Magdalena Steinlein im Interview

"Ihr Buckel steht symbolisch für alles, was wir an uns selbst nicht leiden können."

Magdalena Steinlein als Luisa Reisiger
Magdalena Steinlein spielt Luisa Reisiger. | Bild: ARD / Ralf Wilschewski

Sie spielt die Heldin der 11. "Sturm der Liebe"-Staffel und hat als Luisa Reisiger schon einiges erlebt im Fünf-Sterne-Hotel "Fürstenhof". Wir haben mit Schauspielerin Magdalena Steinlein über ihre Figur, das Thema Eigen- und Fremdwahrnehmung und über die Dinge, die ihr am Herzen liegen, gesprochen.

DasErste.de: Du bist mittlerweile seit fast einem halben Jahr als Luisa Reisiger in "Sturm der Liebe" zu sehen. Kannst du dich noch an deine ersten Drehwochen erinnern?  

Magdalena Steinlein: Natürlich. Das hohe Arbeitspensum habe ich glücklicherweise nicht als Belastung angesehen, da ich mich gleich wohlgefühlt habe in unserem Team. Neben all der Aufregung und Neugierde hatte ich allerdings auch Respekt vor einigen Szenen, da Luisa gleich zu Beginn ihre Mutter verliert und ziemlich schnell auch ihren Ziehvater.

Inwiefern Respekt?

Ich habe als junges Mädchen selbst meinen Vater verloren und war nun also wieder mit einer ähnlichen Situation – wenngleich auch "nur" auf einer fiktiven Ebene  – konfrontiert. 

Sturm der Liebe Folge 2249 26.06.2015: Luisa am Bett ihrer sterbenden Mutter
Luisas Mutter liegt im Sterben. | Bild: ARD / Marco Meenen

Fällt es einem aufgrund dieser Erfahrung nicht schwer, die starken Gefühle der Trauer vor der Kamera abzurufen? 

Als Luisas Mutter in "Sturm der Liebe" gestorben ist und ich an ihrem Grab stehen musste, war ich schon erstaunt, wie sich mein Körper an das Erlebte erinnert hat. Mein Vater war Pfarrer, ich komme also aus einem evangelischen Haushalt und unsere Familie hat damals sehr zusammengehalten. Wir haben viel geredet und ich hatte dadurch die Chance, diesen Verlust aufzuarbeiten. Daher habe ich es sogar eher als Vorteil beim Dreh empfunden, dass ich so eine Situation schon privat erlebt habe.

Warst du erstaunt, wie gefasst Luisa mit dem Tod ihrer nächsten Angehörigen umgegangen ist? 

Ich finde es nicht verwunderlich. Sie möchte niemandem zur Last fallen und nach außen hin Stärke demonstrieren. Ich glaube, dass man aus reinem Selbstschutz erstaunlich souverän mit tragischen Situationen umgehen kann. Der tatsächliche Verarbeitungsprozess dauert hingegen oft ziemlich lange. 

Bist du privat jemand, der seine Schwächen lieber verbirgt? 

Ich habe das große Glück, eine wunderbare Familie und Freunde um mich herum zu wissen, die mich immer wieder auffangen. Schwächen sind für mich per se nichts Negatives. Man muss lernen, wie man mit ihnen umgeht. Aber das ist natürlich manchmal leichter gesagt, als getan :D

Welche Bedeutung hat Luisas körperlicher Makel – der Buckel – deiner Meinung nach?

Ihr Buckel steht symbolisch für alles, was wir an uns selbst nicht leiden mögen. 

Was wäre das in deinem Fall?

Sicher gibt es viele Dinge, die ich an mir selbst nicht mag. Hier ist etwas zu groß, da etwas zu klein. Wenn ich mit mir selbst nicht im Reinen bin, erscheinen diese Makel und Fehler natürlich umso größer und ich fange an, mich mit anderen zu vergleichen. Das ist das Blödeste, was man machen kann. Wahrscheinlich streben wir alle nach einer Perfektion, die wir an anderen Menschen festmachen – und stehen uns dabei manchmal sehr im Weg. Ich bin im Grunde sehr zufrieden mit mir und keine wandelnde Krise. Jedenfalls noch nicht! ;)

Du selbst hast keine Rückgradverkrümmung, sondern legst für den Dreh täglich einen speziellen Body an. Inwiefern beeinflusst er dich in deinem Spiel? 

Tatsächlich macht diese Konstruktion etwas mit mir. Der Buckel ist ein Teil von Luisa – und somit auch von mir. Wenn Witze darüber gemacht werden, dann bleibt mir das Lachen manchmal schon im Halse stecken.  Luisa geht viel souveräner mit der ganzen Situation um und begegnet ihrem Handicap nach außen hin mit sehr viel Humor. Aber sie ist gleichzeitig auch wachsam und spürt, wenn sich Leute über sie lustig machen.

David (Michael N. Kühl) macht Luisa (Magdalena Steinlein) einen Heiratsantrag.
David macht Luisa einen Heiratsantrag. | Bild: ARD / Christof Arnold

Nur bei der geldgierigen Beatrice Hofer und ihrem Sohn David scheint sie ihre Menschenkenntnis manchmal im Stich zu lassen.

Die Intrigen der beiden sind aber auch wirklich sehr klug durchdacht und schwer zu durchschauen! David tritt ihr gegenüber immer liebevoll und fürsorglich auf. Seine fiesen Blicke sieht sie ja nicht! Warum sollte sie ihm misstrauen. Sie ist ein gutmütiger und offener Mensch.

Aber warum hat Luisa ausgerechnet bei ihrer großen Liebe Sebastian so ein großes Problem mit dem Thema Vertrauen?

Das ist die reine Verlustangst – sie hat schließlich bereits zwei Personen verloren, die ihr viel bedeuten. Also geht sie lieber auf Abstand zu Sebastian. Ich würde Luisa wünschen, dass sie Sebastian manchmal direkt darauf anspricht, wenn sie etwas stört.

Unterscheidest du dich in diesem Punkt von deiner Serienfigur? 

Definitiv. Ich schätze es, wenn man nicht lange um den heißen Brei herumredet, da das nur zu Missverständnissen führt.

Kommt dir das Telenovela-Format da sehr gelegen?

Ja, denn hier am Set haben wir nicht viel Zeit. Ich muss schnell entscheiden, Probleme schnell lösen, flexibel bleiben und manchmal pragmatisch sein. Das gefällt mir, weil ich ein eher ungeduldiger Mensch bin.

Freust du dich darüber, dass deine Arbeit täglich von so vielen Menschen wahrgenommen wird?

Ich habe vorher viel Theater gespielt, wo der Schauspieler in einen unmittelbaren Dialog mit seinem Publikum tritt. Das ist jetzt natürlich nicht so. Die Reaktionen der Zuschauer, die täglich "Sturm der Liebe" einschalten, höre und sehe ich nicht. Darum freue ich mich umso mehr über Fantage oder ähnliches, wo es zum Austausch mit den Zuschauern kommt!

Du bist mit einer eigenen, offiziellen Seite auf Facebook vertreten und hast einen Account bei Instagram. Findest du es wichtig, als Schauspieler in den sozialen Netzwerken aktiv zu sein?

Nach anfänglichem Zögern weiß ich mittlerweile die Vorteile der sozialen Netzwerke sehr zu schätzen. Da kann ich mir mein ersehntes Feedback holen, aber die Fans auch über meine anderen, beruflichen Projekte informieren und sie natürlich auf Dinge aufmerksam machen, die mir am Herzen liegen.

Zum Beispiel?

Die aktuelle Flüchtlingsdebatte. Ich wäre in einer vergleichbaren Situation froh, wenn mich ein anderes Land aufnehmen würde. Die Welle der Hilfsbereitschaft, die Deutschland in den vergangenen Wochen ergriffen hat, hat mich sehr berührt. Dass die Umsetzung der Pläne zur Integration der Flüchtlinge alles andere als leicht ist und eine große Herausforderung darstellt, sehen wir täglich.  Allerdings sehe ich auch keinen Grund, warum wir uns dem nicht stellen sollten und können. Schon allein aus Dankbarkeit für mein eigenes Leben möchte ich mein Herz und meine Augen nicht vor dem Leid der anderen verschließen.


Das Interview führte Lena Kettner für DasErste.de

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