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Weltspiegel extra: Gespalten nach dem Putsch

Wohin steuert die Türkei?

Weltspiegel extra: Gespalten nach dem Putsch - Wohin steuert die Türkei? | Bild: ARD

Istanbul fünf Tage nach dem gescheiterten Putschversuch: Der Taksim-Platz ist zur festen Feierstätte der Regierungsanhänger geworden. Jubel, ausgelassene Freudenstimmung und nationales Selbstbewusstsein halten den Ort besetzt, der ein Symbol für den Widerstand gegen Präsident Erdogan war. Unsicherheit, Depression und Angst dagegen auf der anderen Seite, bei den jungen Oppositionellen: Sie sehen das nationalistische Triumphieren der AKP-Anhänger als Zeichen dafür, dass die Türkei sich grundlegend ändert: Sevda geht es eigentlich gut, sie arbeitet als PR-Fachfrau, hat mit ihrem Mann eine Wohnung mit Garten – mitten in Istanbul.

Die PR-Fachfrau Sevda
Die PR-Fachfrau Sevda | Bild: BR

Ihre und die Gefühle ihrer Freunde beschreibt sie so: "Furcht, Unsicherheit, keiner weiß, was als nächstes passiert. Panik! Jedem geht es so. Freunde von mir nehmen Antidepressiva. Keiner will rausgehen, wir haben unser Leben aufgegeben, irgendwie." Aber auch die Gewerbetreibenden stehen noch unter Schock: Cafébesitzer Erinc haben die Kampfflugzeuge über den Köpfen und die Soldaten auf den Straßen Angst gemacht.

Noch mehr Sorge macht ihm allerdings das Ausbleiben der Touristen: "Ich kann nicht einen Monat im Voraus planen. Da explodiert was und alles ist anders. Der Tourismus ist schon am Ende: innerhalb eines Jahres hat sich viel geändert. Wir wollen so was nicht mehr: Bomben, Explosionen, Kämpfe – wir sind so was nicht gewohnt."

In den Straßen und auf den Plätzen ist besonders bei Regierungsanhängern die Distanz gegenüber Ausländern zu spüren: sie glauben oft der Stimmungsmache, ausländische Staaten und Einrichtungen stünden hinter dem Putschversuch oder billigten ihn zumindest. Der Putschversuch steckt allen Menschen tief in den Knochen; die Forderung nach der Todesstrafe für die Putschisten wird auf der Straße laut. Und Anhänger der Regierung sehen diesen Moment als große Chance, mit Seilschaften, der Gülen-Bewegung und den alten Eliten endlich abrechnen zu können.

Emir arbeitet für eine Baustofffirma.
Emir arbeitet für eine Baustofffirma.

Emir, der für eine Baustofffirma arbeitet, ist zuversichtlich: "Das türkische Volk hat seine Demokratie nicht ungeschützt gelassen und hat gleichzeitig seine Willenskraft gezeigt und sich hinter den Staatspräsidenten, den es selber gewählt hat, gestellt. Das türkische Volk hat der Welt gezeigt, dass die absolute Kraft und Macht bei ihm selber liegt. Und ich denke, dass diese Botschaft bei einigen angekommen ist."

Film von Ralph Gladitz
Redaktion: Matthias Ott, Hilde Stadler

Stand: 12.07.2019 08:12 Uhr

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