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Türkei / Griechenland: Schutzlose Frauen – Gefangen im Nirgendwo?

Türkei / Griechenland: Schutzlose Frauen – Gefangen im Nirgendwo? | Bild: picture alliance / AA

Das ist Marzieh: ihre drei Jahre alte Tochter Sara soll gleich ins Krankenhaus gebracht werden – sie hat hohes Fieber. Marzieh hat Angst, dass die Ärzte die Kleine nicht behandeln werden, denn sie hat keine Versicherung und wurde gestern bereits von einem Arzt abgelehnt.
Einige Stunden früher: Am Busbahnhof der türkischen Grenzstadt Edirne. Hunderte Menschen sind hier gestrandet, nach dem erfolglosen Versuch nach Griechenland zu gelangen. Hier treffen wir auch Marzieh zum ersten Mal. Seit fünf Tagen harrt sie hier aus, erzählt sie.
Marzieh zeigt uns ihren Schlafplatz. Ihr Mann sitzt apathisch auf dem Boden, reagiert kaum. In der Ecke liegt ihre kleine Tochter Sara, mit hohem Fieber.

Warten auf eine neue Chance

Der jungen Mutter bleibt nichts anderes übrig als zu warten. Marzieh stammt aus dem Iran, vor einigen Jahren floh sie in die Türkei. Doch sie fand keine Arbeit, habe hier keine Perspektive, sagt sie. Als sie im türkischen Fernsehen sah, die Tore in die EU seien geöffnet, stieg sie mit ihrer Familie in den nächsten Bus in Richtung Grenze. Eine junge Afghanin erzählt, sie sei von türkischen Behörden sogar dazu aufgefordert worden, das Land zu verlassen. Das hören wir auch von anderen Frauen. Einige erzählen uns außerdem, dass sie es nach Griechenland geschafft hätten, wie diese junge Afghanin, die hochschwanger ist. Dort sei sie von griechischer Polizei festgenommen worden.

Türkische Helferinnen

Nun sitzen viele hier fest, schlafen im Freien bei Temperaturen um die Null Grad in der Nacht. Einige türkische Freiwillige verteilen Essen. Für die Frauen haben sie auch Damenbinden dabei.

Unterdessen ist draußen der Krankenwagen eingetroffen. Marzieh hat die Sirenen gehört. Sie will klären, ob die Sanitäter auch ihre Tochter Sara mitnehmen. Immer mehr Familien bringen ihre Kinder. Dann wird auch Marzieh durchgelassen; sie und Sara dürfen mitfahren. Begleiten dürfen wir sie nicht. Wir verabreden, hier auf sie zu warten.

Der nächste Tag. In der Nacht hat es geregnet. Als wir ankommen ist gerade Polizei da. Sie überlegen den Platz zu räumen, heißt es. Wohin die Flüchtlinge dann gehen, bleibe ihnen überlassen. Plötzlich entdecken wir Marzieh. Sara gehe es besser, sie habe im Krankenhaus Medizin bekommen. Nun stellt sich ihnen die Frage: Wie geht es weiter? So beschließt die Familie von Marzieh, erst einmal weiter hier am Busbahnhof zu warten, auch wenn nicht sicher ist, wie lange sie noch bleiben dürfen.
Ihr und vielen anderen Frauen ist längst klar: Sie sind zum Spielball der internationalen Politik geworden, die weiter zuschaut, statt zu handeln.

Autorin: Katharina Willinger, ARD Istanbul

Stand: 08.03.2020 23:04 Uhr

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