Di., 16.08.22 | 23:20 Uhr
Das Erste
FAKT: So trickst der Reichsbürger-König den Staat aus
Es ist Tag der offenen Tür im „Königreich Deutschland“. Hauptstandort ist ein ehemaliges Sägewerk in Wittenberg. Menschen, die von der Bundesrepublik enttäuscht sind, informieren sich über ein Leben in einem anderen Land – dem sogenannten „Königreich Deutschland“. Ein angeblich autonomes Reich mitten in der Bundesrepublik. Es verspricht eine Alternative zu sein – mit eigenen Verwaltungsstrukturen, einem Rentenangebot, einer eigenen Währung inklusive Bank und einem Souverän, einem richtigen König. Das ist Peter Fitzek, ein 56-jähriger gelernter Koch und Karatelehrer aus Sachsen-Anhalt. Vor zehn Jahren rief er sein neues Reich mit entsprechender Verfassung aus, und krönte sich in einer absurden Zeremonie mit Hermelinmantel, Schwert und Krone selbst. Fitzek ist ein Reichsbürger, der schon vor Jahren seinen offiziellen Ausweis abgab und sich eigene Dokumente ausstellte.
„Peter I.“ hat nach eigenen Angaben 4000 Anhänger und viele Visionen für sein Königreich: So sollen an verschiedenen Standorten Siedlungen entstehen, die sich autark versorgen und ihr Leben selbst bestimmen, nicht gebunden an die Gesetze der Bundesrepublik – und den Blicken des Verfassungsschutzes entzogen. Der nämlich beobachtet die Machenschaften um den Reichsbürgerkönig und seine Gefolgsleute seit vielen Jahren. Vor allem die Nähe zu extremen Rechten fällt auf. Und obwohl Fitzek bereits wegen dutzendfachen Fahrens ohne Führerschein, des Vorwurfs der Untreue und der Körperverletzung vor Gericht stand und wegen mutmaßlicher illegaler Bankgeschäfte in U-Haft saß, schafft er es immer wieder, sich Haftstrafen zu entziehen. So betreibt er seit Jahren verbotene Bankgeschäfte, eine Räumung der aktuellen Filialen durch den Staat findet aber trotz mehrfacher Ankündigung nicht statt.
Stattdessen konnte „König“ Fitzek sein Reich gerade weiter ausbauen. Zwei Schlösser hat er mit seinen Anhängern in Sachsen erworben. Eine dritte Immobilie, ein Hotelgebäude in Reichenbach, hat die Gemeinde selbst gekauft, um die Ansiedlung des Königs zu verhindern. An den anderen Orten gelang der Kauf der Liegenschaften durch das Auftreten von Strohmännern und von einem Verein – Fitzek selbst könnte gar keine Verträge in der von ihm abgelehnten Bundesrepublik abschließen. Sein Königreich verfügt offenbar über große Summen Geldes, das seine Gefolgsleute spenden.
Wie fortgeschritten ist die Expansion des „Königreich Deutschlands“? Und warum können die Behörden rechtswidrige Aktionen nicht verhindern? "FAKT"-Reporter blicken hinter die Kulissen des Pseudo-Königreichs.
Diese Sendung ist nach der Ausstrahlung zwölf Monate lang in der ARD Mediathek verfügbar.