"Poppy hat mein Leben verändert"
Interview mit Birte Wentzek
Ihr Serientod war ein Schock für die Fans, jetzt feierte sie ein ganz besonderes Comeback: Birte Wentzek kehrte anlässlich der 3000. Folge als Geist der beliebten Poppy Saalfeld zu "Sturm der Liebe" zurück. Mit uns hat sie über den Dreh und das große Wiedersehen am Set gesprochen.
Poppy Saalfeld zurück bei "Sturm der Liebe" – Hättest du damit gerechnet?
Ja (lacht), ich habe tatsächlich irgendwie damit gerechnet. Poppy ist zwar gestorben und ich habe wirklich versucht, diese Rolle ad acta legen. Aber ich werde bis heute auf sie angesprochen. Irgendwie ist sie in den Köpfen der Menschen immer noch unglaublich präsent. Deswegen glaube ich, dass ihr kurzes Comeback in der Serie eine gute Entscheidung war.
Und wie war es für dich, nach langer Zeit wieder in diese Rolle zu schlüpfen?
Ich fand es zunächst zugegebenermaßen etwas befremdlich, eine Tote zu spielen. Aber gemeinsam mit Dirk hat es unglaublich viel Spaß gemacht. Wir vertrauen uns einfach und es entstand sofort wieder diese besondere Chemie zwischen uns.
Wie war das Wiedersehen am Set?
Das Wiedersehen mit Dirk war wie immer total schön. Wir haben uns gedrückt, geknuddelt, geküsst. (lacht) Generell war die Rückkehr ans Set wie selbstverständlich. Viele waren der Meinung, ich sei nur ein halbes Jahr weggewesen – dass ich tatsächlich zweieinhalb Jahre weg war, hat irgendwie keiner mitbekommen. Es haben sich zwar viele Gesichter verändert, aber die Energie ist noch genau dieselbe. Es hat sich ein bisschen angefühlt wie "nach Hause kommen".
Poppy kam unter besonderen Umständen zurück. Wie war der Dreh für dich?
Sehr schön! Aber er war auch eine Herausforderung, weil ich einen Spagat zwischen der toten und der ganz lebendigen, quirligen Poppy von früher machen musste. Besonders schwierig war für Dirk und mich, dass wir uns nicht anfassen durften, da Poppy ja nicht real war. Wir beide haben immer sehr körperlich gespielt, das war für uns schon eine Umstellung. Ansonsten war alles wie immer, es hat Spaß gemacht und die Leute waren super!
Was hast du in deiner Zeit nach dem Ausstieg am meisten am "Sturm" vermisst – und was nicht?
Am meisten habe ich tatsächlich die Gemeinschaft vermisst. Ich arbeite sehr gerne im Team und generell mit Menschen zusammen. Mir gefällt das Miteinander-Denken, wie eine Hand in die andere gleitet, von der Maske über das Kostüm bis zum Text. Dann haben mir natürlich Dirk, Melanie und meine anderen Spielpartner gefehlt, aber auch einige Regisseure, mit denen ich sehr eng zusammengearbeitet habe. Und Poppy selbst habe ich natürlich auch vermisst: ihre Lebendigkeit, ihren Witz und ihre Schlagfertigkeit. Das hört sich vielleicht komisch an, weil ich das ja war. (lacht) Aber ich habe sie nach meinem Ausstieg ja auch nicht mehr gespielt. Das Textlernen und die etlichen Fahrten von Berlin nach München habe ich dagegen nicht vermisst.
Was magst du in deiner Rolle am meisten?
Das Positive in Poppy. Sie ist ein extrem positiver Mensch, nur manchmal vielleicht ein bisschen zu naiv. Und ich mag diese unglaubliche Liebe, die sie versprüht und lebt.
Wie hat "Poppy“ dich und dein Leben verändert?
Poppy hat mein Leben sehr verändert. Mein Gesicht und mein Schauspiel sind durch sie bekannter geworden. Ich werde oft angesprochen, auf der Straße, auf Partys, auf Familienfesten. Die Rolle lässt mich bis heute nicht los. Vielleicht lasse auch ich sie nicht los, wer weiß? Ich habe eine Figur kreiert, die sehr intensiv war und durch die ich sehr viel zeigen konnte. Dafür bin ich sehr dankbar, das hätte ich anfangs nicht gedacht. Schauspielerisch habe ich daraus auf jeden Fall viel Selbstbewusstsein und Selbstwert mitgenommen. Und ich werde diesen Namen nicht mehr los (lacht). Poppy ist quasi an mir haften geblieben.
Was ist deine schönste Erinnerung an die Zeit hier?
Eine der beiden schönsten Erinnerungen an die Zeit in München ist, dass ich als Schauspielerin alles zeigen konnte, was ich je gelernt habe. Die andere ist die daraus entstandene Freundschaft zu Dirk und Melanie.
Wenn du Poppys Geschichte hättest schreiben dürfen – wo wäre sie heute?
Ich hätte sie auf gar keinen Fall sterben lassen. Sie wäre mittlerweile erfolgreich mit ihrer Currywurstbude, glücklich mit Werner verheiratet und vielleicht hätte sie ein oder zwei Kinder. Sie würde auf jeden Fall mit beiden Beinen im Leben stehen. Ich hätte sie zu einem Vorbild gemacht: Sie hätte gezeigt, dass man sich aus schlechten Verhältnissen hocharbeiten und zu einer erfolgreichen Geschäftsfrau werden kann.
Was hat sich bei dir beruflich getan seit dem Ausstieg?
Einiges! Ich bin nicht nur Schauspielerin sondern auch Heilpraktikerin für Psychotherapie und habe seit über zwei Jahren eine eigene Praxis. Außerdem arbeite ich als Coach und habe in diesem Rahmen einen YouTube-Channel eröffnet. Nach der Trennung vom Vater meines Kindes bin ich mit meinem Sohn aufs Land gezogen, wo ich gemeinsam mit meiner Schwester Kerstin Wentzek ein Kunst- und Kulturzentrum aufbaue: den Kulturhof Götz e.V. Wir machen pro Jahr vier bis sechs große Veranstaltungen. Hier stehe ich auch immer wieder als Schauspielerin auf der Bühne. Ich genieße die Vielfältigkeit: die Schauspielerei, den Kulturhof und das Coaching, sowohl als privates Life-Coaching als auch öffentlich über meinen YouTube-Channel. Was mich jetzt mal wieder reizen würde, wäre eine TV-Rolle!
Schauspielerin und staatlich geprüfte Therapeutin. Wie passen diese beiden Berufe zusammen?
Seit ich denken kann, wollte ich Schauspielerin werden. Ich stand schon mit sechs Jahren das erste Mal auf einer großen Bühne. Mich haben aber auch immer psychische Themen, Krankheiten (mein Vater ist Arzt) und Beziehungsprobleme sehr interessiert. In gewisser Weise passt das gut zur Schauspielerei, weil wir da ja auch diverse Störungsbilder darstellen. Der Wunsch, als Therapeutin zu arbeiten, wurde dann mit Mitte 20 immer stärker. Damals habe ich in dem Stück "Rainman" gespielt. Der Hauptdarsteller wurde von einer Heilpraktikerin für Psychotherapie gecoacht. Als ich gesehen habe, wie die beiden miteinander arbeiten, hat mich das noch mehr angespornt, diesen Beruf zu erlernen. Ich war ohnehin schon immer der kommunikative Typ, der bei Konflikten geholfen hat, und deshalb habe ich letztendlich auch eine Ausbildung zum Life- und Business-Coach gemacht. Damit kann ich den Konflikten, die man als Schauspieler oft umsetzen darf, auf den Grund gehen. Die beiden Berufe sind sich also näher als man denkt.
Ein Interview von Daniela Westermayer
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