu entwerfen, Unterkünfte, neue Pässe und Verpflegung zu organisieren für eine große Gruppe jüdischer Kinder – mitten im Zweiten Weltkrieg, auf der Flucht vor den Nazis. Joško ist ein disziplinierter, vorsichtiger junger Mann, beliebt bei den Kindern, beseelt von der Vision eines besseren Lebens in Palästina. Doch die Verantwortung lastet wie Blei auf ihm. Wie soll er die Gruppe, mittlerweile auf 73 Personen angewachsen, sicher in die Freiheit führen, wo die Nationalsozialisten Land um Land besetzen? Und ist es die richtige Entscheidung, die Kinder nach Palästina zu bringen oder führt er sie ins nächste Land, in dem Krieg herrscht?
Frage an Ludwig Trepte
Joško Indig verzichtet auf sein privates Glück, um jüdische Kinder vor dem sicheren Tod zu retten. Können Sie diese schwere Entscheidung nachvollziehen?
Als Schauspieler darfst Du niemals die Entscheidungen oder Handlungen der Figur, die Du spielst, verurteilen oder bewerten. Was aber nicht heißt, dass ich als Ludwig diese Entscheidung ebenso treffen würde.
Nina Proll spielt Helga Herrnstadt
Helga Herrnstadt gehört gemeinsam mit Joško zu der jüdischen Hilfsorganisation, die die Flucht jüdischer Kinder nach Palästina organisiert. Ihr Mann lebt bereits dort und wartet auf sie. Für die Kinder ist sie wie eine Mutter. Sie geht einfühlsam auf deren Bedürfnisse ein und kümmert sich liebevoll um sie – besonders um die Kleinen. Helga steht ihnen bei, wenn die traurigen Nachrichten von den zurückgebliebenen Familien eintreffen, sie hat für jeden ein warmes Wort. Doch eines Tages erfährt sie, dass ihr Mann tot ist. Nicht die Nazis haben ihn erschossen, sondern die Araber. Helga steht unter Schock – und stellt ihre gesamte Zukunft in Frage.
Frage an Nina Proll
Was ist Ihnen von den Dreharbeiten besonders in Erinnerung geblieben? Welche Szene hat Sie am meisten bewegt?
Am meisten erinnere ich mich an die langen Szenen im Wald, mit den vielen Kindern. Die haben das wirklich toll durchgehalten. Am meisten bewegt hat mich die Szene, als die kleine Milli – die von einer damals fünfjährigen Tirolerin gespielt wurde –, die den ganzen Film über nichts gesprochen hat, plötzlich zu reden beginnt.
Muriel Wimmer spielt Tilla Nagler
Tilla Nagler ist ein 17-jähriges Mädchen aus Berlin. In der Flüchtlingsgruppe ist sie für viele jüngere Kinder ein großer Halt. Sie ist ein fröhlicher, lebenslustiger Teenager mit großen Zukunftsplänen. In Palästina möchte sie gerne ihre eigene Mode entwerfen. In der Gruppe freundet sie sich schnell mit Betty an, die beiden eint die Sorge um die Zurückgebliebenen und die Hoffnung auf ein besseres Leben. In den Charmeur Marco Schoky ist Tilla bis über beide Ohren verliebt. Doch dieser weist sie zunächst ab. Am Ende gewinnt sie ihn zwar für sich, doch eine gemeinsame Zukunft in diesen dunklen Zeiten ist für die beiden nicht vorgesehen.
Frage an Muriel Wimmer
Tilla Nagler ist trotz der schweren Lebensumstände ein fröhliches und lebenslustiges Mädchen. Woher kommt ihr Lebensmut?
Tilla hat die besondere Gabe, sich trotz widriger Umstände immer auf das Positive zu konzentrieren und sich den schönen Momenten in ihrem Leben komplett hinzugeben. So schafft sie es, neben all dem Schmerz, der sie umgibt, ihre fröhliche Art nicht zu verlieren. Sie ist sich der Tatsache, dass sie nur einmal jung ist, sehr bewusst. Deswegen versucht sie, ihre Jugend in vollen Zügen auszukosten. Tilla hat Lust aufs Leben und diese Lust lässt sie sich von nichts und niemandem nehmen.
Laurence Rupp spielt Marco Schoky
Marco Schoky steht der Gruppe auf der Flucht immer bei, manchmal durchaus gegen den Willen von Joško, der Schoky nicht über den Weg traut. Er ist Organisationstalent und Schlitzohr zugleich, was den Kindern zu mancher Extraration verhilft. So kümmert er sich um Möbel für die Villa Emma und hat die richtigen Beziehungen, um gefälschte Pässe für die Kinder zu besorgen. Er ist ein optimistischer Mensch und hat trotz der oft beklemmenden Situation die Lebensfreude nicht verloren. Vor allem ist er dem weiblichen Geschlecht sehr zugetan. Als er bemerkt, dass Tilla in ihn verliebt ist, versucht er zunächst, vernünftig zu bleiben, doch irgendwann hat die lebenslustige Berlinerin sein Herz erobert.
Frage an Laurence Rupp
Was macht die Figur und den Charakter von Marco Schoky aus? Was unterscheidet ihn in der Gruppe von den anderen?
Schoky ist jemand, der die Fähigkeit besitzt, trotz dieser schrecklichen Zeiten und Gräuel, die um ihn herum passieren, nicht in Selbstmitleid und Trauer zu versinken und dadurch ohnmächtig zu werden. Er schafft es ursächlich, aktiv und optimistisch zu sein, im Rahmen der Möglichkeiten. Auch ist er jemand, der das Leben schon von mehreren Seiten gesehen hat und dadurch eine Reife aufweist und gelernt hat, dass es unerlässlich ist, das Leben zu lieben und sich diese Einstellung von nichts und niemandem zerstören lassen will. Dies ist auch der Konflikt zwischen ihm und Joško. Im Laufe der Geschichte wird auch Schoky immer selbstloser. Um viele jüdische Kinder zu retten, muss er auf seine große Liebe verzichten.
August Zirner spielt Georg Bories
Georg Bories ist ebenfalls ein Mitglied der jüdischen Hilfsorganisation. Er führt die Kinder auf ihrer Flucht zur ersten Station nach Zagreb. Doch dort können Georg, Helga, Joško und die Kinder nicht lange bleiben, denn die deutsche Wehrmacht zieht in der Stadt ein. Unter den Helfern ist Georg der Älteste und Erfahrenste, Joškos größte Stütze und sein Vertrauter. In einem Tagebuch hält Georg die Ereignisse für seinen Enkel Ari fest, den er in Palästina kennen lernen wird – doch bei dem Versuch, ein jüdisches Kind vor der Gestapo zu retten, gerät Georg in tödliche Gefahr.
Frage an August Zirner
Flucht und Vertreibung sind heute noch aktuelle Themen. Wie wichtig sind Ihrer Meinung nach Mut und Zivilcourage heutzutage?
Ich weiß, was eine Zwangsemigration bedeutet. Meine Eltern flohen vor den Nazis nach Amerika. Ich floh später vor den Amerikanern nach Europa – allerdings mit dem Luxus, das aus freien Stücken zu tun. Zivilcourage zu zeigen, muss jeder für sich entscheiden, es ist die Kardinaltugend einer demokratischen Gesellschaft.
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