Darsteller & Rollen

Marie Gruber als Inge

»Inge hatte sich mit der Situation im Heim nicht abgefunden und nie aufgehört, darauf zu warten, dass der Vater sie und ihre beiden Brüder wieder abholt.«

Inge (Marie Gruber)
Marie Gruber spielt Inge | Bild: ARD Degeto / Arvid Uhlig

Wie entwickeln sich Menschen wie Inge, die ihr Zuhause, ihre innere Heimat verlieren?

Eine Figur wie Inge zu spielen, um das vorauszuschicken, ist eine schöne Aufgabe. Es gibt viele Möglichkeiten der Interpretation. Danke an Udo Witte, der die Fäden in der Hand und die Art und Weise der Erzählung im Blick hielt und mich gut geführt hat. Inge zeigt sich zunächst als eine etwas hartherzige Person. Ihr Leben ist offensichtlich geprägt von Enttäuschungen, seelischen Entbehrungen und Verlustängsten, sie ist misstrauisch und als Oberschwester auch machtbesessen. Sie ist ungerecht und ihrer Tochter gegenüber hart und lieblos. Sie pflegt keinen Kontakt zu ihren Brüdern. Durch den Tod des Vaters ändert sich ihr Leben komplett, die Bedingungen, die sie am Tag der Testamentseröffnung erfährt, um an das Erbe zu kommen, verlangen sehr viel von Inge. Es beginnt eine Reise mit den ungeliebten Brüdern – nicht nur an Kilometern durch Polen, sondern auch in die Vergangenheit des Vaters, in die ihrer Brüder und in ihre eigene.

Die Geschwister und Inges Tochter erleben viel … und so wird die Vergangenheit von Kilometer zu Kilometer immer mehr aufgedeckt. Langsam wird klar, wie jeder der Geschwister eine eigene Wahrnehmung der Kindheit hat. Konflikte sind unausweichlich. Geführt durch die Briefe des Vaters, erfahren sie, warum der Vater sie nicht aus dem Heim geholt hat, warum er sich nicht um sie gekümmert hat und die Geschwister sich verlassen und vergessen gefühlt haben.

Der aus seiner Heimat vertriebene Vater hat wiederum seinen Kindern keine Heimat schenken können. Ist diese Reise in die Vergangenheit die große Versöhnung für Inge?

Die Annäherung der drei ist kein Happy End, aber die Möglichkeit, nach dem Ende des Filmes, sich wieder umeinander zu kümmern, im Gespräch zu bleiben. Inge wird weicher und doch bleibt ihr eine gewisse Bitterkeit und Unsicherheit eigen.

Sönke Möhring als Uwe

»Dieser Trip in die Heimat des ungeliebten Vaters bringt Uwe mit seinen Geschwistern wieder näher zusammen.«

Uwe (Sönke Möhring)
Sönke Möhring spielt Uwe | Bild: ARD Degeto / Arvid Uhlig

Welche Chance birgt diese Reise für Uwe?

Ein großer Teil der Geschichte handelt ja erst einmal davon, dass seine Geschwister seine Homosexualität überhaupt akzeptieren. Bisher war die leidvolle Geschichte der Kindheit erfolgreich und mitunter naiv von Uwe verdrängt worden. Der Weg und das gemeinsame Erleben der Geschichte des ungeliebten Vaters gibt Uwe auch wieder etwas zurück, was er bisher nur vermeintlich nicht vermisst hat. Es ist aber wichtig und ein Teil vom ihm. Seine Chance liegt in einem nach der Reise deutlich realistischeren Bewusstsein und einer positiven Grundeinstellung.

Wo ist Uwe zu Hause?

Berlin ...?

Jörg Schüttauf als Klaus

»Job weg, Familie droht wegzubrechen und dann diese Belastung, sich mit dem Vater auseinanderzusetzen, um an sein Erbe kommen zu können.«

Klaus (Jörg Schüttauf, vorne) und Uwe (Sönke Möhring)
Jörg Schüttauf spielt Klaus | Bild: ARD Degeto / Arvid Uhlig

Ab wann wendet sich das Blatt für Klaus zum Guten auf dieser Reise?

Ja, ja, der Klaus, der hat es wirklich nicht leicht, aber wer hat das schon? Für mich ist ein kleiner Hoffnungsschimmer am Horizont in dem Verlauf der Geschichte erst erkennbar, als er endlich mit seiner Frau Kontakt hat und sich zumindest zu Hause alles, wenn auch nicht zum Guten, dann doch zum Besseren wendet. Zu seinen Geschwistern, die er insgeheim nur für Halbgeschwister hält, kann er, glaube ich, erst kurz vor Schluss familiäre Gefühle entwickeln, welche aber inniglich und von Dauer sein werden.

Kann Klaus mit diesem Begriff Heimat und den Briefen seines Vaters etwas anfangen?

Zur Frage des Heimatbegriffs hat Klaus, glaube ich, nur eine Antwort: Das ist dort, wo seine Stammkneipe ist. Ich habe der Figur in der Weise ein Gesicht zu geben versucht, wie es im Buch stand, und offen gesagt ein gewisses Vergnügen dabei empfunden. Ich hoffe, dass dies beim Anschauen des deutsch-polnischen Roadmovies vielen Zuschauern so geht.

Karolina Lodyga als Jule

»Auf der Reise erlebt Jule zum ersten Mal einen Liebesbeweis von ihrer Mutter. Durch diese "Versöhnung" beflügelt, begegnet Jule die Liebe.«

Jule (Karolina Lodyga)
Karolina Lodyga spielt Jule | Bild: ARD Degeto / Arvid Uhlig

Kann Jule mit der Reise in die Vergangenheit ihres Großvaters überhaupt etwas anfangen?

Anfangs überhaupt nicht. Dann erkennt Jule, dass es wichtig wäre, sich mit der Familiengeschichte auseinanderzusetzen, um dadurch sich selbst, ihre Familie und besonders ihre Mutter besser zu verstehen. Am Ende der Reise erkennen dies schließlich alle.

Was bedeutet diese Reise für sie?

Am Anfang nur Ärger, Stress und Schlamassel. Aber rückblickend war diese Reise dafür da zu erkennen, warum Jule so ist, wie sie ist. Denn wir tragen ja irgendwie alle die Charakterzüge unserer Vorfahren in uns. Ihre Zukunft wird sie dadurch anders gestalten und das immer wiederkehrende Muster der Familiengeschichte versuchen zu durchbrechen.

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