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Norwegen: Ein Mann und der Schnee

Norwegen: Ein Mann und der Schnee  | Bild: NDR

Überall Eis und Schnee: Morten Blien muss den Schneepflug schon wieder freikratzen. Bei minus 20 Grad friert alles innerhalb von Minuten fest. So kann der 33-Jährige nicht zu seiner nächsten Runde los. "So geht das jetzt stündlich. Wir wollen ja, dass man unsere Lichter sieht, und dass die anderen Autofahrer hinter uns erkennen, wo unsere Fahrzeuge zu Ende sind", erklärt Morten Blien.

Versorgung für kleine Orte der Finnmark sichern

Morten Blien
Morten Blien ist leidenschaftlicher Mechaniker. | Bild: NDR

Seit acht Stunden ist er jetzt im Einsatz, damit die kleinen Ortschaften auch im Winter versorgt werden. Außerdem nutzen viele Lkw aus Russland die Straßen in der Finnmark. Die Grenze ist nur etwa 200 Kilometer entfernt. Von all den Spannungen und Krisen mit Russland spüren sie hier jedoch nichts, sagt Morten. Er persönlich hat noch keine schlechte Erfahrung mit den Nachbarn im Osten gemacht: "Wir können nichts Schlechtes über Russland sagen. Natürlich, da gibt es einige Umweltprobleme mit dem russischen Atommüll in der Nähe der Grenze. Da haben wir schon Sorge, dass das irgendwann gefährlich werden könnte. Aber sonst, haben wir keine Probleme mit Russland."

Wenn Morten nicht mit dem Schneepflug unterwegs ist, dann vertreibt er sich die Zeit mit anderen Maschinen. Er ist ein leidenschaftlicher Mechaniker, wie viele hier im einsamen Norden. Mit seinem Motor-Rennschlitten fährt er Rennen. Aber nicht im Schnee, wie man vermuten könnte, sondern auf dem Wasser, erzählt er. Watercross nennt sich diese Motorsportart. "Beim Watercross fährt man mit einem speziellen Motorschlitten übers Wasser. Man muss schnell damit fahren, denn wenn man zu langsam unterwegs ist, dann sinkt man. Bist du zu schnell, baust du einen Unfall", erklärt Blien.

Er hat es in den vergangenen Jahren zu großen Erfolgen gebracht, ist Europameister und hält den Langstreckenweltrekord: Morten war nonstop 212 Kilometer auf einem Fluss unterwegs, bis ihm der Sprit ausging und er – natürlich – mitsamt Renngerät unterging. Es ist ein Großer-Jungen-Traum, den Morten lebt. Fast seine gesamte Freizeit verbringt er in seiner Garage. In der Jagdsaison werden hier auch schon mal die erlegten Elche aufgehängt.

Auch das weihnachtliche Festessen findet natürlich in der Garage statt. Mortens Frau Günhild sorgt für die richtige Atmosphäre – viele Kerzen müssen sein. Und selbstverständlich bekommt der Rennschlitten den Ehrenplatz am Kopf der Tafel.

"Du kannst hier machen, was du möchtest"

Morten Blien und seine Familie
Morten und seine Frau Günhild genießen das Leben fernab der Städte. | Bild: NDR

Mortens Freunde treffen sich nicht so häufig, sie wohnen weit auseinander. Da bietet der Elch-Braten eine gute Möglichkeit, über all die großen und kleinen Sorgen zu reden. Zum Beispiel über die Diskussionen um Steuererhöhungen für Benzin: "Es gibt nur teures Benzin und teuren Diesel, immer neue Gebühren. Wir sollen Straßengebühren bezahlen, dabei gibt es kaum Straßen hier oben."

 "Grundsätzlich wissen die Leute aus der Regierung und aus den Städten doch gar nicht, was für ein Leben wir hier führen. Das sieht man ja an den Entscheidungen, die sie treffen. Viele von denen sind noch nie aus ihrer Stadt rausgekommen."

Mortens Frau Günhild ist rausgekommen und wollte nie wieder weg. "Das ist das Schöne, du kannst hier machen, was du möchtest. Und die Leute sind sehr offen. Das ist auch der Grund, warum ich geblieben bin. Ich wollte eigentlich nur ein Jahr hier sein, inzwischen sind es zehn Jahre."

Lange Winter im Norden Norwegens

Haus im Schnee
Die Winter im Norden von Norgwegen sind lang. | Bild: NDR

Nach dem Festessen fährt Morten wieder mit dem Schneepflug los – Nachtschicht. Es hat wieder geschneit. Die Winter sind im Norden Norwegens lang. Die guten Jobs gibt es im Süden, in den Ballungszentren. Dennoch ist es für ihn undenkbar, wegzuziehen: "Das sind mir zu viele Leute, es ist stressig. Es ist teuer, wenig Freizeit. Es ist schwer, dort seinen Hobbys nachzugehen, man rennt zur Arbeit, und dann rennt man wieder heim. Man wohnt in Wohnblöcken, nicht in Häusern. Hier auf dem Land ist es am besten." Und wo es einem am besten gefällt, da soll man bleiben, sagt er.

Autor: Clas Oliver Richter, ARD-Studio Stockholm

Stand: 13.07.2019 12:24 Uhr

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