Skizze oder Ölbild? Interview mit Matthias Beier
DasErste.de: Matthias, was führst du als Alain Briand im Schilde? Und was ist Alain eigentlich für ein Typ?
Matthias Beier: Alain ist ein "Bonvivant", der Luxus liebt, aber nicht gerne arbeitet. Wenn es sein muss, wird er auch mal kriminell, um an Geld zu kommen. Alain hat wenig Moral, aber immer noch mehr als Barbara von Heidenberg. Er ist eine ehemalige Affäre von Barbara, zwischen ihnen ist immer noch diese erotische Ebene und er macht gemeinsame Sache mit ihr. Dummerweise versucht er dann, sie auszuspielen.
Liegt einem so eine Figur als Schauspieler im Blut oder muss man sie sich erst erarbeiten?
Wichtig ist für jede Rolle, dass man vorher weiß, was der Antrieb der Figur ist. Wie würde sich Alain in welcher Situation verhalten? Das muss ich mir vorher überlegen. Den Alain mit seiner Art hab ich am Set dann immer dabei. Wenn ich bei den "Sturm der Liebe"-Dreharbeiten bin, kann ich ihn einfach anklicken.
Hast du für die Rolle des Alain etwas an deinem Äußeren ändern müssen?
Nicht viel. Privat bin ich selten glatt rasiert und laufe auch nicht immer so schnieke rum.
Auf deiner Internetseite wunderst du dich nach einer Episodenrolle bei den "Rosenheim Cops" und einer Rolle im Münchner "Tatort", warum du nie den Mörder spielst. Du schreibst: "Wahrscheinlich bin ich einfach zu nett!" Jetzt in "Sturm der Liebe" hast du zwar keinen Mörder, aber einen richtig fiesen Typen gespielt. Wie ging es dir damit?
Wunderbar! Das war meine erste längere, richtig fiese Rolle und ich hab gemerkt, dass mir das großen Spaß macht. Die Bösen haben ja auch ihre Funktion, denn genau wie die es machen, sollte man es nicht tun. Gerne spiele ich in Zukunft also wieder den Bösen.
Du hast schon an Off-Bühnen, in Fernsehserien wie "Verbotene Liebe" und "Marienhof" gespielt, in Low-Budget-Filmen aber auch großen Kinofilmen wie etwa "Shoppen" mitgewirkt. Funktioniert es denn als Schauspieler, so unterschiedliche Genres zu bedienen?
Anscheinend funktioniert es (Matthias lacht)! Im Grunde kommt es gar nicht so auf das Genre oder das Format an, sondern auf den Inhalt – also die Rolle. Die Arbeit ist im Kern immer die gleiche, sie wird nur vom Publikum anders gesehen. Jedes Format hat Vor- und Nachteile. Bei "Sturm der Liebe" kann ich sehr viel spielen, das ist das Schöne daran. Bei einem Kinofilm dagegen habe ich zehnmal mehr Zeit und kann tiefer und detailgenauer arbeiten. Zum Vergleich: Ich habe mal einen Maler gefragt, was ihm lieber ist: die Skizze oder das Ölbild. Und er antwortete, dass beides wichtig ist und seine Funktion hat. Genau so geht es mir als Schauspieler auch.
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