Interview mit Christine Repond (Regisseurin)

Auf Spurensuche bei einer Künstlerkommune: Tessa Ott (Carol Schuler) und Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher)
Auf Spurensuche bei einer Künstlerkommune: Tessa Ott und Isabelle Grandjean  | Bild: ARD Degeto/SRF / Sava Hlavacek

Was war Ihr erster Gedanke, als Sie das Drehbuch gelesen haben?

Das Buch war sehr visuell geschrieben und ich hatte sofort Bilder im Kopf für Kyomis sehr spezielle Kunstwelt. Meine Vorstellung war, dass man diese Subkultur auf der einen Seite beunruhigend, aber zugleich auch ästhetisch und faszinierend zeigen sollte. Zudem ging mir Cosmos Schicksal beim Lesen nah und mir war wichtig, Cosmo und den anderen „Kunstobjekten“ eine Stimme zu geben, um sie als wahrhaftige Menschen zu zeigen und nicht nur als bloße Objekte.

In „Schattenkinder“ werden Menschen, wie sie es gerade angesprochen haben, auf skurrile Art und Weise als Kunstobjekte dargestellt. Wie haben Sie die Szenen in der Galerie entwickelt?

Das Drehbuch sah für die Galerieszene eine Ausstellung mit Ölbildern und Fotografien vor. Mir schienen Ölbilder für eine derart radikale Künstlerin wie Kyomi unpassend. So kam ich auf die Idee, aus Kyomi eine Installationskünstlerin zu machen, die ihre Arbeit an menschlichen Kunstobjekten mit Videoinstallationen, aber auch über Instagram und Streaming ihren Betrachtern präsentiert. Mit dieser Prämisse habe ich dann gemeinsam mit dem Ausstatter Urs Beuter, dem Kameramann Guy Fässler und mit dem Maskenbilder Marc Hollenstein diese Kunst-Welt und die zusätzliche Videoebene entwickelt.

Welcher Moment am Set ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?

Sicherlich diese Feuer-Szene. Vielleicht auch, weil wir sie ganz am Schluss unseres Tatort-Drehs aufgenommen haben und sie nochmals unsere vollste Konzentration forderte. Angenehm in Erinnerung sind mir auch viele großartige und intensive Momente mit Carol Schuler und Anna Pieri Zuercher. Die beiden Kommissarinnen sind nicht nur vor der Kamera ein Team, sondern auch dahinter. Sie besitzen Sensibilität, Mut und Humor, was die Arbeit mit ihnen sehr angenehm macht.

„Schattenkinder“ ist einer von zwei neuen Tatorten aus Zürich. Was ist für Sie das Besondere an diesem Format?

Es ist für mich nach zwei Kinofilmen das erste Mal, dass ich für den Tatort inszeniert habe. Tatsächlich habe ich ja gleich zwei Tatort-Zürich-Folgen back-to-back gedreht – also gemeinsam – gedreht. Die Ausstrahlung des zweiten folgt dann im Herbst und heißt „Risiken mit Nebenwirkungen.“ Um auf Ihre Frage zurückzukommen. Es ist eine großartige Herausforderung für ein Format wie den Tatort zu arbeiten, dass eine so lange Tradition hat und jeden Sonntag Millionen Zuschauer*innen vor den Bildschirm lockt. Am Tatort Zürich hat mich besonders das neue Ermittlerinnen-Duo gereizt, das gänzlich neue Fahndungsumfeld und dass ich da viele Gestaltungsmöglichkeiten hatte, da der Tatort-Zürich noch relativ jung ist. Außerdem war mir wichtig, Zürich stärker und etwas ungewohnter sichtbar werden zu lassen.

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