So., 29.03.20 | 19:25 Uhr
Das Erste
Was bringt der Friedensplan für Afghanistan?
Nach Jahrzehnten des Konflikts soll ein Abkommen zwischen den USA und den Taliban dem Land den Frieden bringen. Ein historischer Deal – und immer noch Krieg. Der lässt sich nicht leugnen. Die meisten Afghanen kennen nichts anderes, etwa 40 Jahre schon. Aber jetzt gibt ein kleines bisschen Hoffnung auf Frieden.
Taliban haben viel erreicht
Die USA haben im Februar einen Vertrag unterschrieben, mit einem Partner, den sie diplomatisch nicht anerkennen: Den Taliban, die so viel Grauen in das Land gebracht haben. "Die Taliban sind damit offiziell als Kriegspartei in Afghanistan anerkannt, aber das ist ja nur ein Anerkennen der Realität. Man verhandelt ja über ein Ende des Krieges mit seinen Gegnern, nicht mit seinen Freunden", sagt Thomas Ruttig, Afghanistan Analysts Network.
Auf dem Papier haben vor allem die Taliban viel erreicht: Die USA versprechen, abzuziehen aus Afghanistan – innerhalb von 14 Monaten. Gefangene sollen ausgetauscht werden. Auch die Bundeswehr schickt Soldaten nach Hause.
Im zweiten Schritt sollen die Afghanen über Frieden und Versöhnung verhandeln. Die Taliban mit der Regierung. Aber mit welcher? Afghanistan hat im Moment zwei Präsidenten. Amtsinhaber Ghani und Herausforderer Abdullah streiten um die Macht und blockieren so nun selbst die Verhandlungen. Keiner kann den Krieg gewinnen – nicht der Westen, nicht die Taliban.
Eine kleine Hoffnung auf Frieden
Heute gehen in Afghanistan Mädchen in die Schule. Eine junge Generation träumt von Demokratie. War alles umsonst? Auch die deutschen Milliarden für Afghanistan? "Ich weiß nicht, ob ich optimistisch sein kann, dass diese Friedensgespräche wirklich zu einem positiven Ende führen. Weil einfach zu viele Probleme zu lösen sind. Man muss es aber auf alle Fälle probieren. Die Chancen stehen wahrscheinlich 50 zu 50 – wenn man es mal ein bisschen optimistisch formulieren möchte", erklärt Thomas Ruttig.
Eine kleine Hoffnung auf Frieden. Darauf, dass wenigstens ein Teil der Menschenrechte und der Demokratie gerettet werden kann. Das wäre schon sehr viel.
Autor: Gábor Halász
Stand: 29.03.2020 19:43 Uhr
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