"Hanns von Meuffels ist kein Haudrauf-Polizist"

Interview mit Matthias Brandt

Haben Sie sich schon gut bekannt gemacht mit Hanns von Meuffels?

Es gibt schon Grundzüge der Figur, die man beschreiben kann. Er ist mit Sicherheit kein Actionheld, kein Haudrauf-Polizist, sondern eine eher dezente Figur, die sich erst mit der Zeit erschließt. Für mich ist das wie bei einem Kriminalfall: Ich verfolge, was von Meuffels angeht, bestimmte Spuren und manche sind vielversprechender als die anderen.

Das heißt, Sie entdecken im Laufe der Dreharbeiten eine Facette nach der anderen von ihm?

Ja, weil sich die Figur ja im Laufe der Geschichte entwickelt. Beim Drehen des zweiten Falls habe ich andere Seiten kennengelernt als im ersten, allerdings sind das keine ausgedachten Dinge, sondern welche, die sich aus der Geschichte ableiten lassen.

Welche Eigenschaften sind wichtig für von Meuffels?

Er hat eine gewisse Vorstellung von Anstand im weitesten Sinne und ein relativ stark ausgeprägtes menschliches Mitgefühl, was ihm mitunter auch bei seiner Arbeit im Weg steht.

Sind die Geschichten eigentlich "am Mann" entwickelt worden? Hat Cornelia Ackers Sie mitreden lassen?

(Lacht) Ja! Darauf legt sie sogar Wert. Zudem hatten wir sehr starke Autoren, die auch noch mal Räume öffnen, an die man gar nicht gedacht hat. Das ist ein bisschen wie bei dem Gesellschaftsspiel, wo jeder einen Satz schreibt, den dann zuklappt, dann schreibt der nächste und am Ende wird eine Geschichte draus.

Jetzt kommt die Masterfrage: Erzählen Sie in zwei Sätzen worum es in Ihrem ersten Fall geht!

Das schaff ich nicht. Das habe ich schon nicht sagen können, nachdem ich das Drehbuch gelesen hatte. Aber fragen Sie mal Dominik Graf, der ist gut in so was.

Gut, dann geben wir die Frage weiter, Herr Graf?

Dominik Graf (wenig später per Mail):
Haha, guter Witz. Ein Regisseur ist noch schlechter im Plotserzählen, fragen Sie doch bitte den Autor ... Nein, ich versuche es: Von Meuffels hat soeben seinen Dienst in München angetreten, da wird die Ehefrau eines Polizisten aus dem Raub- und Erpressungs-Dezernat brutal ermordet. Verdächtig ist die
junge Ex-Geliebte dieses Polizisten, die sich vermutlich rächen wollte. Meuffels ermittelt sorgfältig, stößt auf einen ungelösten Mordfall und verfolgt eine junge Frau, die sich in Luft aufgelöst zu haben scheint. Auch seine neuen Kollegen machen ihm die Arbeit nicht unbedingt leichter ...

Danke!

Herr Brandt, können Sie denn sagen, was Ihnen an der Geschichte gefällt?

Eben, dass sie komplex ist und auch die Tatsache, dass es sich um einen richtigen Polizeifi lm handelt, was Dominik Graf so gut inszenieren kann wie vielleicht kein anderer. Ich fand es auch interessant, einzusteigen mit einer Geschichte, die nicht einen Großteil der Zeit damit verbringt den neuen Kommissar vorzustellen, sondern die gleich in die Vollen geht und den Fall in den Mittelpunkt stellt. Ich möchte das auch gerne als Statement sehen – anzutreten mit einem Film, in dem der Fall die Hauptfigur ist.

Ihnen ist aber schon klar, dass Sie eine ungeheure Wirkung auf Frauen haben. Womöglich schalten die dann doch Ihretwegen ein?

(Lacht laut) Was soll ich dazu sagen? Schön! Aber darüber darf man sich nicht so viele Gedanken machen, das ist ja eine Falle – da ist schon so mancher gestrauchelt. Wenn man meint, eine Zuschauererwartung erfüllen zu sollen, hat man schon halb verloren.

Verraten Sie uns, welche Filme, welche Regisseure Ihnen wichtig sind?

Ich habe die letzten Monate damit verbracht, mir wieder viele Cassavetes Filme anzugucken. Cassavetes hat für mich schon als junger Mann eine ganz große Rolle gespielt. Ich mag seine rigorose Art zu erzählen.

Und was ist es, was Sie als Schauspieler antreibt?

Ein erzählerischer Impuls! Es scheint eine Ahnung in mir zu geben, dass ich etwas zu erzählen habe. Und ich gucke mir Menschen gerne an und finde sie wahnsinnig interessant. Nicht nur des Berufs wegen, sondern tatsächlich einfach so. Das hat schon mein ganzes Leben bestimmt. Ich mag Menschen mit allem, was sie sind. Wenn man so will, ist es mein Antrieb davon zu erzählen.

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