Saskia Valencia im Interview
"Es ist nicht das erste Mal, dass ich eine Frau vor der Kamera küsse."
Sie schätzt die Arbeit für Serienformate – schließlich startete Saskia Valencia ihre Karriere 1993 mit einer durchgehenden Rolle in der RTL-Soap "Gute Zeiten, Schlechte Zeiten". Nun ist sie nach ihrer Hauptrolle in "Rote Rosen" 2010 wieder in einer ARD-Telenovela zu sehen und sorgt in "Sturm der Liebe" als Nina Kowald für ordentlich Wirbel. Mit uns hat Saskia Valencia über die Herausforderungen des Drehs für eine tägliche Serie, Muttergefühle und gebrochene Frauenherzen gesprochen.
DasErste.de: In "Rote Rosen" hast du vor sechs Jahren die Staffelheldin der 7. Staffel gespielt. Welche Unterschiede im Drehalltag hast du zwischen "Rote Rosen" und "Sturm der Liebe" feststellen können?
Saskia Valencia: Klar ist der Alltag am Set einer Telenovela relativ ähnlich – das Pensum ist allerdings bei "Sturm der Liebe" noch ein wenig höher. Und bei "Rote Rosen" konnte ich meine Rolle über einen längeren Zeitraum hinweg weiterentwickeln. Bei "Sturm der Liebe" hatte ich hingegen nur wenige Wochen, um meiner Rolle ein Profil zu geben – eine spannende Erfahrung!
Welche Fähigkeiten machen einen guten Seriendarsteller aus?
Er muss dazu in der Lage sein, jeden Tag auf den Punkt genau verschiedene Emotionen abrufen zu können. Die große Kunst besteht für mich vor allem darin, nicht nur den Text abzuspulen, sondern sich kontinuierlich und im Austausch mit den Dramaturgen und Regisseuren mit seiner Rolle auseinanderzusetzen.
Was für ein Typ Frau ist Nina Kowald, die du in "Sturm der Liebe" spielst?
Nina entspricht dem Klischee, das man oft von Frauen in heterosexuellen Beziehungen hat: Ursprünglich stand sie mal auf eigenen Beinen, doch dann ist sie ganz in ihrer Rolle als Mutter und Partnerin aufgegangen und hat sich darüber ein wenig selbst verloren. Als sich ihre Lebensgefährtin Chris eine jüngere Partnerin sucht, bekommt Ninas heile Welt von einem auf den anderen Tag Risse.
Warum beginnt sie dann kurz nach ihrer Trennung von Chris eine Affäre mit André Konopka?
André gibt ihr genau die Aufmerksamkeit, die sie in dieser schwierigen Situation braucht. Sicherlich ist die Affäre mit ihm zunächst einmal der letzte Strohhalm, an den sie sich klammert. Sie verliebt sich irgendwann tatsächlich in André und tut alles dafür, dass er nicht an ihren Gefühlen zweifelt. Im Grunde genommen geht ihr ihre große Liebe Chris aber nie ganz aus dem Kopf. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass einen eine langjährige Beziehung nach der Trennung noch eine ganze Zeit beschäftigen kann.
Inwiefern?
Man hat einen Großteil seines Lebens mit einem geliebten Menschen verbracht und wünscht ihm im Grunde genommen nichts Böses. Gleichzeitig macht sich aber eine große Enttäuschung über die zerbrochene Beziehung breit. Ich bin zum Glück privat ein sehr versöhnlicher Mensch – Rachegefühle oder ähnliches sind mir fremd.
Nina war lange mit einer Frau liiert, bevor André in ihr Leben kam. Wurde ihr Männerbild dadurch in irgendeiner Art und Weise geprägt?
Ich glaube nicht, dass Nina die Affäre mit André beginnt, weil sie frustriert ist über die Frauenwelt. Sie verliebt sie in einen Menschen, nicht in sein Geschlecht. Ich bin generell überzeugt davon, dass in jedem von uns eine bisexuelle Seite steckt.
Für kurze Zeit kommt Ninas Ex-Partnerin sogar an den "Fürstenhof" und versucht Nina zurückzuerobern. Wie hast du Zusammenarbeit mit Beate Maes, die diese Rolle spielt, empfunden?
Ich kannte Beate schon vor dem Dreh und schätze sie sehr! Und es ist nicht das erste Mal, dass ich eine Frau vor der Kamera küsse. In "Gute Zeiten, Schlechte Zeiten" wurde ich sogar verführt und war in einigen Bettszenen zu sehen. Meine Rolle Saskia Rother war jedoch damals enttäuscht von der Männerwelt und hat sich aus diesem Grund Frauen zugewandt. Nina Kowald ist nicht nur ein Beziehungsmensch, sondern auch Mutter.
Wie ist das Verhältnis zu ihrem Sohn Norman?
Nina hat daher eine sehr innige Beziehung zu Norman, die sich sehr gut vor der Kamera darstellen ließ, weil mir die Zusammenarbeit mit meinem Kollegen Niklas Löffler großen Spaß gemacht hat.
Du bist selbst Mutter von zwei mittlerweile erwachsenen Kindern. Wie beurteilst du Ninas Umgang mit Norman?
Ich finde, dass sie eine sehr gute Mutter ist! Norman hat während seiner Kindheit so viel Liebe und Zuneigung erfahren, dass er seiner Mutter jetzt etwas davon zurückgeben kann. Dass sich das Mutter-Kind-Verhältnis in zunehmendem Alter umkehrt, kenne ich auch aus meiner eigenen Familie. Ich finde es schön, wenn sich meine Kinder um mich sorgen und ich spüre, wie viel ich ihnen bedeute.
Du hast deine Kinder wie Nina relativ früh bekommen. War es bisweilen schwer, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen?
Definitiv! Manchmal wäre ich gerne einfach nur für meine Kinder dagewesen. Die Gedanken, dass man in keiner der beiden Welten richtig zu Hause ist, begleiten einen gerade dann, wenn die Kinder noch klein sind. Aber ich bin auch überzeugt davon, dass mich mein Beruf zu einer ausgeglichenen, glücklicheren Mutter gemacht hat. Meine Rolle Nina hingegen hatte diesen Ausgleich zu ihrem Hausfrauendasein nie. Ich glaube, das ist einer der Gründe dafür, dass ihre Beziehung zu Chris zerbrochen ist.
Kannst du nachvollziehen, dass Nina am Ende doch zu Chris zurückkehrt?
Ja, denn die Loslösung aus der Beziehung war keine freiwillige Entscheidung. Ich glaube, die Zeit am "Fürstenhof" hat Nina reifer und selbstbewusster werden lassen. Wenn Chris und Nina eine neue Basis für ihre Beziehung finden, haben sie durchaus noch eine Chance miteinander.
Das Interview mit Saskia Valencia führte Lena Kettner für dasErste.de.
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