Statement der Redaktion über den Film "Die Ermittler – Nur für den Dienstgebrauch"

»Fest steht: Die Mörder waren unter uns – und es steht zu befürchten, dass einige von ihnen und ihre Helfershelfer es noch immer sind.«

Szene aus "Die Ermittler – Nur für den Dienstgebrauch"
Szene aus "Die Ermittler – Nur für den Dienstgebrauch" | Bild: BR/Wiedemann & Berg Television GmbH & Co. KG / Stefan Erhard

»Weder die Polizei noch die Verfassungsschutzbehörden haben die Taten der rechtsterroristischen Untergrundzelle NSU verhindert. Mehr noch: Bis zum Tod der beiden mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt im November 2011 haben die Behörden gegenüber der Öffentlichkeit einen rechtsradikalen Hintergrund der Mordserie ausgeschlossen, der mindestens zehn Menschen zum Opfer gefallen sind. Dieser Skandal hat im Rückblick viele Fragen aufgeworfen: über Behördenversagen und Vertuschung, über die fragwürdige Rolle von Geheimdiensten und V-Männern, über institutionellen Rassismus und verdeckte Neonazistrukturen. Wo kann angesichts dieses offensichtlichen 'Staatsversagens' ein Film über die Polizeiarbeit dieser Jahre ansetzen? Zumal viele der Ermittlungen in die falsche Richtung liefen und das große Ganze jedenfalls vor 2011 kaum jemand erkannt hat. Viele Einzelaspekte der Ermittlungen wären für einen spannenden Film geeignet gewesen.

'Die Ermittler – Nur für den Dienstgebrauch' nimmt exemplarisch die Geschichte der Zielfahnder, die Zschäpe, Böhnhardt und Mundlos 1998 nach dem Abtauchen in die Illegalität gesucht haben, zum Ausgangspunkt für einen fiktionalisierten, gleichwohl auf wahren Begebenheiten und intensiven Recherchen beruhenden Film. Ausgehend von der Suche nach dem Trio beleuchtet der Film die Konflikte innerhalb der Polizeibehörden und mit dem Verfassungsschutz. Vor diesem Hintergrund ist 'Die Ermittler – Nur für den Dienstgebrauch' Polizeifilm und Politthriller und stellt anhand von realen und fiktionalisierten Figuren noch einmal einige der zentralen Fragen, die im NSU-Komplex in Bezug auf die Rolle der Sicherheitsbehörden virulent sind.

Es ist ein Film über ein Deutschland, von dem wir erfahren mussten, dass es einen neonazistischen 'Untergrund' hervorgebracht und beherbergt hat, in dem es unter der wohlgefälligen Oberfläche gärt und in dem bis heute eine vollumfängliche Aufklärung nicht stattgefunden hat. Der lange sich hinziehende Prozess vor dem OLG in München gibt beredt Zeugnis davon. Fest steht: Die Mörder waren unter uns – und es steht zu befürchten, dass einige von ihnen und ihre Helfershelfer es noch immer sind. Angesichts der nahezu täglich stattfindenden rechtsextremen Übergriffe auf Migranten und Flüchtlingsunterkünfte, des Erstarkens von rechtspopulistischen, mitunter auch offen rechtsradikal auftretenden Gruppierungen wie Pegida ist dieser letzte Teil der Trilogie nicht nur ein historischer Film, sondern auch höchst aktuell.«

Claudia Simionescu und Harald Steinwender (BR)

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