Interview mit Ursula Karven

Das Erste: Der "Feuerkämpfer" ist ein Verzweiflungstäter. Er darf sein Kind nach der Trennung von seiner Frau nicht mehr so oft sehen, wie er möchte. Wie denken Sie über dieses Thema?
Ursula Karven: Es ist schwierig, darauf eine generelle Antwort zu geben, das muss man von Fall zu Fall betrachten. Eine Trennung ist immer sehr schwierig, und beide Seiten sollten versuchen, sich richtig zu verhalten in dieser Situation. Je mehr Austausch – auch der Gefühle – weiter vorhanden ist, desto besser ist das möglich, wie ich finde. Grundsätzlich halte ich es für wichtig, dass Kinder ihre Väter behalten und weiterhin sehen, aber da gibt es sicher auch unterschiedliche Bedürfnisse, je nachdem wie die berufliche und private Situation aussieht. Man sollte jedoch auf jeden Fall weiterhin so viel wie möglich miteinander sprechen und immer im Sinne der Kinder entscheiden, dann findet man sicher die beste Lösung.

Die ermordete Rechtsanwältin wird im Film als "Kampfanwältin" bezeichnet, die Männern in Scheidungsprozessen bewusst zugesetzt hat. Glauben Sie, dass es so etwas real auch gibt?
Es gibt schon besonders harte Anwälte, die es speziell darauf anlegen, der Gegenpartei die Hosen runterzuziehen. Das glaube ich schon. Da ich meinen Lebensmittelpunkt lange Jahre in Amerika hatte, kenne ich mich mit juristischen Feinheiten hierzulande natürlich nicht aus. Ich kann nur betonen, wie wichtig ich es finde, dass man den eigenen Egoismus und die eigene Bitterkeit in so einer Trennungssituation hintenanstellt und überlegt, wen es wirklich trifft, dass man sich trennt. Wenn man allein nicht zurechtkommt in dieser Lage, kann man ja auch Hilfe in Anspruch nehmen. Es gibt viele Beratungsstellen, die einem da weiterhelfen können. In Amerika habe ich es sogar erlebt, dass Ehepaare in der Scheidungsphase nur noch über ihre Mediatoren miteinander kommuniziert haben. Das ist sehr hilfreich, wenn die Standpunkte allzu verschieden sind und man sich sonst nicht einigen kann. Mediatoren helfen, den Dialog aufrechtzuerhalten, ohne dass sich dabei die unguten Gefühle immer wieder in den Vordergrund schieben. Das sollte man sich zunutze machen.

Wandas Angebot an Casstorff, ihre alte Küche zu übernehmen, ist ganz schön keck. Ist das ein geschickter Weg, um an ihn ranzukommen? Oder ist sie einfach extrem pragmatisch?
Ich würde sagen, es ist ein glücklicher Zufall! Wanda Wilhelmi ist eine Frau, die sehr schnell weiß, wer und was ihr gefällt, und sie ist auch eine, die sich nimmt, was sie haben will. Sie lässt nichts anbrennen. Aber sicher macht sie das Angebot mit der Küche nicht aus reiner Strategie. Sie denkt nicht viel über so etwas nach, sondern folgt ihrem Gefühl. Die Küche ist für sie ein willkommener Zufall, um zu sehen, ob von ihm auch Signale kommen, ob da eine Offenheit vorhanden ist. Auf der anderen Seite spürt sie, dass er jemanden braucht, der auf ihn zugeht, weil er so lange allein war. Insofern ist sie schon sehr offensiv; sie hätte aber auch ohne diese Küche auf jeden Fall einen Weg gefunden, um an ihn ranzukommen.

Als er bei ihr zu Besuch ist, spricht Casstorff über sein Verhältnis zu seinem Sohn, den er vermisst. Wanda ist selbst kinderlos. Was hält sie von diesen väterlichen Gefühlen? Sprechen sie für diesen Mann?
Ja, aber komplett! Das Wichtige an dieser Szene ist, dass er aufmacht, dass sie in seine Seele sehen kann. Erst dann weiß sie, ob es weitergehen kann zwischen ihnen. Sie ist glücklich zu sehen, dass er jemand ist, der lieben kann, der Gefühle hat und auch darüber spricht. Dadurch sieht sie, dass da eine Basis ist, die sie interessieren kann. Kommissar Casstorff besitzt eine Tiefe, die eine Frau ihres Formats braucht, sonst wäre er nicht passend für sie. Sie mag es sehr, wenn Ehrlichkeit ins Spiel kommt, und freut sich über seine Offenheit. Und er findet genau die richtige Dosis, wird nicht zu gefühlduselig, sondern zeigt immer auch noch einen Funken Humor. Genau das hat sie wahrscheinlich schon bei vielen Männern zu finden versucht.

Die Staatsanwältin ist empört, als Casstorff während der Arbeit seine Gefühle für sie anspricht. Warum reagiert sie so, während er offenbar unbekümmerter mit der Situation umgeht?
Für Wanda Wilhelmi ist es einfach ganz, ganz wichtig, zwischen Beruflichem und Privatem zu trennen. Da hat sie ganz klare Vorstellungen, an die er sich wohl erst noch gewöhnen muss, die sie aber sofort etabliert. Sie zieht eine klare Grenze, und das ist kein Spiel, sondern es ist ihr sehr ernst damit. Dieser Punkt wird auch noch zu Spannungen führen zwischen den beiden. Vielleicht ist sie auch zeitweise ein wenig erschrocken über sich selbst. Sie erschrickt darüber, dass sie ihm offenbar das Gefühl vermittelt hat, ihr am Arbeitsplatz so vertraut begegnen zu können. Das will sie absolut nicht, da hat sie klare Regeln.

Casstorff ist – wie Herr Atzorn uns bereits verraten hat – ganz hingerissen von der Mischung aus Sprödigkeit und Charme, die Ihre Wilhelmi an den Tag legt. Was reizt die Wilhelmi denn umgekehrt am Kommissar?
Sie findet es toll, dass er nicht manipulierbar ist, sondern immer echt! Seine Echtheit spricht sie als Frau an. Sie spürt, dass er einer ist, der sich immer treu bleibt. Das zieht sie magisch an. Darüber hinaus verbindet die beiden auch eine spirituelle, energetische Anziehung, die sie wahrscheinlich untergründig spürt. Sie kann einfach nicht anders, sie ist diesem Mann verfallen. Die Situation ist für sie selbst vielleicht gar nicht immer so leicht einschätzbar, und deshalb gibt es diese Widersprüchlichkeit aus Schroffheit und Rangehen, erst heiß, dann wieder kalt. Genau das ist es aber auch, was er braucht. Er braucht eine Frau, die er nicht so leicht durchanalysieren kann, die für ihn immer schwer einzuordnen bleibt. Und Wanda Wilhelmi ist eine, die sich weigert, dem gängigen Klischee einer Staatsanwältin zu entsprechen.

Casstorff sieht, dass die Staatsanwältin einen großbürgerlichen Lebensstil pflegt. Hat er einer so eleganten und stilsicheren Frau überhaupt genug zu bieten? – fragt er sich und wir jetzt Sie.
Da ist Frau Wilhelmi sich hundertprozentig sicher. Es interessiert sie nur der Kern, und der ist gut. Da hat sie überhaupt keine Zweifel!

Die Staatsanwältin ist erst vor kurzem zum Hamburger Team gestoßen. Die Figur wird behutsam eingeführt und allmählich aufgebaut. Was dürfen wir für die Zukunft noch erwarten?
Bislang sieht man Wanda Wilhelmi ja noch in erster Linie von ihrer weiblichen Seite und weniger von ihrer professionellen. Es kam uns zunächst darauf an zu zeigen, wer sie als Mensch und Frau überhaupt ist. In den nächsten Folgen wird man einiges darüber erfahren, wie sie zu dem geworden ist, was sie ist, und ihre beruflichen Stärken werden sicher auch eine größere Rolle spielen als bisher.

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