Di., 14.05.24 | 22:50 Uhr
Das Erste
Zerreißprobe in Georgien | Weltspiegel extra
Georgien ist ein kleines Land mit nur knapp vier Millionen Einwohnern. Und doch hat Georgien in dieser Zeit eine enorme Bedeutung: Russland und die EU ringen hier seit langem um Einfluss. Und dieses Ringen spitzt sich gerade gefährlich zu. Seit Wochen gehen Tausende Menschen in der Hauptstadt Tiflis auf die Straße. Anlass ist ein Gesetz, nach dem Nichtregierungsorganisationen ihre Einnahmen veröffentlichen müssen, wenn sie zu mehr als 20 Prozent aus dem Ausland finanziert werden. Für mehr Transparenz, sagt die Regierungspartei "Georgischer Traum" – um uns als „ausländische Agenten“ abzustempeln, sagen die Organisationen. So wie die Opposition befürchten sie mehr staatliche Kontrolle und vor allem mehr russischen Einfluss. Denn im Nachbarland Russland gibt es ein ähnliches Gesetz. Das hat seit 2012 dazu geführt, dass ausländische Medien und Organisationen beschnitten, sogar zerschlagen werden konnten. Wie passt das zusammen mit Georgiens Status als EU-Beitrittskandidat?
Der Film zeigt die Risse in der georgischen Gesellschaft. Nach aktuellen Meinungsumfragen befürwortet die Bevölkerung mit überwältigender Mehrheit eine Mitgliedschaft in der EU. Auf der anderen Seite ist die Nähe und Verbundenheit zu Russland seit Jahren Teil der Georgischen Realität und es gibt auch Menschen, die die Formel der Regierung „Beitritt ja, aber nach unseren Bedingungen“ unterstützen.
Norbert Hahn und Björn Blaschke begleiten in ihrer Reportage junge Menschen, die seit Wochen auf die Straße gehen und die um ihre Zukunft bangen. Die Stimmen aus Regierung und Opposition machen deutlich, wie gespalten Georgien derzeit ist zwischen der EU und Russland. Kaum irgendwo wird diese Zerrissenheit deutlicher als an der Grenze der „Republiken“ Süd-Ossetien und Abchasien, die gewaltsam mit Hilfe Russlands von Georgien abgetrennt wurden. Wohin steuert Georgien?
Ein Film von Norbert Hahn und Björn Blaschke
Redaktion: Shafagh Laghai
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