Fabian Busch im Interview
Fabian Busch im Interview
Was sind für Sie die herausragendsten Charaktereigenschaften Ihrer Figur Bruno? Und gibt es eine Eigenschaft, um die Sie die Figur Bruno beneiden?
Mut und einen unglaublichen Willen, das Unmögliche möglich zu machen – das hat mich an der Figur beeindruckt. Brunos unerschütterlicher Glauben an ein gutes Ende ist sicherlich beneidenswert.
Im Film geht Bruno bis an die Grenzen der psychischen und körperlichen Belastbarkeit. An welche persönlichen Grenzen sind Sie bei der Gestaltung der Rolle und bei den Dreharbeiten gekommen?
Die Art zu drehen unter Roland ist sehr kräftezehrend – und macht irrsinnigen Spaß. Er probt nicht, lässt die Szenen von Anfang bis Ende durchlaufen, zwei Kameras sind immer dabei und man muss in jedem Moment 100%ig fokussiert sein. Es gibt keine Absprachen. Aber man hat dadurch auch unglaubliche Freiheiten. Diese zu nutzen erfordert allerdings viel Kraft und Konzentration.
Der Film bricht ganz bewusst mit den typischen Rollenklischees – Bruno ist Hausmann, seine Frau macht Karriere, später sucht er Hilfe bei der sehr burschikosen Aliya. Wie definieren Sie Männlichkeit?
Die Tatsache, dass Bruno den Haushalt schmeißt und in einer für ihn fremden Gegend die Hilfe von Aliya sucht, untergraben für mich in keiner Form seine Männlichkeit. Darf ein Mann nicht emotional oder überfordert sein? Gerade das macht es doch für den Zuschauer spannend. Die meisten von uns sind doch keine Actionhelden – wir sind Männer, mit all unseren Stärken und Schwächen. Mit dem Begriff Männlichkeit konnte ich noch nie viel anfangen.
Der Film hat viele Action-Elemente, inklusive einer Flucht über die Dächer der Stadt, eine wilde Verfolgungsjagd sowie einer heftigen Schlägerei. Welche Szene hat Ihnen am meisten Spaß gemacht und warum?
Klar, Actionszenen machen immer Spaß – sind aber vor allem präzise Arbeit. Den meisten Spaß haben mir allerdings die Szenen gemacht, in denen Bruno mit den Menschen in Marseille in Berührung kommt. Durch Rolands Art zu drehen wird man bei solchen Szenen immer ins kalte Wasser geworfen, es ist nicht vorherzusehen, wie solch eine Szene sich entwickelt – das lässt Raum für Improvisation und ist natürlich sehr spannend.
Der Zuschauer bekommt Marseille mit voller Wucht zu spüren. Wie haben Sie die Dreharbeiten dort erlebt, was hat sie nachhaltig beeindruckt?
Marseille ist eine wundervolle Stadt und natürlich der heimliche Hauptdarsteller. Der permanente Wind, der Dreck, der Lärm, die Hitze – herrlich – eine Hafenstadt mit allem, was man dort erwartet. Leben möchte ich dort nicht, aber ich war bestimmt nicht das letzte Mal dort.
Auch wenn der romantische Kurztrip von Bruno und seiner Frau sich zum Albtraum wandelt, fahren die beiden ursprünglich los, um ein bisschen Zeit zu zweit zu verbringen und sich eine Auszeit vom Familienalltag zu gönnen. Wie wichtig ist die Zweisamkeit in Ihrem Familienleben mit drei Kindern?
Zweisamkeit der Eltern – egal, wie viele Kinder man hat – ist immer wichtig. Aber gerade in diesen (Corona)Zeiten, in denen die Kinder betreut werden müssen, die Großeltern ausfallen, das Essen gekocht und eingekauft werden muss, ist es fast unmöglich, sich diese Zeit zu nehmen. Aber auch das wird vorbei gehen und dann hätte ich nichts gegen solch einen Kurztrip – er sollte nur weniger nervenaufreibend als in „Spurlos in Marseille“ sein.
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