Vier Fragen an Manfred Döring (Szenenbild) und Elke Hauck (Buch & Regie)

 Anette Baer (Jeanette Hain) und Paul Brix (Wolfram Koch)
Anette Baer und Paul Brix  | Bild: HR / Bettina Müller

Vier Fragen an Manfred Döring (Szenenbild) und Elke Hauck (Buch & Regie)

Bei den meisten im Film gezeigten Kunstwerken handelt es sich um echte Werke der Frankfurter Künstlerin Birgit Brinkmann. Wie sind Sie auf sie aufmerksam geworden?

Manfred Döring: Die Regisseurin, Elke Hauck, hat Birgit Brinkmann während der Vorbereitungen für den Dreh kennengelernt. Sie fand ihre Kunst so toll, dass Sie mich darauf angesprochen hat, ob wir das nicht für den Film nutzen können. Sie war auch sofort einverstanden. Das war ein echter Glücksfall für uns!

Welche Rolle spielte die Suche nach der richtigen Kunst für die Vorbereitung des Drehs?

Manfred Döring: Damit haben wir uns sehr intensiv beschäftigt. Wir wollten Annette Baer als anspruchsvolle und gute Künstlerin zeigen, die kurz vor ihrem Durchbruch steht. Dafür waren die Werke von Frau Brinkmann ideal. Es war auch eine tolle Zusammenarbeit mit ihr und wir durften viele ihrer Werke für den Film nutzen. Die Homunkulus-Figuren – das sind die Figuren, an denen Annette Baer im Film für ihre Ausstellung arbeitet und die am Ende größtenteils zerstört werden – sind sogar extra für den Film in Zusammenarbeit zwischen Brigit Brinkmann, Elke Hauck und mir entstanden. Hinter der Figur liegt die Idee, dass sich die Künstlerin einen eigenen Menschen erschafft, was wunderbar zur Rolle passt.

Die Wohnung von Annette Baer nimmt einen zentralen Raum im Film ein. Wie gehen Sie bei so einem Motiv vor?

Manfred Döring: Bei jedem Film erfinden wir eine eigene kleine Welt. Die Wohnung von Annette Baer zum Beispiel besteht aus zwei Bereichen, sie sollte ein Spiegel des Verhältnisses von Mutter und Sohn sein. Es gibt in der Wohnung einen hellen Teil, das ist das Atelier von Annette Baer und auch zum Teil ihr Schlafzimmer. Und es gibt einen dunklen Teil, das ist der Eingangsbereich und das Zimmer des Sohnes, der sich ja vor der Welt verstecken will, im Grunde wie in einer Höhle. Ich suche dann passende Farben, Stoffe und die richtige Einrichtung, um das zu vermitteln. Im Team schauen wir dann immer, was funktioniert und was noch angepasst werden muss. Wichtig ist auch immer, mit den Besitzern der Wohnung eng im Kontakt zu sein und sie gut einzubinden, schließlich lassen sie uns in ihr Privatleben rein, damit wir dort einen Film drehen können.

Frau Hauck, was hat Sie und Sven S. Poser bei der Geschichte beschäftigt?

Elke Hauck: Als Autoren hat uns - Sven S. Poser und mich - besonders der Moment inspiriert, wenn Kinder (auch unsere eigenen) jugendlich werden und plötzlich ihre Türen vor uns Eltern verschließen. Wenn wir Eltern auf einmal draußen bleiben, viele Dinge nicht mehr wissen und damit auch nicht mehr kontrollieren können. Wir müssen lernen zu akzeptieren, dass unsere Kinder immer mehr ihr eigenes Leben haben. Und ihnen vertrauen. Genau das gelingt unserer Figur Annette gegenüber ihrem Sohn Lucas nicht. Der Film ist eine Art Fantasie zu ihrer Gegenwehr. Auch als Regisseurin hat mich nicht so sehr die realistische Seite der Geschichte interessiert. Es ging eher um das Durchspielen von Momenten, in denen man sich mit dieser Mutter identifiziert oder aber ihr Verhalten als übergriffig empfindet. 7/10 Zum Thema gehört andererseits auch die Seite der Söhne und ihres Erbes, das sie von uns Müttern bzw. Eltern mitbekommen. Um diesem Aspekt Raum zu geben, haben wir dem jungen Mann, der das erste Opfer aus einer für ihn schlüssigen Weltsicht heraus gestalked hat, im Vernehmungsraum eine kleine Rede geschrieben, die ich auch bewusst als solche inszeniert habe.

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