Pressemeldung vom 01.10.2014
„Macht.Mensch.Schröder"
am Donnerstag, 2. Oktober 2014, um 22.45 Uhr
Seit einigen Jahren hält sich Gerhard Schröder mit öffentlichen Bemerkungen zurück. Politische Einschätzungen gibt der Altkanzler normalerweise nur noch hinter den Kulissen. Für Irritationen sorgte sein Treffen mit Wladimir Putin im April diesen Jahres in St. Petersburg, zumal seine demonstrative Umarmung des russischen Präsidenten in eine Zeit fiel, in der sich Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier um eine diplomatische Lösung im Ukrainekonflikt bemühte. Gerhard Schröder weist jegliche Kritik daran zurück. Schließlich sei er Privatmann.
Umso bemerkenswerter ist nun die einstündige Dokumentation „Macht.Mensch.Schröder", die Das Erste am 2. Oktober, um 22.45 Uhr ausstrahlt. Reinhold Beckmann und der Autor Falko Korth haben den Altbundeskanzler über mehrere Monate hinweg begleitet und ein Porträt von Gerhard Schröder geschaffen, das einige ungewohnt tiefe Einblicke in das Innere eines Menschen gewährt, der als öffentliche Person immer auch auf Abstand bedacht war.
Schröder stellt sich den Fragen Beckmanns in typischer Manier, mal direkt und schroff, mal ausweichend charmant. Wie geht Gerhard Schröder, das politische Alphatier, mit seiner neuen Rolle als Altkanzler und Familienvater um? Wie viel bedeutet Macht für ihn? Was ist dran am Schröder-Bild des Machos und Machers? Was bedeuten ihm Freundschaften? Und was verbindet ihn heute noch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin?
Nicht nur der Altbundeskanzler, auch seine Ehefrau Doris Schröder-Köpf stellt sich den Fragen der Autoren. Zu Wort kommen weiterhin frühere Weggefährten wie der SPD-Parteivorsitzende Sigmar Gabriel und Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, die Politiker Ruprecht Polenz (CDU) und Wolfgang Kubicki (FDP), Journalisten wie Christoph Schwennicke („Cicero"), Dominik Wichmann (Ex-„Stern"-Chefredakteur) und Julia Encke („FAZ"), ehemalige Fußballkameraden und der Künstler und Schröder-Freund Markus Lüpertz.
Reinhold Beckmann und Falko Korth sind dabei, wenn Schröder private und offizielle Termine wahrnimmt, etwa beim Stadionbesuch eines Bundesliga-Heimspiels von Hannover 96 oder bei einer Bürgerpredigt in der Marktkirche in Hannover. Schröder stellt hier die Frage, ob er in seiner Zeit als Bundeskanzler Schuld auf sich geladen habe. Und er bekennt: Seine Seele hat im politischen Leben Schaden genommen. Offen wie kaum zuvor spricht Gerhard Schröder über Ängste und Verletzlichkeit, über Mut und seinen Willen zum sozialen Aufstieg sowie über seine Liebe zum Fußball.
In einem letzten großen thematischen Block des Films äußert sich Gerhard Schröder über seine Freundschaft zu Wladimir Putin. Auch über den aktuellen Konflikt zwischen Russland und der Ukraine wird gesprochen. Schröder bezieht Position. Meist bleibt er dabei charmant, doch wenn man genau hinsieht, ist eine gewisse Nervosität nicht zu verkennen. Man spürt, Schröder würde gerne, wenn man ihn ließe. In diesem Mann steckt noch der Wille zur Macht.
Reinhold Beckmann und Falko Korth gelingt es, mit dieser Dokumentation dem öffentlichen Schröder-Bild weitere Facetten hinzuzufügen.
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