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Die gefährlichsten Schulwege der Welt: Sibirien

Folge 8

Auch bei minus 59 Grad fahren in Oimjakon noch Autos.
Auch bei minus 59 Grad fahren in Oimjakon noch Autos. | Bild: MDR / Maximus Film

Der achtjährige Alioscha trödelt gerne. Seine Mutter Irina sieht das alles andere als gern – denn trödeln kann am kältesten bewohnten Ort der Welt durchaus lebensgefährlich sein. Wer sich zu lange ungeschützt in der Kälte aufhält, kann leicht erfrieren. Bei durchschnittlichen Winter-Temperaturen von -40 Grad Celsius wird im sibirischen Oimjakon alles Alltägliche zur Herausforderung, der tägliche Schulweg wird für die Kinder des 500 Seelen-Ortes zur wahren Abenteuerreise. Denn Alioscha und seine Schulkameraden haben den kältesten Schulweg der Welt.

Morgens um sechs Uhr beginnt der Tag mit einem Blick auf das Thermometer: Zeigt es unter -54 Grad Celsius an, bereitet Mutter Irina ihren kleinen Alioscha für die Schule vor, ist es kälter, darf Alioscha noch ein bisschen liegen bleiben – erst ab -54 Grad gibt es kältefrei für die Kinder in Oimjakon.

Als erstes holt Irina Eisblöcke aus dem nahegelegenen Fluss und schmilzt das Eis auf dem Herd, damit sich ihr Sohn den Schlaf aus den Augen waschen kann: fließendes Wasser gibt es nicht im Haus, die Rohre würden bei den Temperaturen bersten. Den Wohnraum hat Mutter Irina auf etwa 20 Grad geheizt. Wenn Alioscha die Haustür nach draußen öffnet, um zur Schule zu gehen, ist es siebzig Grad kälter – Alltag in Oimjakon. Die Kälte, sie bestimmt das ganze Leben dort.

Niemand weiß das besser als Gregori, der einzige Busfahrer des Dorfes. Ihm vertrauen viele Eltern allmorgendlich ihre Kinder an, er sammelt diejenigen ein, die außerhalb des Dorfes wohnen. Damit sein Bus bei diesen extremen Temperaturen überhaupt fährt, hat ihn Gregori besonders präpariert. Ein Motorausfall mit Schulkindern an Bord könnte fatal enden. Fast 50 Kinder warten entlang der Strecke auf den Bus – genaue Abfahrtszeiten gibt es nicht – sie lassen sich einfach nicht planen. Wer den Bus verpasst, muss umkehren – oder zu Fuß zur Schule gehen. Auch wenn die Kinder warm angezogen sind – vier Kleidungsschichten, darüber noch mal zwei Jacken, zwei Paar Handschuhe, ein dicker Schal und eine warme Pelz-Mütze – sind sie nach ein paar Minuten durchgefroren.

Mit einem Flammenwerfer wird das Auto aufgetaut, damit es morgens überhaupt anspringt.
Mit einem Flammenwerfer wird das Auto aufgetaut, damit es morgens überhaupt anspringt. | Bild: MDR / Maximus Film
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