Florian Stadler über seine Rolle beim "Sturm"
"Ich leide nicht mit Nils"
Lange musste Nils Heinemann um das Herz der frechen, aufgeweckten Sabrina Görres kämpfen. Auch wenn ihre Beziehung mehr als turbulent war, an seiner großen Liebe zu Sabrina hat Nils nie gezweifelt. Endlich schienen nach Sabrinas schwerem Reitunfall für die beiden wieder glückliche Zeiten anzubrechen. Doch dann kommen Sabrina und ihr Vater André bei einem Flugzeugunglück ums Leben. Nils droht an dem Schmerz um ihren Tod zu zerbrechen und stürzt sich in den Alkohol. Im Interview erzählt Florian Stadler, wie er sich auf die schwierige Rolle vorbereitet hat.
DasErste.de: Wann hast du erfahren, dass Sarah Elena Timpe aus „Sturm der Liebe“ aussteigen wird?
Relativ bald, nachdem Sarah klar geworden ist, dass sie nach zwei Jahren „Sturm der Liebe“ neue Wege einschlagen möchte. Aber ehrlich gesagt, habe ich bis zum Schluss gehofft, dass sie es sich doch noch einmal anders überlegt.
War die Nachricht von ihrem Ausstieg ein Schock für dich?
Schock ist vielleicht das falsche Wort. Es war aber auf jeden Fall furchtbar für mich.
Wie war die erste Drehwoche ohne Sarah?
Da wir uns fast zwei Jahre lang beinahe täglich am Set gesehen haben, war es für mich schon eine Umstellung, als sie plötzlich weg war. Aber für die Trauerszenen hat es mir auf alle Fälle geholfen, dass wir uns auch privat sehr gut verstanden haben. Ich konnte Nils‘ Schmerz somit sehr gut nachempfinden.
Er befindet sich ja nach dem Absturz des Flugzeugs, in dem seine Frau Sabrina saß, in einem Ausnahmezustand.
Es ist eine große Herausforderung für mich, diese emotionalen Trauerszenen zu spielen – vor allem, wenn im Spiel Trauer und Alkohol aufeinandertreffen. Die Gefühle, die durch den Alkohol ausgelöst werden, sind sehr stark und im betrunkenen Zustand überschreitet man noch einmal ganz andere Grenzen.
Wie hast du dich auf die schwierigen Szenen nach der Todesnachricht von Sabrina vorbereitet?
Ich habe mich vorher informiert, wie genau sich zu viel Alkohol auf den Körper auswirkt, ab welchem Punkt man abhängig wird und so weiter. Mit der Maskenabteilung haben wir daran gearbeitet, dass Nils‘ Alkoholsucht auch äußerlich sichtbar wird – dass er also Schweißperlen auf der Stirn hat, sich nicht mehr rasiert oder ähnliches. Ich habe mir zur Vorbereitung auf den Dreh auch Filme wie „Der Trinker“ mit Harald Juhnke oder „Leaving Las Vegas“ von Mike Figgis angesehen. Wichtig war mir auf jeden Fall, dass ich Nils‘ Trauer nicht übertrieben oder aufgesetzt spiele.
Das ist dir deinen Fans zufolge mehr als gelungen. Du hast viel Lob für dein authentisches Spiel erhalten.
Das freut mich sehr. Besonders berührt hat mich die Nachricht von einer Frau, die eine ähnliche Geschichte mit ihrem Sohn durchgemacht hat wie Nils mit Sabrina. Sie hat mir geschrieben, dass ich diesen Zustand zwischen Hoffen und Bangen exakt so dargestellt habe, wie sie ihn damals erlebt hat.
Hilft es, sich beim Dreh an eigene Schicksalsschläge im Familien- und Freundeskreis zu erinnern?
Auf jeden Fall! Ich versuche mich vor einem Dreh in eine entsprechende Stimmung hineinzuversetzen, direkt davor aber loszulassen und darauf zu vertrauen, dass sich diese Stimmung während des Drehs wiederherstellen lässt. In der ersten Drehwoche ohne Sarah hat es mir beispielsweise geholfen, an die emotionalen Abschiedsszenen zu denken, die ich mit ihr zusammen gespielt habe.
Es ist nicht das erste Mal, dass Nils in einer Ausnahmesituation zur Flasche greift. Den Tod des gemeinsamen Kindes mit seiner Freundin Elena konnte er zum Beispiel auch nur mit Alkohol ertragen.
Nils‘ letzte Alkoholeskapaden waren aber eher von kurzer Dauer. Jetzt ist er dem Alkohol gänzlich verfallen und er steigert seinen Konsum über mehrere Wochen hinweg. Er realisiert zwar, wie die Sucht sein Leben immer stärker dominiert, aber im Suff kann er Sabrina wenigstens für kurze Zeit vergessen.
Warum weiß Nils deiner Meinung nach oft keinen anderen Ausweg?
Eine gute Frage. Nils ist nämlich an sich eher ein lösungsorientierter Mensch. Er geht merkwürdigerweise auch sehr mit seiner Trauer hausieren – andere Suchtkranke würden sich wohl eher zu Hause vergraben. In Stresssituationen brennen bei ihm oft alle Sicherungen durch. Und Nils ist immerhin der Sohn eines gerissenen Kunsträubers – seine Herkunft kann er wohl gerade in einem Ausnahmezustand wie diesem nicht verleugnen.
Brauchst du vor dem Dreh momentan längere Konzentrationsphasen, um dich auf die jeweilige Szene einzustimmen?
Nein, das nicht. Es kann manchmal anstrengender sein, auf Kommando lustig sein zu müssen.
Nils trauert derzeit ja nicht nur, sondern rastet auch immer wieder aus. Wie in einer Szene mit Michael Niederbühl direkt nach Bekanntwerden der Absturznachricht...
Das war großartig zu spielen! Es gab da diesen Tisch mit Terrakotta-Töpfen und nachdem wir die Szene eigentlich schon abgedreht hatten, meinte der Regisseur, dass ich sie noch mal spielen und meine ganze Wut an diesem Tisch auslassen soll. Ich wusste, dass man diesen Take nicht wiederholen kann, weil es die Terrakotta-Töpfe natürlich nicht in mehrfacher Ausführung gab. Also habe ich wirklich alles gegeben!
Geht dir Nils‘ Schicksal auch privat nah?
Nein, ich leide nicht mit ihm mit. Szenen mit positivem Inhalt haben grundsätzlich einen viel größeren Einfluss auf mich – wenn ich zum Beispiel während eines Drehs sehr verliebt wirken muss, überträgt sich die Energie aus diesen Szenen auf jeden Fall auch auf mein Privatleben.
Glaubst du, dass Nils nach so vielen Schicksalsschlägen in seinem Leben noch einmal die große Liebe finden wird?
Ich würde es ihm wirklich wünschen.
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