Fragen an Gregor Weber ...

alias Kommissar Stephan Deininger

DasErste.de: Was bedeutet es für Sie, "Tatort"-Kommissar/Ermittler zu sein?
Gregor Weber: Auf einem viel beachteten Sendeplatz außergewöhnliche Geschichten für ein großes, interessiertes und sehr aufgeschlossenes Publikum erzählen zu können – und mit Blaulicht durch die Saarbrücker Innenstadt zu düsen! Es ist, abgedroschene Phrase hin oder her, eine Ehre. Das Bewusstsein, elementarer Bestandteil des Sonntagabends von Millionen Zuschauern zu sein ist schon, also sehr, puh ...

Wie haben Sie sich auf Ihre "Tatort"-Rolle vorbereitet?
Ich beginne traditionell vier Wochen vor Drehbeginn mit einem Trainingsprogramm: Zunächst einfache Verkehrskontrollen, dann Verkehrsregelung auf einer stark befahrenen Berliner Kreuzung, in der dritten Woche gehe ich dann zu Kneipenrazzien über, um in der entscheidenden letzten Woche mit dem Ausfüllen von Anzeigenformularen (zehn Finger blind!!) die optimale Wettkampfform zu erlangen.

Wie war es für Sie, den Umgang mit einer Waffe zu lernen?
Das habe ich schon im Januar 1988 bei der Bundeswehr erledigt. Abgesehen von der Sch...kälte und dem ständig rutschenden Stahlhelm war es für mich ok – für den Ausbilder allerdings eine eher traumatische Erfahrung ("Sie schießen erst auf mein Kommando, verdammte Hacke!")

Sahnen Sie jetzt bei jedem Schützenfest am Schießstand ab?
Ich beschränke mich bei solchen Gelegenheiten darauf, Bier zu trinken und ungebeten Ratschläge zu erteilen.

Achten Sie bei anderen Krimis darauf, ob die Schauspieler ihre Waffen richtig halten oder korrekt in Deckung gehen?
Selbstverständlich gucke ich keine anderen Krimis mehr ... Nein, Realismus ist wichtig in Krimis, dabei geht es aber viel mehr um schlüssige und wirklichkeitsnahe Geschichten als um korrekte Waffenhaltungen oder andere Kleinfieseleien. Außerdem ist das auch figurenabhängig. Man kann durch bewusste "Fehler" ja etwas erzählen – Unsicherheit, Angst oder Scheu vor Gewalt. Dann ist die "unkorrekte Haltung" ein richtiges schauspielerisches Mittel. Außerdem – nicht jeder gute Polizist ist auch ein Superschütze oder Leistungssportler.

Was war der "grausamste" Mordfall, in dem Sie ermitteln mussten?
In Saarbrücken wird in aller Regel recht sauber gekillt, aber in der kommenden SR-Folge "Das Schwarze Grab" ist schon eine ziemlich hässliche Art von Mord durch ein Bergmannseisen zu besichtigen ...

Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Ihnen und Ihrer Rolle beim "Tatort"?
Mal sehen ... Gesicht und Frisur sind bei Weber/Deininger nahezu identisch. Deininger kommt schlechter gelaunt zur Arbeit, hat dort allerdings auch wesentlich mehr auszustehen als Weber. Wir haben den gleichen mitreißenden Humor und sind damit auch gleichermaßen beliebt bei unseren Kollegen Maxi Brückner/Franz Kappl. Alles in allem: Deininger ist mir sympathisch, womit ich ziemlich allein dastehe ..

Welche "Tatort"-Folge mögen Sie am liebsten?
Schwer ... Die meisten persönlichen Top-Favoriten habe ich in München und Köln. "Bildersturm" ist ganz vorne, aber genauso "Frau Bu lacht" oder "Vorstadtballade". Ich würde jetzt gerne noch einen Kölner raushauen, wegen dem Gleichgewicht, aber vor kurzem kam "Der oide Depp" vom BR und der ist derzeit meine persönliche Nummer eins.

In den 700 "Tatort"-Filmen kamen viele verschiedene Teams zum Einsatz. Welcher der ehemaligen Ermittler war Ihr Lieblings-Kommissar?
Auch schwer ... Aber eindeutig: Schimanskis Partner Christian Thanner (Eberhard Feik) is the King!

Mit welchem anderen (aktuellen) "Tatort"-Team würden Sie gerne einmal einen Fall lösen?
Mit den Ludwigshafenern. Erstens ist der Weg nicht so weit, zweitens würde ich die gerne mal kennen lernen und drittens könnte Kollege Kappl wunderbar mit Lena Odenthal sporteln, während Deininger alles aufisst, was Kopper kocht. Als Vierer-WG auf Zeit, ist dieses Quartett sicher eine Folge wert! Aber auch eine Tournee durch alle Tatorte würde ich nicht ablehnen. Bei uns beiden Provinzbullen geht das sicher als Klassenfahrt durch.

Was verbindet Sie mit der Stadt in der Sie als "Tatort"-Ermittler im Einsatz sind?
Meine Geburt, die gesamte Kindheit und die Geschichte meiner Familie bis zurück ins 19. Jahrhundert. Beeindruckend, oder? Ich sollte eigentlich den Oberbürgermeister spielen ...

In welcher anderen Stadt würden Sie auch gern einmal ermitteln und warum?
In Deutschland: Hamburg, auf der Welt: Moskau. Fremder könnten Deininger und Kappl nirgendwo sein. Und da wird’s doch erst interessant, oder?

Der Sonntagabend ist bei vielen fest für den "Tatort" reserviert – "Tatort" ist Kult! Wie erklären Sie sich das?
Der "Tatort" hatte Höhen und Tiefen, aber kein Format bindet seit so vielen Jahren stabil so viele Zuschauer. In dieser Reihe ist es immer wieder gelungen, Aufsehen erregendes Fernsehen zu machen, scharf gezeichnete Bilder bundesdeutscher Wirklichkeit zu zeigen. In den besten Folgen werden Fragen aufgeworfen, die uns beunruhigen und die Kommissare durchleuchten für uns Orte, die wir nicht betreten möchten, die aber da sind und die in unser Leben hineinwirken. Und wenn wir die Figuren mögen, folgen wir ihnen überallhin.

Was machen Sie Sonntagsabends? Schauen Sie sich an den Sonntagabenden auch den "Tatort" an? Gibt es bei Ihnen spezielle Rituale rund um das "Tatort"-Anschauen?
"Tatort" muss sein. Wir würfeln, wer die Kinder ins Bett bringt, weil derjenige niemals die ersten zehn Minuten sehen kann ...

Bei einem Krimi wie dem "Tatort" fließt ja schon mal Blut. Können Sie Blut sehen?
Können ja, wollen nein.

Haben Sie schon einmal einen Mörder oder eine Leiche gespielt?
Weder noch. In einem britischen Kriegsfilm habe ich mal einen Mann "erschossen", war also eher als höhere Gewalt tätig.

Welche andere TV-Krimisendung sehen Sie sich gerne an?
Deutsch: "Unter Verdacht" (ganz groß!), "Polizeiruf 110" mit Selge/May und früher Steimle/Hübchen, "KDD – Kriminaldauerdienst" (leider viel verpasst).
International: "Crackers" (mit Robbie Coltrane), die Wallander-Fälle, "Kommissar Beck", "Prime suspect" (mit Helen Mirren).

Lesen Sie gerne Krimis? Wenn ja, welches ist Ihr Lieblingskrimi?
Ich verschlinge Krimis und habe alle drei Monate einen neuen Favoriten. Seit Jahren dauerhaft ist die Liebe zu Ian Rankins Inspector-Rebus-Romanen. Eine großartige britische Crime-Serie.

Wurden Sie im echten Leben schon einmal um Hilfe als Kommissar ("Sie sind doch bei der Polizei!") gebeten?
Zum Thema "Erkannt werden" folgenden kurzen Dialog: "Ich kenne Sie." "Ja nun, wahrscheinlich aus dem Fernsehen." "Nein. Sie sind mir gestern mit dem Einkaufswagen in die Fersen gedonnert." Vorsicht also ...

Haben Sie privat Freunde aus dem Polizeiumfeld?
Ja, einige mittlerweile (Liebe Grüße an Gerhard, Jürgen, Rudi, Volker und Bernd). Mein Bild dieses Berufes und der Menschen, die ihn ausüben, hat sich dadurch radikal geändert. Viele Polizisten sehen ihre Arbeit als sozialen Beruf an und üben ihn auch entsprechend aus. Hohe Belastung und wenig Dank, das teilen sie mit anderen Helferberufen. Davor habe ich großen Respekt.

Ihr Gruß an die "Tatort"-Fans:
Fordert uns! Belohnt Experimente mit guten Quoten und bleibt euren Lieblingsteams auch in schwachen Phasen treu. Ihr seid die besten Zuschauer, die Fernsehdeutschland zu bieten hat.

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