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Indonesien: Putins Freunde

Indonesien: Putins Freunde | Bild: NDR

Im größten muslimisch geprägten Land der Welt unterstützen viele Wladimir Putin und seine völkerrechtswidrige Invasion. Traditionell stehen "starke Führer" hoch im Kurs der indonesischen Öffentlichkeit. Und die Abneigung gegen den Westen ist groß.

Russisch lernen für die Touristen

Personen sitzen an Tischen.
Auf Bali wird im Tourismus Russisch gelernt. | Bild: NDR

In ihrem Alltag auf Bali fahren sie Taxi, verkaufen Immobilien, führen russische Touristen über die Insel – sie alle lernen in einer Sprachschule Russisch. "Man muss auf Bali Russisch sprechen können. Die meisten von uns arbeiten im Tourismus. Und seitdem viele Russen kommen, ist es einfach wichtig Russisch zu sprechen", sagt Winata. Er ist Reiseveranstalter, Autovermieter, Gastronom und führt eine Wäscherei.

Viele Russen lassen sich auf Bali dauerhaft nieder. Die 30-jährige Dida ist mit einem Russen verheiratet. Sie war zwei Mal in Moskau, mag das Land und vor allem Putin. Genauso ihre Freundin Triani: "Er ist charismatisch. Und seine Augen, er hat schöne Augen."

Russland mit islamfreundlichen Image

Russland und Indonesien pflegen ihre engen Beziehungen schon seit Jahrzehnten. So habe Russland schon in den 1950er-Jahren die Unabhängigkeit Indonesiens unterstützt, erklärt Reynaldo de Archellie. Er unterrichtet Russisch-Studien an der größten staatlichen Universität des Landes. "Ausgehend von dieser engen Beziehung haben Indonesien und Russland ihre Zusammenarbeit in vielen Bereichen ausgebaut, besonders seit den 2000er-Jahren – bei Bildung, Technologie, Handel und Wirtschaft bis hin zur Terrorismusbekämpfung."

Russland schafft es inzwischen sogar, sich ein islamfreundliches Image zu verschaffen, unter anderem mit Investitionen in Bahnstrecken, Raffinerien und in Kulturzentren: "Unter der Führung von Putin ist der Islam ein Teil Russlands geworden. Die nationale Identität Russlands umfasst nun auch den Islam", erklärt Reynaldo de Archellie.

Abneigung gegen US-amerikanische Außenpolitik

Ganz anders das Image der USA im Land: Die Kriege gegen muslimische Staaten wie Afghanistan, Irak und oder Libyen schüren seit Jahren die Abneigung gegen die US-amerikanische Außenpolitik. Die USA ist für viele Indonesier eine Supermacht, die nach Weltherrschaft strebt und andere Kulturen unterdrückt. "In Bezug auf den Krieg zwischen Russland und der Ukraine, wird Russland als das einzige Land gesehen, dass den Mut hat, sich westlichen Expansionsplänen entgegenzustellen. Wenn ich Gesprächen in kleinen Läden oder im Taxi zuhöre, da erzählen sie: 'Der Westen scheint hinter der Ukraine her zu sein.' Und das wird als klare Bedrohung für Russland gesehen", sagt Budiman Sudjatmiko, Mitglied der Demokratischen Partei des Kampfes Indonesiens.

Die indonesische Regierung bleibt offiziell neutral. Präsident Joko Widodo präsentiert sich als neutraler Vermittler. Er besuchte vor Kurzem erst Kiew und zerstörte Vororte, reiste dann weiter nach Moskau. "Wir handeln verhältnismäßig, daher sind wir gegen russische Sanktionen. Wir dürfen das Land nicht isolieren. Die Auswirkungen auf die Energie- und Lebensmittelversorgung können enorm sein. Wir wollen kein Benzin in ein Feuer gießen, das bereits brennt", sagt Widodo.

Russische Propaganda fällt auf fruchtbaren Boden

Yutube-Video mit einem Auftritt Putins auf einem Handy.
Viele Indonesier bewundern die militärische Stärke Russlands. | Bild: NDR

In der Sprachschule auf Bali sind sie nicht ganz so neutral wie ihr Präsident. Im Netz kursieren viele anti-westliche, pro-russische Videos. Eins kennen sie hier alle. Es zeigt die Ansprache von Putin zum Tag des Sieges und den Uraa-Ruf der Soldaten. "Wenn ich das Video sehe, fühle ich Patriotismus, Führungsstärke, Heldentum. Jedes Land, das jemals angegriffen oder kolonialisiert wurde, wie wir Indonesier, wird das nachempfinden können", sagt Sprachschüler Okjen. Er und die anderen bewundern die militärische Stärke Russlands. Indonesien hat vor wenigen Tagen zum Unabhängigkeitstag erst selbst seine Armee aufmarschieren lassen. Russische Propaganda fällt hier auf fruchtbaren Boden.

Autorin: Jennifer Johnston, ARD-Studio Singapur

Stand: 21.08.2022 19:43 Uhr

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