Gespräch mit Robert Schulte Hemming zur Musik im »Tatort – Gold«

Melania Wolter (Pheline Roggan, links) ist tief überzeugt, dass Susanne Bartholomae (Ulrike C. Tscharre, rechts) ihr den Mann weggenommen hat. Als großer Fan von Ritterspielen untermauert sie ihre These mit einem Schwert ...
Melania Wolter ist tief überzeugt, dass Susanne Bartholomae ihr den Mann weggenommen hat. Als großer Fan von Ritterspielen untermauert sie ihre These mit einem Schwert... | Bild: SWR / Benoît Linder

Der »Tatort – Gold« spielt mit der Nibelungensage und deren Verarbeitung in Richard Wagners »Ring«-Zyklus. Dazu die Filmmusik zu schreiben, war für Sie und Jens Langbein vermutlich keine alltägliche Aufgabe?

Das war schon eine große Herausforderung, weil man am Anfang des Projekts erst herausfinden musste, wie man es anpackt, wie man mit Wagner und seiner Musik umgeht. Wir konnten ja nicht irgendwelche Wagner-Aufnahmen aus dem Ring des Nibelungen nehmen und unter den Film legen. Abgesehen davon, dass es keinen Sinn gemacht hätte, wäre es auch ein rechtliches Problem gewesen. Wir haben deshalb auch lange gebraucht, bis wir wussten, wie man das Thema angehen kann. Im Endeffekt mussten wir uns von der Musik Richard Wagners verabschieden. Es gibt natürlich ein paar Stellen, an denen seine Musik auftaucht. Unsere Assistentin hört die Musik im Büro oder unser Hoteldirektor René Schalles singt einen Arienauszug aus der Walküre »Leb wohl du kühnes herrliches Kind«. Auch wenn die Akte eingeläutet werden, wird Wagner zitiert. Aber ansonsten war klar, dass es nicht gut gewesen wäre, Wagner zu imitieren. Also haben wir uns von seiner Musik ein wenig inspirieren lassen, aber uns davon verabschiedet Zitate etc. zu nutzen.

Also eher Anspielungshorizont als eine Welt von Zitaten? Und ist etwas in Wagners Musik, das – jenseits des Nibelungen-Themas – mit Krimi gut zusammengeht?

Jedem, der versucht, in unserer Musik Wagner als Zitat zu finden, kann ich nur sagen: Viel Spaß damit! Da kann er lange suchen. Es gibt diese Momente, in denen wir aus dem Original in unsere Musik übergehen. Wir greifen die originale Musik auf und spinnen sie weiter, bis sie in unserer dramaturgischen Filmmusik endet. Z. B. beim Einläuten der Akte, »Rheingold«, »Walküre« etc., sind wir so vorgegangen. Man kann so mit Wagners Musik wunderbar verfahren. Das sind ganz tolle Momente, in denen man von der originalen Musik aus dem Ring nahtlos in unsere Filmmusik übergeht. Ich finde, dass es sehr gut funktioniert. Wagner hat ja sehr viel mit Leitmotiven gearbeitet, und das kommt der Filmmusik sehr entgegen, denn sie arbeitet ja auch sehr leitmotivisch.

Sie wollten auch einen gewissen Sound erzeugen, oder? Sie haben kein riesiges Orchester, aber durchaus orchestral komponiert.

Nehmen wir als Beispiel die Arie vom Anfang, dort haben Jens und ich den Text von Brünnhildes Schlussgesang verwendet. »Ruhe, ruhe du Gott«, Aber die Komposition ist von uns. Dabei haben wir uns natürlich ein bisschen von Wagner inspirieren lassen. Es ist ein vollkommen anderes Werk, aber wir hatten Wagner natürlich immer im Kopf. Oder wenn Heino Ferch am Anfang vor sich hinsingt, haben wir eine Musik daruntergelegt, bei der man denken könnte, dass sie vielleicht von Wagner sei. Ist sie aber nicht, sie soll eher an eine Harry-Potter-Welt erinnern, die ein wenig phantastisch ist und mit Wind und Geräuschen arbeitet. Wir haben einfach ein bisschen damit gespielt. Wir hatten ja auch kein 100-Mann-Orchester, wie Wagner es sich leisten konnte, zur Verfügung. Es mussten ein paar weniger sein. Zeit und Budget waren ja begrenzt. Aber wir hatten phantastische Musiker von der Elbphilharmonie in Hamburg.

Das heißt, Sie haben eine Art Anmutung erzeugt?

Das hoffe ich! Es war auf jeden Fall das Ziel. Wir haben viel mit Bläsern gearbeitet, mit der Altistin Anna-Ma - ria Torkel und dem Bariton Andreas Heinemeyer. Aber klar, wir wollten die Zuschauer nicht an der Nase he - rumführen, nur ein wenig so tun, als ob wir im Nibelungen-Ring sind. Na - türlich hat das alles im Endeffekt mit Wagner gar nichts zu tun, sondern ist ein Krimi, eine komplett andere Geschichte.

Hat die Arbeit Spaß gemacht?

Es hat totalen Spaß gemacht! Es war superanstrengend und wir haben viel Zeit damit verbracht, aber es hat wirklich Spaß gemact. Sowas macht man ja nicht jeden Tag und kann man natürlich auch nicht jeden Tag machen. Besonders schön war, dass wir einen großen Vertrauensvorschuss hatten. Von unseren Regisseurin Esther Wenger, aber auch von Nils Reinhardt dem Produzenten wie dem Redakteur Uli Herrmann. Sie haben uns wirklich machen lassen. Mit Esther zu arbeiten war ohnehin großartig, weil sie so begeisterns ist und einen immer wieder anspornt. Auf die Aufnahmen mit den Musikern waren eine Freude, die Gelegenheit mit einer großartigen Sängerin wie Anna-Maria TOrkel arbeiten zu können war großartig. Letzlcih ist das Ganze ja ein Experiment, bei dem ich gespannt bin, wie es aufgenommen werden wird. Ob Wagner-Fans aufschreien weil wir die Heavy Metal-Nummer produziert haben, die auf dem Walkürenritt beruht. Ic finde es etwas lustig. Ich hoffe einfach, dass die Zuschauer Humor haben und Verständnis für das, was wir komponiert haben. Dafür, dass der Film durch diesen Dr. Dürr, sein Museum, seine Forschung, seine Schatzsuche mit der Nibelungengeschichte zu tun hat, aber gelichzeitig ein Krimi ist. Ein Tatort, der ein bisschen anders ist und das Genre ein wenig auflockert.

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